Berlin-Krimi 03 - Notlandung
wir mal, alles andere besprechen wir, sobald wir in der Luft sind.«
Beryl startete den Motor, und zehn Minuten später machte die Maschine in der Mitte der Startbahn einen Satz und stieg in die Luft, kurz darauf sackte sie wieder etwas ab. Lennard spürte ein flaues Gefühl in der Magengegend und klammerte sich am Haltegriff über seinem Kopf fest.
»Alles okay mit dir?«, fragte Beryl, die Lennard aus dem Augenwinkel sehen konnte.
»Alles bestens, allerdings bin ich noch nie mit solch einer kleinen Maschine geflogen. Ist doch etwas anderes als mit einer großen. Bist du schon einmal mit so einem Ding geflogen, Monika?«, fragte er, um etwas von sich abzulenken.
»Einmal, Lennard, Marcel hat mich einmal geflogen. In genau so einer Maschine, gleich nachdem er die Privatpilotenlizenz erhalten hatte.«
Lennard verfluchte sich, wie konnte er bloß so eine dämliche Frage stellen. Das Flugzeug lag jetzt etwas ruhiger in der Luft, und er beschloss, den Haltegriff loszulassen. Er fand einen Ordner mit Karten neben seinem Sitz.
»Soll ich in den Karten nachsehen oder so etwas? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was im Flugzeug auf dem Beifahrersitz so von einem erwartet wird.«
»Nett gemeint, aber das ist nicht notwendig, wir fliegen nach GPS. Ich habe den Kurs einprogrammiert, wir müssen den jetzt nur noch abfliegen, keine große Sache.« Sie deutete auf ein flaches Gerät mit Farbbildschirm, das sie auf den Yoke geklemmt hatte.
Beryl hatte sich zurückgelehnt und bequem hingesetzt.
»Also, gehen wir noch mal unseren Plan durch: Lennard ruft die Entführer etwa zehn Minuten, bevor wir da sind, auf dem Handy an und sagt ihnen, wo sie hin sollen. Zu diesem Zeitpunkt müssten sie an dem verabredeten Punkt an der Autobahnabfahrt stehen und auf unseren Anruf warten. Von dort benötigen sie ungefähr zehn Minuten, um den Weg zu finden. Danach werden sie auf der Startbahn stehen und auf uns warten. Wir werden ihnen nicht verraten, dass wir mit dem Flugzeug kommen. So haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Wir landen, dafür benötigen wir nicht mal ein Drittel der Landebahn, rollen dann die Bahn entlang und kommen kurz vor deren Auto zum Stehen. Ich dachte mir, ich bleibe an Bord und lasse den Motor im Leerlauf. Du und Monika, ihr geht raus, übergebt den Koffer, und die lassen im Gegenzug die Mädchen frei. Dann springen die Mädchen und ihr beide in die Maschine, ich gebe Gas und bringe uns so schnell wie möglich weg. Richtig so, Lennard? Ich bin ziemlich aufgeregt!«
»Ja. Ich finde, es ist ein guter Plan. Das mit dem Überraschungsmoment aus der Luft gefällt mir am besten. Allerdings, wenn ich von hier oben telefoniere, meinst du nicht, der Lärm verrät uns, und sie ahnen dann, dass wir in einem Flugzeug sitzen?«
»Guter Punkt. Aber das lässt sich regeln, ich mache einfach den Motor aus, während du telefonierst.«
»Du machst den Motor aus, während wir in der Luft sind?«, fragte Lennard und sah Beryl schockiert an. Automatisch fasste er wieder nach dem Haltegriff.
Beryl lachte.
»Lennard, es passiert nichts, wenn ich den Motor ausmache. Das Teil hier fällt nicht runter wie ein Stein. Im Gegenteil, wir haben dann eben ein Segelflugzeug, wir segeln langsam nach unten. Bevor du anrufst, gehe ich noch mal richtig nach oben, damit wir genug Luft unter den Flügeln haben und lange genug gleiten können. Alles kein Problem.«
»Wenn du es sagst, du bist die Pilotin.« Lennard war alles andere als begeistert.
Beryl wollte noch etwas sagen, aber irgendwie war niemandem mehr nach reden zumute. Alle drei hatten sie Angst und wollten es hinter sich haben. Sie flogen schweigend weiter Richtung Norden.
»O. K., ich denke wir sind in circa zehn Minuten da. Hast du dein Handy griffbereit?«
Lennard holte sein Handy aus der Jackentasche.
»Alles bereit bei mir.«
»Also dann, ich stelle jetzt den Motor aus.«
Lennard nickte, er nahm das Headset ab, und Beryl schaltete tatsächlich den Motor ab. Sie brachte die Klappenstellung in die Konfiguration für den Gleitflug, ab jetzt waren sie ein Segelflugzeug.
Lennard war einen Moment verwundert über die plötzliche Ruhe. Obwohl er Beryl vertraute, war er sich nicht sicher gewesen, ob das mit dem Gleiten tatsächlich stimmte. Es schien zu stimmen: Der Motor war aus, und sie flogen immer noch. Monika und Beryl hatten ebenfalls die Headsets abgenommen, es waren nur noch die Geräusche des Windes zu hören. Lennard wählte die Nummer, und fast
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