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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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nicht?«
    Silvia schaute Rosella gequält an. » Du sollst nicht ehebrechen , heißt es«, stammelte sie. »Und die Ehre der Frau …«
    »Und was war mit der Ehre deines Vaters, als er meinen Rock hob – schon zu Lebzeiten deiner Mutter? Du sollst nicht ehebrechen !« Sie lachte erneut höhnisch auf.
    Silvia fühlte Haß gegen Rosella aufsteigen, obwohl sie spürte, daß Rosella recht hatte. Aber sie wollte, sie konnte es nicht zugeben.
    »Du warst eine Hure, und mein Vater war ein Mann – das kann man überhaupt nicht vergleichen …«
    Rosella wollte etwas antworten, ließ es aber dann. Sie zog den Gürtel fest und hob mit den Händen ihre Brüste, strich sich über die Haare. Schließlich flüsterte sie: »Zuerst war ich deine Kammerfrau, dann erst die Geliebte deines Vaters, und ob ich es anfangs freiwillig tat …«
    Silvia schaute auf, wischte sich die Tränen aus den Augen und entdeckte in Rosellas Gesicht, unter der Schminke, die Spuren zunehmender Verwüstung. Ihr Haß war schon wieder verschwunden. Sie wollte auch nicht mehr an Rosella und ihren Vater denken. Die Bilder, die aufstiegen, ekelten sie.
    Rosella reichte ihr ein Tüchlein und schaute dann aus dem Fenster. »Liebe muß sich rechnen«, wiederholte sie mit tonloser Stimme, noch immer abgewandt. »Und zwar solange sich dein Körper noch versilbern läßt. Nach ein paar Jahren verfällt er ohnehin. Dann mußt du soviel Geld haben, daß es dich schützen kann, wenn du alt bist. Irgendwann kaufst du dir einen Platz in einer bedeutenden Kirche, du bestellst einen Bildhauer, der dich als junge schöne Frau in Marmor meißelt, und einen Maler, der dich als junge, liebende Maria verewigt – oder auch als Maria Magdalena. Und noch in hundert Jahren werden die Pilger vor deinem Grabmal stehen und sich fragen, wer denn diese schöne Frau war. Und sie werden lesen: Rosella da Roma , quedam cortegiana , hoc est meretrix honesta , requiescat in pace .«
    Rosellas Augen überflog ein dunkler Schatten, sie lachte auf und verzog höhnisch ihren Mund. »Noch kommt der Borgia. Sogar seine Söhne drängen sich hier herein, wenn sie in Rom sind. Wenn ich will, kann ich jeden kriegen.« Sie wandte sich wieder Silvia zu. »Jeden!«
    Silvia antwortete nicht. Sie verstand Rosellas Stolz, sie verstand sogar ihre Geldgier. Aber gleichzeitig glaubte sie zu spüren, daß sich Rosella immer nah am Abgrund bewegte. Wie schnell konnten die einflußreichen Besucher sich von ihr abwenden … Reichtum war ebenso vergänglich wie Liebe und Freundschaften. Sie brauchte nur an ihren Vater zu denken!
    »Vielleicht sind Kinder besser«, sagte sie.
    »Besser?« Rosellas Stimme war wieder laut und barsch.
    »Viele Kinder zu haben bringt mehr Glück als viel Geld. Geld kann schnell verlorengehen, aber Kinder werden dich dein Leben lang begleiten und lieben.«
    »So? Dein Leben lang? Sie sterben weg wie die Fliegen. Oder die Männer nehmen sie dir weg und stoßen dich in die Gosse. Oder sie verraten dich, kennen dich nicht mehr, wenn du sie brauchst.«
    Silvia begriff zu spät, daß Kinder zu erwähnen falsch gewesen war. Rosellas Stimme klang scharf und verbittert, ihre Augen schauten haßerfüllt in den Raum, und sie selbst überfielen die Bilder von Sandros Tod.
    Unwillkürlich traten ihr Tränen in die Augen.
    »Was flennst du wieder?« blaffte sie Rosella an.
    Silvia schüttelte den Kopf, wischte sich die Tränen ab und stand auf, um zu gehen. Rosella begleitete sie zur Tür, nahm sie in den Arm und drückte ihren Kopf an ihre Schulter. »Vielleicht hast du sogar recht, mein Hühnchen. Im Gegensatz zu mir kannst du noch viele Kinder auf die Welt bringen. Sie werden nicht alle sterben und könnten dir das Glück bringen, nach dem du dich so sehnst.«
32. K APITEL
    Nachdem Kardinal Borgias Sohn von Florenz nach Pisa weitergereist und Angelos Ankunft jeden Tag zu erwarten war, stand auch Alessandros Abreise kurz bevor. In diesen melancholischen Tagen fühlte sich Alessandro unruhig und voll widersprüchlicher Gedanken. Bevor er einschlief, mußte er immer wieder an Cesare denken. Auf der einen Seite beeindruckte ihn die wilde, unbekümmerte Art des jungen Mannes, dieser starke, entschlossene Körper, die Sicherheit, mit er sich bewegte! Cesare war eins mit dem, was er tat, obwohl er d’Arignano hieß und ein Borgia war – und dann sein Anspruch: Aut Caesar aut nihil . Unglaublich, als Bastardsohn eines Kardinals so aufzutreten! Aber keiner hatte ihn ausgelacht. Dies war das

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