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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wir dich rausschmeißen. Wenn du dann noch einmal, noch ein einziges Mal, mit deinem bescheuerten Gelaber ankommst, dann wanderst du in den Knast. Und deine Lizenz bist du sowieso los.«
    »O Schreck«, lachte ich. Welche Lizenz? Was stellten die beiden nicht alles an, um mir das Maul zu stopfen. Für nichts und wieder nichts. Schafstett langte nach hinten zum Telefon und ließ mich für einen kurzen Moment aus den Augen. Das genügte mir. Ein Griff zur Flasche, ein Satz nach vorne, und schon zersplitterte sie am Schädel des Dicken. Er schrie auf, ließ die Pistole fallen und knickte im Sessel zusammen. Mein Puls raste. Es war kein Hexenwerk gewesen, aber ich hatte nur den einen Versuch gehabt. Er war mir glänzend gelungen. Ich nahm Schafstetts Waffe an mich, prüfte, ob sie geladen war, und lehnte mich in aller Ruhe zurück.
     
     

41
    Vielleicht hätte ich von Wieblingen aus direkt zu Bünting fahren sollen. Tat ich aber nicht. Schaute stattdessen kurz zu Hause vorbei: um mir etwas zwischen die Kiemen zu schieben, meine Gedanken zu ordnen und Fatty telefonisch mit den nötigsten Informationen zu versorgen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte ich ihm. »Aber man weiß ja nie, was noch alles passiert.«
    In diesem Fall passierte Folgendes: Kaum hatte ich das Haus wieder verlassen, als mir der Weg von vier jungen Männern versperrt wurde. Sie stemmten die Fäuste in die Hüften und versuchten ihre Milchgesichter mit finsterem Grimm zu tränken. Die Müllergesellen aus dem Märchen? Nein, bloß die verkaterte Elite der Rheno-Nicaria . Vor mir stand Frank, die Augen gerötet, neben ihm, alle Achtung, der kleine Konstantin, rechts hielt sich Georg mit Mühe aufrecht, den vierten kannte ich nicht. Ihre gemeinsame Schnapsfahne reichte von Heidelberg bis Coburg.
    »Da ist er«, grölte Georg. Er schien nicht einmal das Hemd gewechselt zu haben. »Jetzt bist du reif!«
    »Ich habe ein paar Bier kalt gestellt«, sagte ich. »Wenn ihr wollt, gebe ich euch meinen Schlüssel.«
    »Schnauze, du Arschloch«, unterbrach mich Frank. Blanke Wut verzerrte seine Züge. »Ein verdammter Lügner bist du. Ein Schnüffler und ein gottverdammter Lügner.«
    Nach allem, was mir Meyer und Schafstett heute an den Kopf geworfen hatten, ließ mich das kalt. Außerdem konnte ich Franks Wut nachvollziehen. Er war ein schlichtes Gemüt, das gerne raufte, Blondinen begrapschte und am Ende alles mit viel Bier begoss. Nur belügen ließ er sich ungern.
    »Ja, ich bin ein Schnüffler«, sagte ich. »Für euch in Kurzfassung: Der alte Herr Bünting hat mich beauftragt, auf Arndt aufzupassen. Deshalb war ich am Montag auf dem Marktplatz. Dass ich euch ...«
    »Red keinen Scheiß«, brüllte Georg. Die Vokabeln gurgelten nur so aus ihm heraus. Wie Wasser aus einer Klospülung.
    »Lass mich ausreden, Georg. Ich konnte euch meinen Beruf schließlich nicht auf die Nase binden. Der alte Bünting macht sich Sorgen um seinen Enkel. Und ihr hättet euch auch besser um Arndt kümmern sollen.«
    »Du kannst labern, so viel du willst«, schrie Konstantin, »deine Abreibung kriegst du doch.«
    »Ich lass mich nämlich nicht belügen. Von niemandem«, knirschte Frank und kam näher. Wenn es einer von den vieren ernst meinte, dann er. Die anderen würden sich womöglich mit symbolischen Handlungen zufriedengeben. Er aber wollte Rache.
    »Ganz ruhig, meine Junge. Keine Hektik«, sagte ich und wich zur Seite aus. Der vierte Bursche machte mir bereitwillig Platz. Dies sehen und reagieren, war für Frank eins: Er schnaufte, holte aus und schlug zu.
    Aber ein gerechter Gott wollte nicht, dass ich heute einstecken musste. Heute nicht. Ich unterlief Franks unkontrollierten Schwinger und ließ meine geballte Rechte nach oben schießen, mitten in sein Gesicht. Er taumelte zurück und schnappte nach Luft. Meine Faust hatte rote Bremsspuren unter seiner Nase hinterlassen. Ich schaute mich um: Seine tapferen Kumpane standen stocksteif an ihrem Platz, nur Georg schwankte ein wenig. Von ihnen drohte keine Gefahr. Der Hüne aber gab sich nicht geschlagen. Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht und kam wieder auf mich zu. Genug herumgealbert. Ich zog Schafstetts Pistole aus der Tasche und ließ sie im Sonnenlicht glänzen.
    »Sollen wir Mensur schießen?« sagte ich. »Ein Schmiss in Notwehr gefällig? Los, trollt euch nach Hause.«
    Waffen machten Eindruck auf das Himmelfahrtskommando. Sie schwiegen und starrten mit großen Augen auf die Pistole.
    »Was ich mit der Familie

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