Beraten, Trainieren, Coachen
Problematisieren kann teilweise durch eine Vorabinformation geschehen, welche die Teilnehmer schon vor der Trainingsmaßnahme zugeschickt bekommen. Aber auch im Training selbst sollten Sie auf eine gute Einleitung des Themas achten. Dies können Sie entweder durch „Einatmen“ oder durch „Ausatmen“ realisieren (vgl. Seite 122). „Einatmen“, also der Wissenserwerb, bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Sie Beispiele bzw. Prototypen nennen (sogenanntes Storytelling), dass Sie wissenschaftliche Untersuchungen darstellen, die das Thema problematisieren oder ein kurzes Trainerrollenspiel durchführen, in dem Sie schlechtes Verhalten zeigen.
Auch Filmsequenzen können dabei unterstützen. Das „Ausatmen“, also die Wissensverarbeitung, könnten Sie durch kurze Rollenspiele der Teilnehmer anregen, in denen die Schwierigkeit des Themas offensichtlich wird.
Phase 2: Informieren
In der nächsten Phase werden den Teilnehmern relevante Theorien, Konzepte etc. an die Hand gegeben. Diese sollen neue Perspektiven auf das Thema eröffnen, träges Wissen reaktivieren oder eine Grundlage für die Umsetzung im Arbeitsalltag schaffen. Gelingt das Informieren, haben die Teilnehmer eine gute Basis für die beiden folgenden wichtigen Schritte im Lernprozess, gelingt es nicht, dann fehlen relevante Grundlagen.
Das Informieren erfolgt zum großen Teil durch Trainerinput (Einatmen) und Diskussionen im Rahmen des Trainings (Ausatmen). Hier greifen die angesprochenen Aspekte der Stoffreduktion. Aber auch Fachlandkarten und Inselbildung helfen dem Teilnehmer, neues Wissen richtig in vorhandene Denkstrukturen einzuordnen (vgl. hierzu auch Seite 123).
Phase 3: Trainieren
In der dritten Phase steht das Trainieren im Vordergrund. Die Teilnehmer nutzen den geschützten Rahmen der Trainingsgruppe, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren und neu erlernte Techniken praktisch zu erleben. Das Trainieren stellt somit den ersten Schritt zu einem gelungenen Praxistransfer dar. Gelingt das Trainieren nicht (z. B. aufgrund unzureichend dargestellter Theorien oder zu schwierig gestalteter Übungen), so wirkt sich dies stark demotivierend aus. Gelingt es, so kehren die Teilnehmer gestärkt und mit Selbstbewusstsein an ihren Arbeitsplatz zurück, um die neu erlernten Verhaltensweisen auch in der Praxis auszuprobieren. Das Trainieren stellt somit die letzte Phase dar, die im Rahmen des Trainingsgeschehens selber stattfindet und von dem Trainer betreut werden kann. Sie ist die Basis für den Transfererfolg, der als eigentlicher Maßstab für den Erfolg des Trainings angesehen werden muss. Im Rahmen des Trainings geschieht das Trainieren in Simulationen, Praxisübungen, Diskussionen etc. Es handelt sich also um reines „Ausatmen“ (Verarbeiten) und sollte in einem teilnehmerzentrierten Training für Erwachsene mindestens eindeutig den größten Anteil einnehmen. Das Trainieren kann durch die Teilnehmer selbstständig nach dem Training in Form von Lernpartnerschaften, Best Practice Groups etc. fortgesetzt werden.
Phase 4: Transferieren
Das Transferieren stellt die wichtigste Phase im Trainingsprozess dar, der jedoch nicht direkt durch den Trainer beeinflussbar ist. Im Training kann die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Praxistransfer – wie oben beschrieben – jedoch drastisch erhöht werden (z. B. durch Transfertagebuch, Transferaufgaben, Lernpartnerschaften etc.). Gelingt der Transfer nicht, so bedeutet dies im günstigsten Fall, dass die Teilnehmer ein „nettes Seminar“ verlebt haben und sich vielleicht daran erinnern, dass es zu diversen Themenbereichen Theorien und Handlungsalternativen gibt. Alltägliche Verhaltensweisen werden sich jedoch nicht ändern, der Aufwand für das Training war demnach für alle Beteiligten von geringem Nutzen. Gelingt das Transferieren, so hat dies einen sich selbst verstärkenden Effekt. Denn wenn der Teilnehmer feststellt, dass er mit neuen Verhaltensweisen erfolgreicher ist, so erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass er versucht, weitere Inhalte des Trainings umzusetzen.
Mithilfe der folgenden Checkliste können Sie noch einmal die Gestaltung Ihres Trainings überprüfen.
Checkliste zur Trainingsgestaltung
Wägen Sie ab, ob Ihre Tätigkeit eher in Richtung Unterricht oder Training gehen sollte.
Prüfen Sie, ob Sie Ihren Teilnehmern genügend Möglichkeiten zum „Ausatmen“, also zur Verarbeitung der Inhalte, geben.
Fragen Sie sich, ob Sie wirklich nur die wichtigsten Themen vermitteln, und
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