Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
seine Ausfahrt!
„Hey!“
Laut.
Platz da, du Arsch - zieht es ihm durch den Kopf.
Ich hab‘s eilig!
Im gleichen Moment sieht er, wie die Gestalt von außen an das noch immer hochfahrende Garagentor tritt und sich herunterbeugt. Ein Oberkörper taucht auf - vor dem Morgenlicht draußen eine schwarze Silhouette.
„Sehen Sie nicht, dass ich rausfahre - “ Henning unterbricht sich. „Konstantin!“
Was macht der denn hier?
„Henning.“ Butz richtet sich innerhalb der Garage wieder zu seiner vollen Größe auf. „Hast du gehört, was dort los ist - am Alex?“
Henning schnauft. „Ich … ja, natürlich … ich will gerade in die Firma.“ Er dreht sich in seinem Fahrersitz zur anderen Seite, um Butz, der jetzt neben den Wagen tritt, mit den Augen zu folgen. „Sorry Konstantin, wenn ich … aber … was machst du hier? Ist was mit Claire?“
Butz blickt auf Henning herunter. „Hast du eine Minute?“ Sein linkes Auge zieht sich ein wenig zusammen.
„Jetzt?“ Henning sieht durch die Windschutzscheibe auf die Garagenwand. „ Nein … lass uns … lass uns telefonieren.“ Er holt Luft. „Was ist denn los? Du kommst hierher - ist doch was mit Claire?“
„Wieso?“ Butz‘ Blick ruht auf ihm.
„Hör zu, Konstantin, ich will nicht unfreundlich sein, aber ich hab’s wirklich eilig - gerade heut früh.“ Hennings Mund ist schief, als er den Kopf schüttelt.
Butz legt die Hände auf die Seitentür. „Ich komm grad von Baumann.“
„Wem?“ Henning sieht überrascht auf.
„Baumann?“
„Baumann?“ Henning lacht. „Baumann - was , Butz? Baumann - Blaumann, Baumann - Baumarkt, Baumann - Bauhaus?“ Er wendet sich wieder um, um mit dem Wagen aus der Garage zu fahren. „Betty ist da - wenn du über Claire reden willst, sie wird sich bestimmt freuen.“ Er deutet - ohne Butz anzusehen - auf eine Tür in der Seitenwand der Garage und lässt den Motor aufheulen. Das Garagentor ist inzwischen ganz nach oben gefahren. „Ruf mich an, ja?“ Der Wagen rollt an.
„Willi Baumann, Henning, der Trainer von Frederik Barkar.“
Butz lässt Hennings Scheitel nicht aus den Augen. Sieht, wie der Wagen stehenbleibt, Hennings Kopf sich noch einmal dreht.
„Er sagt, dass du ihm gesagt hast, was Barkar machen soll.“
Jetzt hat er Hennings volle Aufmerksamkeit. Der Mann wirkt blass. Die langen Finger trommeln nervös auf das Steuerrad. „Ach der “, nuschelt Henning. „Baumann - klar.“ Sein Blick wirkt seltsam sprunghaft. „Hör zu, Butz … Konstantin … ich … “
Er unterbricht sich.
Butz sieht, wie Henning eine Hand vom Steuer nimmt.
„Warum steigst du nicht ein?“, die Worte kommen eine Spur undeutlich aus Hennings Mund, „ich fahr dich in die Stadt und wir reden. Oder?“
Butz ist an der Garagenwand stehen geblieben.
„Mein Wagen steht draußen, Henning, ich brauch keinen Lift.“
„Ha!“, Hennings Gesicht verschiebt sich, „natürlich nicht.“ Einen Moment sitzt er unschlüssig hinter seinem Steuer. Der Motor puckert. „Soll ich den Motor abstellen - und wir gehen ins Haus?“ Hennings Augenbrauen tanzen. „Oder du setzt dich doch kurz in den Wagen und wir fahren einmal um den Block?“ Er senkt seine Stimme ein wenig. „Im Haus wär mir allerdings weniger lieb - wegen Betty, weißt du?“
Butz fühlt etwas Warmes auf seiner Unterlippe. Er greift mit der Hand danach. An seiner Fingerkuppe klebt etwas Blut. Er hat seine Zähne so sehr auf die Lippe gebissen, dass ein kleiner Riss entstanden sein muss.
„Gut“, er setzt sich in Bewegung, „lass uns eine Runde fahren, Henning“, und geht vorn um die Kühlerhaube des Wagens herum, um zur Beifahrertür zu gelangen.
Im gleichen Augenblick ist es, als ob ein Düsenjet in der Garage starten würde.
Butz‘ Kopf dreht sich. Wie herangesprungen an Hennings Gesicht, sieht er den Mund des Mannes, die glänzenden Wangenknochen, die seltsam trüben Augen. Hennings Arme sind durchgedrückt, sein Oberkörper ist nach hinten gepresst.
Er muss den ersten Gang eingelegt haben.
Butz sieht das Fahrzeug förmlich auf sich zu fliegen .
Es ist eher ein Reflex als eine Bewegung. Der aufgewickelte Gartenschlauch an der Wand - Butz wischt ihn mit einem Arm herunter - wirft mit dem anderen die Schubkarre um, die neben ihm an der Wand lehnt.
Das Blech schreit auf, als sich die Kühlerhaube des Wagens in der Schubkarre verbeißt.
RrroaaARRRR -
Butz kann Hennings Gesicht sehen, die Kiefermuskeln versteinert - der Motor unter der Haube vor
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