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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Bedeutungslosigkeit gejagt.

10
    Der Fernseher dröhnte durch die Wand. Mutter sah wieder eine dieser Talkshows. Anschließend würde sie sich über die Verderbtheit der Menschen auslassen.
    Jakob hängte die Fotos an die E-Mail mit dem vorbereiteten Text und jagte die Botschaft in den Äther. Die Zeitungsleute würden genug Zeit haben, seine Geschichte zu überprüfen. Sie würden mit dem Inhaber von Vita Canin reden, zu Ben Billers Haus fahren. Von der Story, die sie dort erwartete, würden sie begeistert sein. Er malte sich die Schaulustigen und die Presseleute mit ihren Mikrofonen aus, die Ben Biller endgültig zerfleischen würden.
    Das Gekeife aus dem Fernseher drang in jede Faser seines Körpers. Wenn seine Mutter begreifen könnte, was er tat. Zu gerne würde er ihr davon berichten. Doch es war zu früh.
    Soviel Gutes hatte er getan mit Ben Billers angehäuftem Geld. Es für sich selbst zu verwenden, wäre für ihn nie infrage gekommen. Wie hieß es in Salomons Sprüchen: Wer sein Gut mehrt mit Wucher und Zins, der sammelt es für den, der sich der Armen erbarmt.
    Alles was er tat, diente dem Plan. Er hatte das Geld gespendet. Zahllosen Menschen hatte er damit geholfen.
    Der Hund, den er getötet hatte, kam ihm wieder in den Sinn. Er hatte das tun müssen, für die Sache. Wenigstens hatte das arme Tier nicht gelitten.
    Der Ton des Fernsehers wurde noch lauter. Zeternde Frauenstimmen. Seine Fingerspitzen verkrallten sich in seiner Kopfhaut und kratzten, schabten. Hoffentlich ging sie heute Abend bald ins Bett, damit er in Ruhe an seiner Niederschrift weiterarbeiten konnte.
    „Jakob!“
    Er riss seine Finger von seiner Kopfhaut und strubbelte seine Haare über dem Mülleimer durch. Was wollte sie nur wieder.
    „Jakob!“
    Er schüttelte sein T-Shirt aus und ging hinüber ins Wohnzimmer. Der Fernseher war leiser gestellt, ein Sportler warb für einen Sch okoriegel. Die Vorhänge waren zugezogen, die für den kleinen Raum viel zu wuchtigen Möbel aus dunklem Holz wirkten in dem dämmrigen Licht erschlagend. Seine Mutter thronte in ihrem moosgrünen Sessel, die Lesebrille auf der Nasenspitze und ein Stück Papier in der Hand. Mit langem Arm reichte sie ihm den Zettel. „Lies mir das vor.“
    Sein Blick glitt über die winzigen Buchstaben des Beipackzettels. Heute hatte er ihr die neuen Herztabletten gebracht, die der Arzt verschrieben hatte. „Was davon?“
    „Alles.“
    Seine Finger schossen zwischen seine Haare, er zerrte daran. Das würde ja ewig dauern, und er musste doch los. “Hab was vor.“
    Sie richtete sich in ihrem Sessel auf und riss sich die Lesebrille von der Nase. „Ist dir etwa irgend so ein leichtes Mädchen wichtiger als deine Mutter?“, fauchte sie. „Die Wollust ist eine Todsünde!“
    Von der Wand hinter ihr sah ihn die Jungfrau Maria an, ihren sterbenden Sohn in den Armen. So viel Schmerz lag in ihrem Blick.
    Als ob er Zeit hätte für eine Frau. Es gab viel Bedeutenderes, er hatte eine Mission. “Vorstellungsgespräch”, sagte er.
    “Das ist erst in zwei Stunden”, erinnerte sie ihn.
    Mit zusammengekniffenen Augen hielt er sich den Zettel vor die Nase und begann laut zu lesen.
     
    Mit dem Finger fuhr er unter den Kragen des Hemdes. Normalerweise trug er T-Shirts, die Enge an seinem Hals schnürte ihm schier die Luft ab. Gerade noch pünktlich erreichte er die Auto-Werkstatt, eine der wenigen unabhängigen, die sich noch halten konnten.
    Den Meister fand er in der Werkstatt. Mit seinen Bewerbungsunterlagen in der Hand erwartete der Mann ihn an eine Werkbank gelehnt. Er trug den klassischen Arbeitsoverall. Eine halbvolle Bierflasche wartete geduldig auf Zuwendung.
    Jakob wischte sie die feuchte Hand am Hosenbein ab. “Grüß Gott. Jakob Tuschonsky”, begrüßte er den Mann und streckte ihm die Hand entgegen.
    Der Griff des anderen war kräftig. “Da san’S ja. Kemma gleich zur Sach.” Mit seinen schmutzigen Fingern blätterte er Jakobs Bewerbung durch, bis er den Lebenslauf gefunden hatte. “Sie ham Abitur gemacht. Danach diverse Aushilfsjobs. Eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, danach mehrere Anstellungen. Seit acht Monaten arbeitslos”, fasste der Mann Jakobs Leben zusammen.
    Jakob nickte. Das wusste er.
    “Wos is Ihr Problem?”, fragte der Meister und musterte Jakob eindringlich.
    Wovon redete er Mann. “Was?”
    Mit einer lässigen Handbewegung warf der Meister die Papiere auf die Werkbank. Nach einem tiefen Atemzug, der wohl seine schier endlose Geduld ausdrücken

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