Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
er ihr entgegenstreckte.
„Niklas?“
Aber jetzt wandte sich Niklas nicht mehr zu Felix um. Mit Sonja an der Hand lief er die Rampe hinunter, die von dem Podest, auf dem sie saßen, zur Tanzfläche führte.
5
Im gleichen Moment riss die Musik ab und die ausgeklügelte, indirekte Beleuchtung des Raumes wurde von mehreren Scheinwerfern überstrahlt. Verdutzt drehten sich einige Gäste auf der Tanzfläche um, Rufe des Erstaunens wurden laut.
Max sah, wie Felix sich aus seinem Sessel erhob, an das Geländer des Podestes etwas oberhalb der Tanzfläche trat und in die entstandene Larmlücke mit kraftvoller Stimme hinein sagte: „Haben Sie schon unseren Gastgeber kennengelernt, meine Damen und Herren, den Mann, dem wir den heutigen Abend verdanken?“
Die Gesichter der Menschen, die unten standen, wandten sich Felix zu, lächelten, nickten wohlwollend …
„Ist er nicht einzigartig!“, rief Felix, „Niklas! Kommen Sie her, lassen Sie sich umarmen.“
Unterdessen hatte Niklas die Tanzfläche erreicht und strebte weiter von Felix weg - Sonja aber war auf der Rampe stehengeblieben, das Handy am Ohr.
„Nun kommen Sie schon, Niklas, was ist? Haben Sie Angst vor mir?“ Felix breitete die Arme aus, strahlte.
„Niklas! Niklas!“, war von einigen Gästen zu hören, die beinahe wie geimpft wirkten von dem Willen, dass sich das, was Felix offenbar wollte, nun auch wirklich vollzog: Dass Niklas sich von Felix umarmen ließ.
Niemals, dachte Max, niemals!
Gleichzeitig hörte er Sonja, die mit dem Handy am Ohr sich zu Felix zurückgewandt hatte. „Er ist jetzt dran“, rief sie ihm zu, „ein gewisser Herr Rittlinger.“
„Rittlinger?“ Felix‘ Augenbrauen wanderten nach oben und er sah Sonja entgeistert an. „Was will er denn?“
Sie hielt die Hörmuschel zu und stöckelte die Rampe wieder hoch. „Er ist von der Bank!“
„Und was will er?“
Sonja presste das Handy ans Ohr. „Herr Rittlinger? … Ja? Sie wollen mit Herrn von Quitzow - ja?“ Beunruhigt warf sie Felix einen Blick zu, das Mikro noch einmal zuhaltend. „Er will mit Niklas sprechen!“
Felix‘ Gesicht verrutschte. „Au“, machte er, „das Gespräch sollte Niklas lieber annehmen!“
Plötzlich wirkte Sonja wie ein kleines Mädchen. „Niklas!“ Sie drehte sich auf dem Podest, das sie inzwischen erreicht hatte, um und gestikulierte zu Niklas unten auf der Tanzfläche. „Komm her!“ Sie hielt das Handy hoch und zeigte darauf. „Es ist Rittlinger - von der Bank.“ Dann legte sie es sich wieder ans Ohr und sprach hinein. „Er kommt, Herr Rittlinger, er ist gleich für Sie da.“
Dabei huschten ihre Augen immer wieder zu Niklas, der sich nun, wohl weil er dachte, dass ihm nichts anderes übrig blieb, ebenfalls wieder daran gemacht hatte, die Rampe zurück nach oben zu gehen.
„Leck mich am Arsch!“, fauchte er Felix an, als er Sonja erreicht hatte und das Telefon an sich nahm - gerade laut genug, dass Max es hören konnte und doch so leise, dass es weder Rittlinger am anderen Ende der Leitung, noch die Gäste unten auf der Tanzfläche verstehen konnten. Dann hatte Niklas das Handy am Ohr. „Herr Rittlinger?“
Max schaute zu Felix. Der trat vom Geländer zurück und setzte sich wieder in seinen Sessel. Neben ihm Sonja, deren Aufgekratztheit nun endgültig verflogen war, denn sie hatte nur zu deutlich gehört, was Niklas Felix zugezischt hatte.
„Sind Sie Max? Max Bentheim?“
Max fuhr hoch. Niklas sah ihm direkt ins Gesicht.
„Ja?“ Was hatte er denn damit zu tun?
„Ja, er ist hier“, sagte Niklas ins Handy, lauschte, dann zu Felix: „Was soll das heißen?“, tonlos, nicht mehr wütend jetzt, sondern … wie berührt von etwas Kaltem.
„Es geht um deinen Kredit für den Club, mein Lieber“, lächelte Felix, „ich hab ihn übernommen … “
„Niklas?“ Sonja sah zu ihrem Mann.
„ … und den Laden Max überschrieben“, beendete Felix seinen Satz.
WAS?
Max‘ Hände gingen hoch. „Was soll das? Unsinn. Ich will das nicht.“
Es rauschte in ihm. Ich will das nicht!
„Du willst nicht?“ Felix blickte Max überrascht an. Er war der Einzige, der ruhig geblieben war.
Max schüttelte den Kopf. Nein!
„Er will es nicht.“ Felix schaute wieder zu Niklas. „Dann behältst du eben den Laden - in Gottes Namen.“
Er beugte sich vor und nahm Niklas das Handy aus der Hand. „Rittlinger? Ja … gut, danke, nein … vergessen Sie Bentheim, Niklas macht weiter. Ja.“ Er beendete das Gespräch und breitete
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