Berger, Fabian
davon überzeugt, den geplanten Einsatz zur Aufdeckung einer Straftat durch einen Beschluss abzusegnen.
Lorenz ließ das Foto von Imhoffs Mitarbeiter vervielfältigen und versorgte die Mannschaft mit den nötigen Informationen. »Unsere Zielperson ist Mitte vierzig, ungefähr 1,90 groß, hat dunkelbraune Haare und eine kräftige Statur. Er ist äußerst gefährlich und mit Sicherheit bewaffnet. Es ist davon auszugehen, dass er sich der Festnahme unter Gebrauch seiner Schusswaffe widersetzen wird. Wir müssen also schnell handeln.«
»Und wie stellen Sie sich das vor?« Der Leiter des SEK schien von Lorenz’ Plan wenig überzeugt zu sein. »Sobald wir in das Gebäude eingedrungen sind und uns darin bewegen, wird man unsere Anwesenheit bemerken. Die Zielperson hätte genügend Zeit, zu flüchten.«
Lorenz widersprach ihm. »Die Aufgabe unserer Männer«, er deutete auf seine Kollegen des Kriminalkommissariats, »besteht darin, sämtliche Ausgänge zu blockieren. Währenddessen wird das SEK das Gebäude stürmen und ich werde sie dabei begleiten.«
»Das kommt ja gar nicht infrage!«, warf der Leiter des Einsatzkommandos ein. »Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie schwierig es ist, einen Bürokomplex dieser Größe zu sichern? Da werden wir keine Zeit haben, auch noch auf Ihren Arsch aufzupassen.«
»Ich bin der Einsatzleiter, und ich werde Sie begleiten. Finden Sie sich damit ab«, erwiderte Lorenz entschlossen.
Der Leiter der Spezialeinheit schnaubte und gab schließlich nach. »Also gut, auf Ihre Verantwortung. Aber wir benötigen sämtliche Grundrisse!«
Lorenz wandte sich an einen Kollegen. »Fragen Sie bei der Feuerwehr nach. Ich bin mir sicher, dass dort Pläne für den Fall eines Brandes hinterlegt sind. Und machen Sie Druck!« Dann wandte er sich wieder an alle. »Solange wir darauf warten, sollten wir die Zeit nutzen, den Einsatz so detailliert wie möglich abzustimmen. Es kommt auf jede Sekunde an.«
Während er die nötigen Vorbereitungen mit der Gruppe besprach, kündigte sein PC nur wenige Räume weiter mit einem leisen Piepen die Ankunft einer E-Mail an. Diesmal baute sich die Karte selbstständig auf dem Monitor auf. Doch niemand war da, der davon Notiz nehmen konnte.
-83-
D er Leibwächter wusste genau, wo er Charlotte Bernstein finden würde. Mit dem schwarzen Lieferwagen näherte er sich dem Präsidium.
Als das Experiment außer Kontrolle geraten und Braun nicht imstande gewesen war, die Verbindung zu den Probanden herzustellen, hatte sein Chef ihm aufgetragen, sicherheitshalber sämtliche Testpersonen auszuschalten und ihnen die Implantate zu entfernen. Imhoff wollte kein Risiko eingehen. Die Implantate waren lediglich Prototypen, dessen Entwicklung und Herstellung sehr viel Zeit und Geld in Anspruch genommen hatte. Ihr Verlust hätte das Experiment nur unnötig verzögert und den Abschluss der Arbeiten in weite Ferne gerückt. Zudem hatte Imhoff ihm deutlich gemacht, dass die Implantate unter keinen Umständen beschädigt werden durften. Sämtliche Rechenprozesse wurden von einem winzigen Akku gespeist, der ständig durch die Hirnströme des Probanden aufgeladen wurde. Hätte er die Personen vor der Entnahme der Platine getötet, dann hätte sich der Akku entladen. Das Unterschreiten der Entladungsspannung hätte zu einer Tiefentladung und damit zu irreparablen Beschädigungen der Energiezelle geführt. Aus diesem Grund hatte er die Personen betäuben und den Eingriff bei deren vollem Bewusstsein durchführen müssen. Dank seiner medizinischen Ausbildung war er ohne Weiteres dazu in der Lage gewesen.
Jens Korte war der Erste, der dran glauben musste. Darauf folgte Tobias Behrens. Es war nicht sonderlich schwer gewesen, die beiden ausfindig zu machen. Doch mit ihrem Tod waren alle übrigen Probanden von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Charlotte Bernstein, Konrad Deichmann und Karl Senner. Sie alle waren wie vom Erdboden verschluckt.
Charlotte Bernstein hatte er schließlich auf einem Marktplatz entdeckt. Doch im letzten Moment war sie ihm entwischt. Sie war in den PKW gestiegen, der sie zuvor angefahren hatte. Mit einem Taxi war er dem Wagen gefolgt und hatte mit Erstaunen feststellen müssen, dass sie unter einem anderen Namen eine zweite Wohnung angemietet hatte. Er ließ etwas Zeit verstreichen, um sie in Sicherheit zu wiegen. Dann brach er bei ihr ein. Doch sie entkam ihm erneut. Seitdem hatte er ihre Spur verloren. Er wusste, dass sie in nächster Zeit nicht
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