Berlin - ein Heimatbuch
im S-Bahnhof noch eine große Tüte Pommes rot-weiß erstanden habe, im Schweinsgalopp zu Karl zurück. Schade um das gute Essen in der Humboldt-Mensa. Aber das hätten wir uns angesichts des Bücherbergs, den mein schwäbischer Gast akkumuliert hat, wohl eh nicht mehr leisten können. Insbesondere da wir für den Transport dieser schwergewichtigen Errungenschaften auf jeden Fall ein Taxi brauchen.
Berlin für Bücherwürmer – Vorlesebühnen und mehr
Bei einer Lesebühne trägt ein festes Autorenensemble (gegebenenfalls ergänzt durch Gäste) regelmäßig am gleichen Ort selbst verfasste Texte vor Publikum vor, ohne dass dem ein Wettbewerbscharakter zugrunde liegt.
Die heute gängige Form der Lesebühne ist in der Berliner Wendezeit entstanden. Autoren wie Wladimir Kaminer oder Jakob Hein sind auf diesem Weg entdeckt und erfolgreich verlegt worden.
Die wichtigsten Berliner Lesebühnen:
LSD – Liebe statt Drogen
jeden Dienstag ab 21:30 Uhr im Schokoladen, Ackerstraße 169, 10115 Berlin-Mitte, www.liebestattdrogen.de
Chaussee der Enthusiasten
jeden Donnerstag ab 20:30 Uhr im RAW-Tempel, Stenzerhalle, Revaler Straße 99, 10245 Berlin-Friedrichshain, http://chausseederenthusiasten.blogspot.com
Surfpoeten
jeden Mittwoch ab 21 Uhr im Klub der Republik, Pappelallee 81, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg, www.surfpoeten.de
Reformbühne Heim & Welt
jeden Sonntag ab 20:15 Uhr im Kaffee Burger, Torstraße 58/60, 10119 Berlin-Mitte, www.reformbuehne.de
Brauseboys
jeden Donnerstag ab 20:30 Uhr im La Luz, Osramhöfe, Oudenarder Straße 16–20, 13347 Berlin-Wedding, www.brauseboys.de
Kantinenlesen, Gipfeltreffen der Berliner Lesebühnen
jeden Samstag ab 20 Uhr in der Alten Kantine, Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, 10435 Berlin-Prenzlauer Berg, www.kantinenlesen.de
Buchhandlungen mit mehr oder weniger regelmäßigen Lesungen:
Dussmann das Kulturkaufhaus
Friedrichstraße 90, 10117 Berlin-Mitte, www.kulturkaufhaus.de
Bücherbogen
Savignyplatz 1, Im Stadtbahnbogen 593, 10623 Berlin-Charlottenburg
East of Eden International Bookshop
Schreinerstraße 10, 10247 Berlin-Friedrichshain, www.east-of-eden.de
Krimibuchhandlung Miss Marple
Weimarer Straße 17, 10625 Berlin-Charlottenburg, www.krimi-marple.de
Dorotheenstädtische Buchhandlung
Turmstraße 5, 10559 Berlin-Tiergarten, weitere Filiale in der Carl-Schurz-Straße 53, 13597 Berlin-Spandau, www.dorotheenstaedtische-buchhandlung.de
Wolff’s Bücherei
Bundesallee 133, 12161 Berlin-Friedenau (klassische alte Buchhandlung, Max Frisch hat früher um die Ecke gewohnt)
Wer die gute alte Tradition der Salonkultur erleben möchte, kann den Literarischen Salon Britta Gansebohm besuchen. Infos und Termine unter www.salonkultur.de
Einmal jährlich im Herbst findet das internationale Literaturfestival Berlin statt. www.literaturfestival.com
»Didi & Stulle«
Schon seit Mitte der 1990er-Jahre erscheinen die Abenteuer der beiden berlinernden Prollschweine Didi und Stulle im Berliner Stadtmagazin »Zitty«: Die provokanten Comics des Zeichners und Expunks Philip Tägert alias Fil erzählen das Leben von Dieter Kolenda (Didi) und Andreas Stullkowski (Stulle) aus dem Märkischen Viertel. Dabei ist der schüchterne Winzling Stulle meist der scheinbare Verlierer der heftigen Wortgefechte mit dem dicken dümmlichen Angeber Didi. Fil tritt seit vielen Jahren auch sehr erfolgreich mit oder ohne seine Handpuppe Sharkey auf deutschen Kabarettbühnen auf. Sein bislang größter Erfolg war 1991 die Wahl zum »Chauvi des Jahres«. Die »Didi & Stulle«-Strips liegen im Comicverlag Reprodukt gesammelt vor.
Frontscheibenvarietés
Die Taxi-Nummer schmeckt Karl nicht so recht, denn sein Taschengeldetat ist für heute wohl schon deutlich überschritten. Nicht zuletzt wegen des guten Dutzends an Büchern, die er unter beide Arme geklemmt hat.
»Komm, ich nehm dir was ab«, biete ich ihm an.
Mit »Didi & Stulle« und der Reparaturanleitung für mein Moped bin ich finanziell vergleichsweise glimpflich davongekommen. Wobei ich mir den Zwanni eh notgedrungen von Karl pumpen musste. Ich stoppe eine vorbeifliegende Droschke, halte dem schwer beladenen Literaturprofessor die Tür auf und bugsiere mich selbst auf den Beifahrersitz.
Neben mir materialisiert sich ein Männlein mit Spitzbart, Bauch und Sonnenbrille. Eine ästhetisch höchst fragwürdige Erscheinung.
» Wo sollet denn hinjehen, ihr Studentenköppe? «
Mit einer unsportlichen schwäbischen Brillenschlange im Schlepptau
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