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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Das fand ich auch. Also ...«
    Die beiden Dicken warten in der Sonne, und zwar auf Bünting. Der kommt etwa eine halbe Stunde später. Fatty beobachtet, wie er vor dem Eingangstor hält, dem rauchenden Mann die Hand reicht und ein paar Worte mit ihm wechselt. Die beiden sprechen nicht gerade leise miteinander, aber um etwas zu verstehen, ist mein Freund doch zu weit entfernt. Immerhin sieht er eines ganz genau: dass Bünting dem anderen einen Umschlag überreicht. Nach ein paar Minuten ist das Gespräch beendet; der Dicke geht zu seinem Wagen und fährt langsam den Berg hinunter.
    »Soso.«
    Während Büntings BMW in die Garage rollt, geraten Fattys Gedanken ins Rotieren. Natürlich steht es ihm frei, buchstabengetreu seinem Auftrag zu folgen, indem er weiterhin am Platz bleibt, bis sich Bünting wieder in Bewegung setzt. Andererseits neigt sich der Nachmittag seinem Ende zu. Dass der Beschattete sein Haus noch einmal verlässt, ist nicht sicher; dass er es sofort wieder verlässt, sogar sehr unwahrscheinlich. Für Fatty eine gute Gelegenheit, dem Besucher zu folgen, um etwas über ihn herauszubekommen.
    »Und? Bist du hinterher?«
    »Bin ich«, sagte Fatty stolz.
    Stolz, weil dieser Teil der Beschattung reibungslos vonstattenging. Mein beleibter Freund und Aushilfsdetektiv folgt Büntings Bekanntem in den Heidelberger Westen, nach Wieblingen, wo er nicht nur seine Adresse, sondern auch seinen Namen herausfindet.
    »Und das war nicht einfach, Max.«
    Denn dieser Heinz Schafstett lebt in einem anonymen Wohnblock mit 16 Parteien. Das ist schlecht. Gut aber ist, dass zu jedem Appartement ein eigener Stellplatz gehört. Allerdings steht dort nicht der Name des Mieters. Das wiederum ist schlecht. Und das Gute daran? Na, komm schon, Fatty ... Ganz einfach, die Stellplätze sind durchnummeriert: von I/1 bis IV/4, genau wie die Namen auf der Klingelleiste neben dem Eingang. Und schwuppdiwupp – kombiniere! – notiert er den Namen, fügt das Kennzeichen von Schafstetts Wagen hinzu, fährt zurück und ist sehr mit sich zufrieden.
    Gerade will er in den Oberen Auweg einbiegen, als Büntings BMW von dort herausschießt und die Bergstraße kreuzt. Fatty hinterher.
    »Dieser Schafstett«, warf ich ein, »wie steht er zu dem Alten? Was ist er: ein Mitarbeiter? Ein Freund?« Ehrlich gesagt, konnte ich mir niemanden vorstellen, der mit dem Silberrücken befreundet sein sollte.
    Fatty zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Schwer zu sagen. Sie unterhielten sich ganz vertraut miteinander.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Fast freundschaftlich.«
    »Na, gut. Und du bist wieder hinter Bünting her?«
    »Allerdings nur kurz.« Er zog eine fatalistische Miene.
    Bünting überquert ein zweites Mal den Neckar, um diesmal seinen Wagen in einem der Altstadt-Parkhäuser abzustellen und sich per pedes in die Fußgängerzone zu begeben. Fatty ihm nach. Sieh an: die gute alte klassische Verfolgungsjagd auf Schusters Rappen. Und ausgerechnet dabei war Fatty gescheitert.
    »Das musst du mir erklären«, grinste ich. »Der Mann ist älter als wir beide zusammen.«
    »Damit hat es überhaupt nichts zu tun«, sagte er missmutig. »Sondern ... Du kennst doch dieses Elektrogeschäft in der Hauptstraße. Diesen Discounter, der nur zwei Kassen hat.«
    »Und?«
    »Bünting ist da rein. Kaufte sich Batterien und Druckerpatronen. Dann stellte er sich an. Es war total voll in dem Laden, klar, nach dem Wochenende und vor dem Feiertag.«
    »Ich ahne etwas ...«
    »Na ja«, druckste er. »Ich wollte mich nicht direkt hinter ihn stellen. Das fand ich zu auffällig. Also bin ich an die andere Kasse, und die fiel plötzlich aus. Aus heiterem Himmel, einfach so.«
    Über das verbogene Vorderrad gebeugt, verkniff ich mir ein Lachen. »Ein echtes Problem, Fatty.«
    »Das kannst du laut sagen. Er kam fix voran, und ich stand wie auf Kohlen. Gleich gehts weiter, hieß es. Ging es aber nicht. Erst, als er schon fast durch war. Und dann musste ich warten, bis ich meine Kassetten bezahlt hatte.«
    »Ach, du hast was gekauft?«
    »Musste ich doch.«
    »Du musstest gar nichts. Warum hast du dich nicht in die andere Reihe gestellt?«
    »Warum wohl? Weil die mich gevierteilt hätten, wenn ich mich vorgedrängelt hätte. Du kennst doch den Mob, wenn er in Lynchstimmung ist.«
    Ich grinste. »Und warum bist du nicht einfach ohne deine Kassetten raus? Das geht doch immer.«
    »Weil ich die blöden Dinger erst hätte zurückbringen müssen«, erläuterte er verzweifelt. »Außerdem:

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