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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Schritt zurück, aber Quentin kam immer näher an ihn heran. „Lass dich doch von Felix nicht täuschen“, schrie er, „er benutzt dich, indem er dir Honig ums Maul schmiert - und mich , indem er mich beleidigt!“ Er schaute kurz zu Till, der gerade neben sie getreten war - dann wieder zurück zu Max. „Glaubst du etwa, was er sagt? Glaubst du, ich habe nicht verstanden, was er vorhat?!“
    Gerade erst waren Max und Till die Betontreppe hochgegangen, die von dem Club zurück auf das Niveau der Straße führte. Draußen hatte es bereits begonnen, hell zu werden. Quentin musste die ganze Nacht am Eingang gewartet haben, um ihn dort abzupassen. Max meinte, förmlich sehen zu können, wie Quentin zerrissen wurde von den Gedanken, die in seinem Kopf herumsprangen. Er tat ihm leid, aber Max war von dieser Attacke so überrascht, dass er im ersten Moment gar nicht wusste, was er entgegnen sollte.
    „Hör mal“, mischte sich Till ein, „Quentin, oder? Du heißt Quentin, wir kennen uns kaum - “
    „Bleib mir mit deiner Scheiße vom Leib!“, brüllte Quentin Till an und Max sah, wie er am ganzen Körper zitterte. Schon wandte Quentin den Blick wieder Max zu. „Sag diesem Schwachkopf, er soll das Maul halten, ich bin noch nicht fertig!“
    Max nickte Till zu, schloss kurz die Augen. „Alles klar, Quenni.“
    Quentins Finger, die wie Stacheln abgestanden hatten, schlossen sich ruckartig, seine Arme waren wie krampfhaft nach unten gestreckt. „Nichts ist klar, Mann. SCHEISSE!“
    Obwohl Quentin bereits vorher gebrüllt hatte, schrak Max doch zusammen, als er jetzt hörte, wie sich Quentins Stimme verformte. Vorsichtig berührte er ihn an der Schulter und konnte spüren, wie sich Quentins Körper zusammenkrümmte, als würde Max ihm ein Messer in die Seite rammen. „Quentin, beruhige dich“, flüsterte Max, „ich weiß doch, lass Felix reden, das … das ist doch nicht wichtig.“
    Da sah er, wie Quentins Kopf, der kurz nach unten geneigt gewesen war, langsam wieder hochkam. Wie sich sein rot glühender Blick aus der Tiefe, in der er sich verloren gehabt zu haben schien, wieder an die Oberfläche, in die Gegenwart kämpfte. Ganz hob Quentin den Kopf jedoch nicht, als würde eine finstere Kraft ihn herunterdrücken - und schaute stattdessen von schräg unten Max an. „Frag ihn, was mit Nina ist, Max - frag Felix nach Nina!“, spie er hervor.
    Wen? Was? Max verstand nicht.
    „Nina, die Braunhaarige auf der Hochzeit. Hat sie nicht mit dir geschlafen? Frag Felix, was er davon weiß!“

3
     
    Es war fast ein ganzer Tag vergangen, dann konnte Till Max nicht länger zurückhalten. „Wir brauchen ja nicht mit der Tür ins Haus zu fallen“, hatte Max gemeint, „wir sagen, dass du dir die Firma einmal ansehen willst. Das interessiert dich doch wirklich, oder?“
    Till hatte genickt. Klar …
    „Und dann fragen wir, ob wir kurz bei Felix reinschauen können. Ich bin sicher, er wird uns empfangen. Im Gespräch kann ich beiläufig auch Nina erwähnen. Mal sehen, wie er reagiert.“
    Seit fast einer Stunde saßen sie nun schon in der Halle im ersten Stock. Ein prächtiger Festsaal, in dem sich nicht viel mehr befand als einige Tische, auf denen ein paar der aufwendigsten Produktionen des Verlagshauses ausgelegt waren. Till hatte sich die Ausgaben flüchtig angeschaut. Ein Hochglanzfoliant über Teppiche, einer über Landkarten, einer über Konstruktionszeichnungen aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Bildbände, deren größter aufgeklappt fast einen Quadratmeter maß.
    Max interessierte sich nicht dafür. Er hatte auf einer gepolsterten Bank vor den Fenstern Platz genommen und studierte das Fresko an der Decke.
    „Herr Bentheim, Herr Anschütz?“
    Eine Sekretärin tauchte in der doppelflügeligen Tür auf, die aus der Halle herausführte. „Wollen Sie mir bitte folgen?“ Sie lächelte ein Lächeln, das freundlich wirkte und zugleich ein wenig schelmisch, als wollte sie ganz beiläufig signalisieren, dass sie schon wüsste, was man dachte, wenn man sie sah.
    Max und Till folgten ihr durch einen Korridor, der zu den Büros führte und - wie die Halle - mit einem Deckengemälde geschmückt war: der abenteuerlich bewölkte Himmel einer winterlichen Allee.
    „Bitte.“ Die Sekretärin - eine Blondine mit makelloser Haut und frisch nachgezogenem Lippenstift - trat zur Seite und ließ sie eins der Büros betreten.
    Es war Felix‘ Arbeitszimmer.
    „Max!“ Felix breitete die Arme aus. Er trug ein breit

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