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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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hohem Fieber im Bett.« Einer der Stallknechte, die bei ihnen standen, rief: »Er mußte ein Bad in den noch zuckenden Eingeweiden eines Maultiers nehmen – damit das Fieber sinkt.«
    »Ja, ja«, riefen andere, »das haben wir auch gehört.«
    Der Kammerherr hob verächtlich die Augenbrauen. »Vielleicht um seine Haut zu heilen. Richtig ist, und ich weiß es von einem meiner Kollegen, der im Vatikan Dienst tut, daß er in ein Faß voll Eiswasser steigen mußte. Daraufhin hat sich die gesamte Haut vom Körper gelöst. Er sah aus wie der heilige Bartholomäus.«
    »Die ganze Haut?« fragte Alessandro skeptisch. »Und wie geht es ihm jetzt?«
    Darauf konnte der Kammerherr keine Antwort geben, und auch die anderen Diener wußten nicht mehr. »Aber die Orsini und Colonna sind schon in der Stadt«, ergänzte der Hausverwalter. »Es wird einen blutigen Kampf geben, wenn der Heilige Vater von uns geht.«
    »Von uns geht, von uns geht«, äfften ihn einige Diener höhnisch nach. »Der Satan hat ihn schon am Schlawittchen, den geilen Hurenbock.«
    Alessandro ließ seine Diener stehen und machte sich auf, in den Vatikan zu reiten. Zuerst machte er halt beim Palast des Kardinals della Rovere, und tatsächlich traf er ihn an. »Du tauchst zur rechten Zeit wieder auf, Farnese«, rief della Rovere ihm schon vom Fenster zu, als er noch durch den Innenhof eilte. Zur Begrüßung umarmte er ihn. Zwar standen wie gewöhnlich die zwei Längsfalten zwischen seinen Augenbrauen, aber seine Augen blitzten, und sein Mund war zu einem Grinsen breitgezogen. »Der Stier ist tödlich getroffen«, rief er, »jetzt gilt es, an die Zukunft zu denken, an den nächsten Pontifex maximus – diesmal endgültig aus dem Hause Rovere.« Er klopfte Alessandro auf die Schulter, als habe dieser eine besonders tapfere Tat vollbracht, und warf sich in die Brust. »Vielleicht verreckt der herzogliche Bastard gleich mit. Aber er hat eine Bärennatur. Wenn er überlebt, wird es schwer für ihn … Alle wollen ihn loswerden, Louis XII. von Frankreich, die Aragonesen, die Venezianer, paß mal auf, was jetzt in Rom und im Patrimonium losbricht. Wie ein Kartenhaus fällt die Macht der Borgia zusammen, die Seifenblase zerplatzt.« Und er ahmte mit den Lippen das Platzen nach.
    Dann legte della Rovere den Arm um Alessandros Schultern und führte ihn zum Fenster. »Das hast du gut gemacht, mein Junge«, flüsterte er, »das hast du geschickt eingefädelt. Erst jetzt begreife ich, welch gerissener Fuchs du bist. Zuerst die Sache mit dem sfregio , dann die Anbiederei beim Feldzug in der Romagna, aber nach außen hin der ritterliche Gottesdiener, und schließlich wickelst du auch noch den Castellesi ein, diesen hochgebildeten Dörfler, du läßt deine Hexen- und Hurenarmee los – da haben sie geglotzt, der Heilige Vater und sein unheiliger Sohn. Sie wollten so gerissen sein und haben dich nie durchschaut. Du bist ein wahrer Meister der Verstellung, du wirst es noch weit bringen. Und jetzt heißt es: Manus manum lavat . Eine Hand wäscht die andere. Wir müssen das Konklave so weit bringen, daß sie mich wählen. Jetzt kommt der Tag der Revanche.« Della Rovere war vor lauter Begeisterung so laut geworden, daß ihn jeder seiner Diener verstehen konnte.
    »Sie sind noch nicht tot«, sagte Alessandro mit betont gedämpfter Stimme. »Tödlich getroffene Stiere sind besonders gefährlich«
    Della Rovere kniff die Augen zusammen und zog ihn noch enger an sich heran. »Du hast recht, Teufelskerl.« Er schaute sich nach seinen Dienern um und winkte sie mit einer herrischen Geste aus dem Zimmer. »Ich traue ihnen nicht«, erklärte er, »in dieser vermaledeiten cauda mundi verrät dich jeder deiner Diener für einen läppischen Dukaten, und wenn du abtrittst, plündern sie deinen gesamten Haushalt. Was glaubst du, was ich in diesem Haus hier noch wiederfand, als ich aus Frankreich zurückkehrte: nichts außer Schimmel, verrostetem Eisen und einer leeren Geldtruhe. Aber gleichgültig!« Wieder wurde seine Stimme laut, sein Gesicht legte sich in finstere Falten, doch seine tiefliegenden Augen leuchteten vor Begeisterung. »Ich kann mich beim sterbenden Borgia nicht sehen lassen. Aber du kannst es. Der Valentino hütet das Bett. Und der Alte vertraut dir immer noch. Ich muß aus erster Hand wissen, was sich tut in den heiligen Räumen des Allerheiligsten Vaters. Ich muß wissen, welcher der Kollegen uns unterstützt, ob ich mit Cesares Widerstand zu rechnen habe. Wirst du

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