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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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ich –«
    »Aber natürlich«, unterbrach Johanna ihn in übertrieben freundlichem
Tonfall, während ihr Wutpegel sprunghaft anstieg. »Die Polizei hat es mit fünf
Toten zu tun, die auf höchst unerfreuliche Weise ums Leben gekommen sind, eine
davon ist Ihre Lebensgefährtin gewesen. Aber natürlich werde ich mich mit
meiner Befragung beeilen.«
    Sie beugte sich mit aufgesetztem Lächeln vor und genoss für einen
Moment seine Verblüffung. »Woran arbeiten Sie gerade, Herr Beuten? An einem
Feature über niedersächsische Milchbauern, die in den Melkstreik treten
könnten? Oder sind Sie Ihrem eigenen Verständnis nach einer von diesen
investigativen Journalisten und spüren hochrangigen VW -Mitarbeitern
nach, die im Verdacht stehen, nachts heimlich mit dem neuen Opel Astra durch
die Gegend zu düsen?«
    »Was soll das denn? Hören Sie, Frau Kommissarin –«
    »Nein, Herr Beuten, Sie hören zu: Ich respektiere, dass Ihnen das
Thema unangenehm ist, dass es Sie zutiefst schmerzt, über Ulrike zu reden, und
Sie darüber hinaus einen zeitaufwendigen Job haben, in den Sie sich gerade
jetzt am liebsten rund um die Uhr vergraben würden, und Sie können sich darauf
verlassen, dass ich meine Zeit nicht mit unnötigen Unterredungen vergeude. Aber
mein Job ist es, in Erfahrung zu bringen, was passiert ist, und dazu benötige
ich nun mal auch Ihre Antworten, Hinweise, Stellungnahmen. Hab ich mich klar
ausgedrückt?«
    Beuten schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, blieb sein
Blick starr. Dann nickte er. »Ja. Tut mir leid …« Er trank einen Schluck von
seinem Kaffee, und Johanna sah, dass seine Hand zitterte.
    Ihr Zorn verrauchte so abrupt, wie er aufgeflammt war. Der Mann litt
mehr, als er es irgendjemanden wissen oder auch nur ahnen lassen wollte. Er
dürfte vollends aus den Latschen kippen, wenn ihm klar wurde, dass Ulrike
Huhlmann im Verdacht stand, eine korrupte Beamtin gewesen zu sein.
    Johanna versuchte bewusst, sich zu entspannen. Sie war unsicher, wie
sie das Thema anschneiden sollte. Das passierte ihr selten. Schließlich öffnete
sie den Ordner und präsentierte Beuten die Fotos von Bihl, Muth und Dorn. »Ist
Ihnen vielleicht einer von diesen Männern mal über den Weg gelaufen? Bitte
nehmen Sie sich die Zeit und prüfen Sie genau.«
    Beuten sah sich jedes einzelne Bild eingehend an und schüttelte dann
den Kopf. »Nein. Hat einer von denen etwas –«
    Johanna winkte ab. »Das ist eine schlichte Überprüfung«, sagte sie
ausweichend.
    Beuten hob unvermittelt das Kinn. »Sie glauben nicht an Selbstmord,
stimmt’s?«, fragte er leise. »Warum würden Sie wohl sonst so beharrlich
nachfragen.«
    »Sie haben recht, ich glaube nicht an Suizid«, antwortete Johanna.
Der Mann war Journalist – ausweichende und abwiegelnde Bemerkungen würde er ihr
ohnehin nicht glauben. »Und ich bin auf der Suche nach Spuren, die meine These
stützen könnten.«
    »Haben Sie schon etwas gefunden?«
    »Ja.« Johanna nickte. »Es gibt verschiedene Übereinstimmungen – sehr
beunruhigende Übereinstimmungen bei allen Toten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, dass ich nicht in die Details gehen kann.« Sie unterbrach kurz. »Was
schätzen Sie – wie gut kannten Sie Ihre Freundin, Ihre Lebensgefährtin
wirklich?«
    Beuten hielt kurz die Luft an. »Sehr gut«, entgegnete er dann.
»Dachte ich immer.«
    »Sind Ihnen in letzter Zeit Zweifel gekommen?«
    Beuten ließ die Frage sekundenlang im Raum stehen. »Es ist alles so
… unwirklich, verstehen Sie? Manchmal stehe ich morgens auf und bin davon
überzeugt, dass alles nur ein fieser Alptraum war … Den Satz hören Sie bestimmt
hundertmal im Jahr.« Er gab sich einen Ruck, nahm seinen Becher und drehte ihn
zwischen den Händen, bevor er hochblickte.
    »Ulrike war völlig von der Rolle, als der andere Polizist hier in
Wolfsburg nach der Drogeneinnahme Selbstmord beging«, begann er schließlich zu
erzählen. »Als sie nach dem Spätdienst – ich glaube, es war ein Freitag – nach
Hause kam, stand sie nahezu unter Schock … ja, so könnte man es sagen. Das war
natürlich eine ganz fürchterliche Geschichte gewesen, die sich auch in ihrer
Braunschweiger Dienststelle wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte. Aber der
Name des Beamten war vorher noch nie gefallen, und als ich nachfragte, was
genau sie derart umhaute, ist sie erst sauer geworden und hat das Thema dann
von einem Augenblick zum nächsten fallen gelassen.« Beuten zuckte mit den
Achseln. »Ulrike gab sich

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