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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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vergiftet worden bei dem Bankett des Kardinals Adriano Castellesi, der selbst, wie auch mehrere andere Gäste, erkrankt sei. Die Stadt schwirre von Gerüchten. Es habe einen heftigen Streit zwischen dem Herzog von Valence und dem Kardinal Farnese gegeben, im Beisein des Heiligen Vaters. Der Herzog habe den Kardinal sogar erdolchen wollen. Auch das Maskenspiel, das während des Festes aufgeführt worden sei, habe dem Heiligen Vater und seinem Sohn nicht gefallen und zu Tumulten geführt.
    »Da hat der Teufel seine Hand im Spiel gehabt«, fügte der Stallknecht noch an und schaute Silvia erwartungsvoll an. Er erwartete wahrscheinlich eine Extrabezahlung für seinen mutigen Botendienst.
    Bevor Silvia reagieren konnte, fügte er noch an: »Viele junge Hexen waren dabei, angeführt von einer alten Hexe – die wir alle kennen.« Und er bekreuzigte sich.
    »Wovon redest du?« fuhr ihn Silvia an.
    Aber der Mann schwieg nun, bekreuzigte sich noch einmal und winkte dann dem Alten, der, mit der Mütze in der Hand, an der Tür gewartet hatte.
    Es war offensichtlich ein Schäfer, denn er stank wie ein Schafsbock. Er wollte etwas sagen, aber die Worte mußten mühsam wie schwere Wackersteine herumgedreht werden, damit sie überhaupt verständlich wurden. Silvia wurde zunehmend ungeduldig, doch langsam verstand sie, daß der Schäfer eigentlich Jagdhüter war, und zwar Jagdhüter der Familie Crispo.
    Er ist ein Spion des alten Crispo, fuhr es Silvia durch den Kopf. Er soll sich einschleichen und nachts das Portal öffnen, damit die Kinder entführt werden können.
    Der Stallknecht bestätigte seine Worte. »Ich kenne ihn seit langem, er hat auch Eurem Herrn Gemahl gedient und war bei der Jagd im Tolfagebirge dabei.«
    Silvia glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Sie sprang auf den Schäfer zu und schüttelte ihn. »Du warst damals dabei, als mein Mann umkam?«
    Der Mann nickte.
    »Aber wurdet ihr nicht weggeschickt?«
    Der Mann nickte erneut.
    »Weißt du irgend etwas? Hast du etwas gesehen?«
    Der Mann nickte ein drittes Mal.
    »Ja, nun sprich doch endlich!«
    Stockend berichtete der Mann, er sei zwar mit dem Jagdhüter des Kardinals Farnese weggeschickt worden, sei dann aber doch den beiden Herren nachgeschlichen, weil er um seine Hunde gefürchtet habe. »Außerdem wollte ich ihnen helfen. Aber immer wieder flogen mir Steine entgegen, und die Büsche verdeckten den Blick. Und die Herren stritten sich.«
    Silvia zitterte vor Aufregung und Erwartung, als der Jagdhüter mit mühsamen Sätzen bestätigte, was Alessandro berichtet hatte. Giovanni war abgestürzt, als er, einen Schritt zurücktretend, den Bogen spannte. »Und auf wen hat er den Pfeil gerichtet?« Diese Frage konnte der Mann nicht beantworten.
    »Und warum hast du dich nicht längst gemeldet, sondern versteckt?«
    Stockend erklärte er, er habe befürchtet, man könne ihm in Rom vorwerfen, gemeinsame Sache mit Kardinal Farnese gemacht zu haben. »Und außerdem ließ ich meinen Herrn im Gebüsch liegen.«
    »Und warum bist du jetzt nach Rom zurückgekehrt?« fragte Silvia.
    »Hunger«, antwortete der Mann.
    »Und bist du direkt zu uns gekommen?«
    »Zuerst war ich im Campo Marzo, bei den Crispo, und …«
    Erschrocken unterbrach der Mann sich selbst, und nun war kein Wort mehr aus ihm herauszupressen. Aber Silvias Verdacht schien sich zu bestätigen. Eine Welle der Angst erfaßte sie. Alessandro war kein Mörder! Er hatte nicht gelogen! Sie hätte es hinausschreien können. Aber jetzt hatte sie keine Zeit, sich darüber zu freuen, sie mußte handeln.
    Sie beauftragte den Stallknecht, den Jagdhüter in der Küche versorgen zu lassen und ihm anschließend frische Kleider zu geben, nicht ohne ihn vorher mit Wasser zu übergießen. Außerdem dürfe er ihn nie aus den Augen lassen. »Und er darf sich weder dem Portal noch einer anderen Außentür nähern!«
    Dann warf sie einen Blick auf ihre Kinder, die im Innenhof mit einem Wurf junger Kätzchen spielten. Die Kindermädchen hockten zusammen und schwätzten. Silvia entdeckte nichts Ungewöhnliches und eilte zu Rosella.
    Sie fand Rosella nicht mehr wie eine vor sich hin murmelnde Pythia vor, sondern damit beschäftigt, ihre magischen Hilfsmittel ins Feuer zu werfen. Die Flammen loderten, zischten manchmal gefährlich auf als wollten sie das gesamte Haus in Brand setzen. Den Raum füllte beißender Rauch. Gerade flog der ausgestopfte Rabe ins Feuer, und dann hielt Rosella den Korb mit den Schlangen in den Händen. Einen

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