Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
ihm brüllt - die Schubkarre jault -
    Butz kippt nach vorn, seine Hände schlagen auf die rote Kühlerhaube. Das Blech bebt - die Henkel der Karre haben sich in den Kühler geschoben. Sie halten den Wagen davon ab, in Butz‘ Beine zu rasen, seine Knochen zu zerschmettern.
    Sein Kopf ruckt hoch.
    Der Motor röhrt.
    Hennings Gesicht scheint sich in die Länge gezogen zu haben. Sein ganzer Oberkörper ist jetzt nach vorn gebeugt, er muss das Gaspedal bis auf den Boden herunterdrücken. Das Quietschen der Reifen auf dem glatten Betonboden sticht in den Ohren - doch die Reifen greifen nicht richtig. Die Abgase, die durch die Luft wirbeln, nehmen Butz fast den Atem, schon kommt es ihm so vor, als würde es um ihn herum flimmern.
    Schriiiiiiek - mit einem Ruck knickt das Blech der Karre ein, der Kühler zuckt noch einmal zehn Zentimeter nach vorn. Quetscht den Gartenschlauch gegen Butz‘ Beine.
    Butz fühlt, wie sich seine Kniescheibe unter dem Druck hebt, wie sich sein Oberkörper, der schon auf die heiß laufende Kühlerhaube gesunken war, noch einmal aufrichtet und in seltsamen Bewegungen windet. Sein linker Arm geht hoch, als würde er an einem Bindfaden gezogen, sein rechter hängt schaff herunter. Und in seinem Knie scheint ein heißer Beutel aufzugehen.
    Er sieht förmlich vor sich, wie die Stoßstange seine Oberschenkel durchtrennt. Wie er auf die Stümpfe, die ihm bleiben, herabstürzt.
    Dann ist seine Hand am Griff der Waffe - zuckt zurück - und er richtet den schwarzen Lauf durch die Windschutzscheibe direkt auf Henning.
    „STELL DIE SCHEISS-KARRE AB, MANN!“
    Das sich verziehende Blech der Schubkarre - das Rattern des Motors.
    Butz spürt, wie seine Augen aus den Höhlen treten, das eine etwas mehr geschlossen als das andere.
    WOAAARRRRR …
    Der Schuss übertönt das Gebrüll des Motors - die Kugel zerschmettert die Windschutzscheibe in tausend Partikel, bohrt sich in das Polster des Fahrersitzes, dicht neben Hennings Brust.
    „Die nächste hast du in der Stirn!“ Die Worte scheinen aus Butz hervorzuspringen wie Popcorn aus einem Topf.
    Sie sehen sich durch die zersplitterte Scheibe hindurch in die Augen. Hennings Blick brennt, die Zunge steckt zwischen den Zähnen. Butz starrt über den Lauf seiner Waffe hinweg, immer wieder zieht ein grauer Schleier über sein Gesichtsfeld. Sein Knie spürt er nicht mehr. Die Linke liegt auf der heißen Kühlerhaube.
    Ich knall dich ab - denkt er und stellt die Waffe, mit der er eben noch an Hennings Brust vorbeigezielt hat, direkt auf einen Punkt zwischen den Augen ein.
    Im ersten Moment meint er, ein Blutsturz hätte sein Gehör beschädigt - dann fühlt Butz den Wagen heruntersacken - und begreift: Das Rasen des Motors ist abgerissen.
    Henning beschleunigt nicht mehr.
    Es kommt Butz so vor, als würde der Wagen wie ein Kettenhund, der sein Interesse verliert, von ihm ablassen.
    Die Waffe aber behält er oben.
    Henning strömt der Schweiß übers Gesicht.
    „Warum hast du Baumann gesagt, dass er Barkar auf Claire ansetzen soll?“Butz‘ Beine zittern. Henning starrt ihn an - sprachlos, wie ausgelaugt von dem Versuch, Butz an der Garagenwand zu zerquetschen.
    „Ich muss dich jetzt nicht mehr töten, Henning - ich kann dir auch bloß die Schulter zerschießen.“
    „Felix hat es gewollt.“
    Butz fühlt, wie sich der Lauf der Pistole wie von selbst wieder genau auf Hennings Gesicht richtet.
    Felix?
    „Was hat Felix damit zu tun?“
    „BUTZ!“
    Es ist ein spitzer Schrei, der das Tuckern des noch immer laufenden Motors übertönt.
    Butz‘ Blick wischt nach rechts, zur Tür, die von der Garage direkt ins Haus führt. Jemand hat sie geöffnet und ist auf die Schwelle getreten. Eine Hand flach vor dem Mund, die andere auf ihn gerichtet, als wollte sie auf ihn zeigen.
    Claires Schwester.
    Betty.
    Doch sie zeigt nicht auf ihn. Sie hält einen kleinen Revolver auf ihn gerichtet.
    Butz‘ Blick zuckt zurück zu Henning. Er sieht, wie sich dessen Gesicht zu einem Lächeln verschiebt. Aber die Falten, die sich in den letzten Minuten hinein gegraben haben, kann es nicht mehr ganz daraus tilgen.

2
     
    Zwei Jahre vorher
     
    „Er verspottet mich, er macht mich runter, vor allen Leuten“, stieß Quentin hervor und Max hatte den Eindruck, als würde Quentin ihn am liebsten am Kragen packen. „Er genießt das, er mag es, wenn man sich unter seinen Schlägen krümmt!“ Winzige Speichelpartikel flogen von Quentins Lippen in Max‘ Richtung.
    Unwillkürlich wich er einen

Weitere Kostenlose Bücher