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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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prasselte und zischte, dann vernahm ich endlich Fattys verschlafene Stimme am anderen Ende.
    »Hast du gepennt oder was?«, raunzte ich ihn an.
    »Mhm. Kleiner Schönheitsschlaf«, brummte er. »Gut für die Linie.«
    So leicht brachte den keiner aus der Ruhe. Erst meine Erfolgsmeldungen ließen ihn aufleben.
    »Na, hab ichs nicht gesagt, Alter?«, triumphierte er. »Bergstraße, am Hang. Wie prophezeit. Wir hatten eine Kiste Schnaps gewettet. Oder war es Whisky?«
    »Der billigste Tafelwein, den man in Heidelberg kriegen kann. Und jetzt hör mal zu: Ich werde mich spätestens in einer Stunde aufmachen, Richtung Auweg. Christine wird mich hoffentlich noch wegen des Namens anrufen, aber wenn nicht, finde ich den Kerl auch so. Ich will, dass du im Bilde bist.«
    »Im Bilde? Meinst du, der wird dich ...?«
    »... na, umlegen nicht gerade. Trotzdem ist es immer beruhigend, wenn noch einer Bescheid weiß. Sollte ich mich bis um 10 nicht bei dir gemeldet haben, dann unterbrich deinen Schönheitsschlaf und such mich im Auweg. Im Oberen Auweg, um genau zu sein.«
    »Wird gemacht, Chef«, sagte Fatty ernst. »Pass auf dich auf.« Er klang besorgt.
    »Klar.«
    »Du, sag mal, Max ...« Er klang sogar sehr besorgt.
    »Ja?«
    »Könntest du den Wetteinsatz eventuell vorher noch bei mir vorbeibringen?« Von wegen besorgt. So ein Arschloch. Er kicherte.
    Maria schlurfte wieder davon, mehrere Weizenbierflaschen unterm Arm. Ich folgte ihr in die Gaststube, setzte mich zu den anderen und ließ mich vom Wortnebel der Kanonenkugel aus Kecskemet einhüllen. Leander lauschte beeindruckt, Tischfußball-Kurt schäkerte mit seinen Dackeln. Kurz nach dem Grand Prix Monte Carlo klingelte Marias Telefon. Ich stand auf.
    Auch in der Küche herrschte dichter Nebel. Die Friteuse prasselte.
    »Und? Hast du den Namen?«
    »Na, hör mal. Würde ich sonst anrufen?«
    Endlich ging es voran. Christine buchstabierte.
    »Wie diese Teefirma?«, fragte ich.
    »Ja. Lustig, was?«
    »Mäßig lustig.«
    Na, also. Der Silberrücken hatte eine Identität. Und Max Koller einen Gegner. Nun konnte der Tanz beginnen.
    Ich schmatzte Christine durch die Leitung von oben bis unten ab, und es kam ausnahmsweise von Herzen. Sie schien gerührt, brachte es aber doch fertig, ihrem Ärger darüber Luft zu machen, dass sie sich immer wieder von mir zu solchen Aktionen breitschlagen ließ, immer wieder auf meine schleimige Tour hereinfiel, immer wieder dies und jenes.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Du hast ja recht.«
    »Und ob ich recht habe!«, rief sie. Da saß sie nun in ihrem gottverlassenen Büro, und was hatte sie davon? Nichts. Musste trotzdem wieder alleine nach Hause fahren; sich alleine dämliche Soaps reinziehen; alleine ins Bett gehen. Während ihr Ex ... Es war immer dasselbe. Zum Trost versprach ich ihr einen Abend zu zweit. Beim Griechen. Nur wir beide. Demnächst. Ja, bald.
    »Wann bald?«
    »Ich ruf dich an.«
    »Wann?«, bohrte sie weiter. »Wie wäre es zum Beispiel morgen?«
    »Morgen«, überlegte ich angestrengt. »Wart mal, morgen ...«
    »Alles, was jetzt kommt, ist nur ’ne blöde Ausrede.«
    »Ausrede? Hab ich nicht nötig.« Ich winkte ab, friteusennebelumhüllt.
    Sie holte tief Luft und sagte langsam und deutlich, jedes Wort betonend: »Ich möchte morgen Abend mit dir essen gehen, Max Koller!«
    Das klang verdammt ernst. Sie würde diesmal nicht locker lassen. Und das mit Recht: Moralisch stand ich bei ihr in der Kreide. Sie war für mich in ihr Büro geeilt, hatte den Namen des Unbekannten ermittelt und sich so einen Abend beim Griechen redlich verdient. Also fügte ich mich. Ging meinen prall gefüllten Terminkalender Tag für Tag, von oben bis unten durch – mit dem Ergebnis, dass ich mir unter Umständen, allein ihr zuliebe, mit Müh und Not am nächsten Abend ein paar Stündchen freischaufeln würde können. Mit Müh und Not! Aber, wie gesagt, ihr zuliebe.
    »Schön«, freute sie sich. »Das passt hervorragend, am Tag drauf ist ja Feiertag. Da können wir einen heben.«
    »Können wir«, stimmte ich zu und ergab mich in mein Schicksal. Erster Mai, Tag der Arbeit ...
    Damit neigte sich meine Telefonkonferenz ihrem Ende zu. Noch einmal Fatty vom Ruhepolster aufgescheucht, den Namen durchgegeben und seine wohlmeinenden Ratschläge entgegengenommen. Beim Auflegen merkte ich, dass sich ein leichter Fettfilm auf meine Hände gelegt hatte. Diese Pommes frites! Überall stank es danach.
    Die Gaststube hatte sich inzwischen geleert. Das verknallte

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