Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
blau-weiß gestreiftes Hemd, hatte die Ärmel hochgekrempelt und schien bester Laune zu sein. „Till … “ Er schüttelte ihnen die Hände. „Soll ich das Fenster schließen?“ Die gewaltigen Fensterfügel standen offen und der Verkehrslärm drang bis zu ihnen nach oben. Das Rattern, Rufen und Rauschen einer Seitenstraße der Linden, in der sich Lieferwagen, Kellner und auch ein paar Katzen zu tummeln schienen.
„Jaa, warum nicht.“ Max ließ sich in einen der Sessel fallen, die vor dem aufgeräumten, aber riesigen Schreibtisch standen. „Ich darf mich doch setzen, oder?“
Geräuschvoll schlugen die Fensterflügel zusammen und Felix wandte sich um. „Kaffee, Wasser, Tee … was Kräftigeres? Was kann ich euch bringen lassen?“
Till blickte zu Max und bemerkte, dass die Sekretärin, wohl um ihre Bestellung aufzunehmen, noch immer in der Tür stand. Er hob die Hände. „Ich nichts, danke.“
„Was? Kaffee? Sonst hast du nichts?“ Max lächelte.
Felix blickte zu der Blondine in der Tür. „Bringen Sie uns eine Flasche von dem Champagner, Merle. Den von 1956. Der dürfte Herrn Bentheim gefallen.“
Die junge Frau verschwand. Felix kam um den Schreibtisch herum und setzte sich so darauf, dass ein Fuß in der Luft hing, der andere aber fest auf dem Boden stand. „Also. Was gibt’s?“ Er sah Max an. Dass Till noch stand, schien ihn nicht weiter zu stören.
„Till wollte sich euer Haus mal ein wenig ansehen“, sagte Max und trommelte mit den Fingern auf den Armlehnen seines Sessels.
Felix schaute zu Till. „Ach ja? Arbeiten Sie in der Branche? Das hat Max mir noch gar nicht erzählt.“
Till stützte die Hände auf die Lehne des zweiten Sessels, der vor dem Schreibtisch stand. „Nein, ich sitze noch an meiner Abschlussarbeit … Aber es stimmt … ich würde Ihr Haus gern mal sehen. Die Ausgaben draußen in der Halle sind ja beachtlich.“
Für einen Moment ruhte Felix‘ Blick auf ihm. Dann schaute er zurück zu Max. „Jetzt gleich? Wollen wir gleich los, oder warten wir noch, bis Merle uns bedient hat?“ Er griff an den Knoten seiner bordeauxroten Krawatte und zog ihn ein wenig herunter. Der oberste, offene Knopf seines Hemds kam zum Vorschein.
Max warf Till einen Blick zu. „Warten?“
Till nickte. Was für ein albernes Katz-und-Maus-Spiel. Warum rückte Max nicht einfach heraus mit der Sprache? Dass sie hier waren, weil Max Felix nach Nina fragen wollte.
Für einen Moment sagte niemand etwas. Max sah an Felix vorbei aus dem Fenster, Felix ließ Max nicht aus den Augen, und Till hatte den Eindruck, dass er am wenigsten derjenige sein sollte, der das Schweigen brach.
„Soll ich die Flasche öffnen, oder machen Sie das?“ Merle kam zurück in den Raum, einen kleinen, silbernen Wagen vor sich her schiebend, auf dem drei ausladende Gläser sowie ein breiter Kübel standen, in dem eine grün-goldene Champagnerflasche in einem Berg von Eiswürfeln ruhte.
„Ich mach das.“ Felix ging ihr entgegen. „Vielen Dank.“ Es klirrte leise, während er ihr den Wagen abnahm und zu ihnen an den Schreibtisch dirigierte. „Sooo … “ Wie zuvor nahm er auf der Schreibtischplatte Platz und begann, das Bleipapier von der Flasche zu lösen.
„Stimmt es, dass du sie gebeten - oder ermuntert hast … sich um mich zu kümmern?“
Fast erschrocken blickte Till zu Max, der sich offensichtlich nicht länger hatte zurückhalten können und dessen stechender Blick unverwandt auf Felix gerichtet war.
„Wen sie?“ Ohne Max anzusehen, setzte Felix die Arbeit an der Flasche fort.
„Ist doch egal, wen.“ Max‘ Stimme klang belegt. „Hast du irgendeine darum gebeten?“
Felix schnaufte vergnügt. „Wie kommst du denn darauf!“
„Auch egal. Sag schon!“
PANG!, sprang der Korken aus dem Flaschenhals und knallte gegen die den Fenstern gegenüberliegende Wand. Felix hatte ihn fliegen lassen und beugte sich jetzt rasch vor, um die hervorsprudelnde Flüssigkeit in die bereitstehenden Gläser zu schenken.
Er lächelte. Till sah, wie es Max aufbrachte, dass Felix ihm nicht gleich antwortete. Aber was sollte er tun? Aufstehen und Felix am Kragen packen? Stattdessen griff Max nach dem Glas, das Felix ihm eingegossen hatte, und hob es hoch. „Also. Prost!“ Und ohne darauf zu warten, dass die anderen ihm zugenickt hatten, goss er den Inhalt hinunter.
Felix warf Till einen Blick zu, inzwischen ebenfalls ein Glas in der Hand. „Prost.“ So wie Max trank er es in einem Zug aus.
Till nippte an seinem
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