Beraten, Trainieren, Coachen
mit den Teilnehmern diskutieren, den Erfahrungsaustausch steuern, Standpunkte zusammenfassen oder miteinander verbinden, Methoden zur Erarbeitung eines Themas anbieten etc. In diesen Phasen ist seine Fachkompetenz kaum gefragt. Er ist nun verantwortlich für die Methoden und muss die entsprechenden Fachkompetenzen nicht unmittelbar parat haben.
Verlieren die Trainingsteilnehmer aber das Vertrauen, dass der Trainer in der Lage ist, eine fachliche Diskussion zu leiten, und beginnen sie somit, auch seine Methoden in Frage zu stellen, kann dies den Lernerfolg behindern.
Der Aufbau einer Kompetenzanmutung hat jedoch auch Grenzen. Falsch wäre es sicherlich, den Teilnehmern den Eindruck zu vermitteln, dass man in Bezug auf jedes Thema ein Fachmann ist. Dies gilt vor allem für externe Trainer. Es kann immer auch passieren, dass dann ein Fachbeitrag von dem Trainer gefordert wird. Ein gutes Motto ist daher: „Nicht alles, was wahr ist, muss auch gesagt werden. Aber alles was gesagt wird, muss wahr sein.“ Als Trainer müssen Sie also nicht direkt sagen, wo die eigenen Wissenslücken liegen. Teilt man den Teilnehmern aber mit, dass man Kompetenzen in einem gewissen Bereich hat, so sollte dies auch stimmen.
Beispiel: Ein Teilnehmer stellt Sie auf den Prüfstand
Stellen Sie sich vor, Sie sprechen gerade über das Thema Motivation und ein Teilnehmer fragt Sie: „Kennen Sie eigentlich diese Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi?“ (Der Teilnehmer möchte auf das „Flow-Erlebnis“ hinaus, welches Csikszentmihalyi 1975 beschrieben hat.) Kennen Sie die Theorie nicht, so könnten Sie, um kompetent zu erscheinen z. B. antworten: „Ja, die kenne ich natürlich!“ Wollen Sie die Wahrscheinlichkeit minimieren, dass weiter über den „Herren mit dem schwierigen Namen“ gesprochen wird, könnten Sie noch hinzufügen: „Aber wir wollen uns an dieser Stelle einer anderen Theorie zuwenden.“
Das wäre zwar sehr geschickt von Ihnen, jedoch lässt sich nicht ausschließen, dass der Teilnehmer – insbesondere dann, wenn er Ihre Kompetenz auf den Prüfstand stellen will – weiter fragt. Die Gefahr, als „Schwindler“ enttarnt zu werden, ist nicht ganz gering.
Besser ist sicherlich die Antwort: „Nein, diese Theorie kenne ich nicht. Haben Sie nähere Informationen und wollen diese kurz vorstellen?“ Sie bleiben damit nicht nur ehrlich, sondern zeigen Ihren Teilnehmern auch, dass Sie diese als Diskussionspartner auf Augenhöhe verstehen. Unserer Erfahrung nach tut dies Ihrer Kompetenzanmutung keinen Abbruch, sondern führt eher dazu, dass Sie als authentisch wahrgenommen werden.
Das SABVA-Prinzip
Neben dem Begriff der Kompetenzanmutung kursiert in Trainerkreisen häufig auch der Begriff des SABVA-Prinzips. Die Buchstaben in dieser Abkürzung stehen – etwas scherzhaft gemeint – für „sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit“. Dies ist natürlich eine Übertreibung, denn wenn ein Trainer tatsächlich völlig ahnungslos ist, wird er (hoffentlich) kein Training durchführen. Betrachtet man aber den ersten Teil des SABVA-Prinzips und versteht darunter ein gesundes Selbstbewusstsein in die eigenen Trainerkompetenzen, so ist SABVA ein gutes Leitprinzip.
Praxistipp: Umgang mit schwierigen Teilnehmern
von Bernd Baumann, Limburg
Ein Teilnehmer sagte gleich zu Beginn unseres Seminars, dass er schon alles kenne. Wir haben ihn daraufhin gebeten, der Gruppe seine Erfahrungen aus den von ihm absolvierten Seminaren mitzuteilen. Dies führte relativ schnell dazu, dass er sich in die Gruppe integrierte und sich nicht zu einem „Störer“ entwickelte.
Alle Gruppenmitglieder vereinbarten, am ersten Abend etwas Typisches aus ihrer Region mitzubringen. Die Gruppe reservierte in der Cafeteria einen großen Tisch und präsentierte die entsprechenden Speisen und Getränke. Diese wurden dann verzehrt. Das Miteinander der Gruppe bekam dadurch einen starken positiven Auftrieb.
Wir möchten im Folgenden zwischen dem kurzfristigen und dem langfristigen Umgang mit schwierigen Teilnehmern trennen. Wenn wir über kurzfristige Reaktionen sprechen, geht es darum, wie man noch während des Trainings mit einem Angriff, einer Kritik, einer Gruppendynamik, hitzigen Diskussionen etc. umgehen sollte. Sprechen wir über langfristige Reaktionen, geht es darum, langfristige Strategien zu entwickeln, mit diesen kritischen Situationen umzugehen.
In schwierigen Situationen kurzfristig reagieren
Als Credo möchten wir Ihnen zunächst einen Tipp
Weitere Kostenlose Bücher