Berlin Wolfsburg (German Edition)
Selbstmord hat mit den anderen Fällen nichts zu tun«,
erläuterte Stefan eifrig. »Außerdem war das bereits im Mai. Der ist einfach
durchgedreht. Das haben wir schon mehrfach durchgekaut.«
»Ohne zu einem Ergebnis zu kommen, ich weiß. Also müssen wir an
anderer Stelle suchen oder genauer hingucken. Die letzte größere Aktion, an der
er beteiligt war – gibt dir da irgendwas im Nachhinein zu denken?«
Stefan schob sich ein großes Stück Pizza in den Mund, um etwas Zeit
zu gewinnen. Dann beugte er sich vor. »Hatten wir auch schon: Er schaltete sich
ein, als die Razzia anstand. Wir haben uns einige Tage später getroffen: völlig
unauffällig in einer Billardkneipe im Wedding. Er versicherte mir, dass wir
unbesorgt sein könnten und … ach ja: Er übergab mir mein Netbook, das er
beiseitegeschafft hatte, weil er annahm, dass wir sehr froh wären, wenn es
nicht in die Hände der Polizei fällt.«
»Das hast du bislang nicht erwähnt.«
»Nein? Nun, dann erwähne ich es jetzt.«
Volker hob eine Braue. »Solche Details können sehr wichtig sein.«
»Ja, schon gut, habe ich wohl vergessen. Tut mir leid.«
»Nur das Netbook?«
»Und ein paar Notizen, die in meinem Schreibtisch waren.«
»Was für Notizen?«
Stefan griff nach seiner Serviette. Ihm brach plötzlich der Schweiß
aus. Er blickte Volker an und zögerte.
»Was für Notizen?«, wiederholte der.
»Ich wette manchmal bei Pferderennen und Fußballspielen oder auch
bei Boxkämpfen – nur zum Spaß. In dem Heft habe ich mir ein paar gute Wetten
notiert.«
Volker atmete einigermaßen beruhigt aus. »Das könnte Rauth durchaus
interessiert haben, oder?«
»Ja, klar …« Stefan zuckte mit den Achseln. »Aber wenn schon … Das
war nichts Weltbewegendes oder Geheimnisvolles. Davon konnte er ruhig
profitieren.«
»Und sonst stand da nichts drin?«
»Nein.«
»Sicher?«
»Wenn ich’s doch sage.«
»Na schön. Was ist mit Lange?«
Stefan war erleichtert, dass Volker sich nicht weiter an Rauth und
den Notizen festbiss. »Er hat die Vergewaltigung gemanagt«, erwiderte er hinter
vorgehaltener Hand. »Man hat ihm später noch mal auf die Finger geguckt, aber ohne
Ergebnis.«
»Was heißt das – auf die Finger geguckt?«
Stefan machte eine wegwerfende Bewegung. »Ein Staatsanwalt wollte
etwas genauer wissen, warum es keine weiterführenden Ermittlungsergebnisse
gegeben hatte. Sie konnten ihm aber nichts nachweisen.«
»Umso besser. Was ist mit den Filmen?«
»Er hatte ungefähr eine Woche vorher alle abgegeben, bis auf einen.«
Volker sah ihn auffordernd an. »Was war das für einer?«
»Ein alter James-Bond-Streifen. Um den hab ich mich nicht mehr
gekümmert, um nicht aufzufallen bei dem ganzen Theater nach seinem Tod.«
»Kommen wir zu unseren besonderen Filmen. Fällt dir dazu was ein?«
»Lange war ein Fan unserer besonderen Videos«, erörterte Stefan. »Er
hat unsere Aufklärungsfilme ins Netz gestellt …«
Volker verschränkte die Arme vor der Brust. »Und du bist sicher,
dass dabei nichts schiefgegangen ist und keine Kopien in den falschen Händen
landeten oder auf dem falschen Server? Unsere Gegner sind nicht blöd.«
»Ich bin sicher. Er ist Profi … Ich meine: Er war Profi und hat das
über Monate hinweg immer wieder gemacht, ohne dass irgendwas schiefging oder
ihm jemand auf die Schliche kam.«
»Manchmal merkt man nicht gleich, wo die undichte Stelle ist«,
beharrte Volker.
»Schon klar, trotzdem. Es ist alles im grünen Bereich.«
»So würde ich das nicht ausdrücken, aber okay – weiter: Huhlmann.«
»Sie hat mich einen Tag nach Ansdorfs Tod angerufen«, berichtete
Stefan.
»Das war ein Fehler. Sie hätte den üblichen Weg einhalten sollen.«
»Das sehe ich auch so.« Der übliche Weg war einfach: einen
bestimmten Filmtitel abgeben, sodass Stefan die Nachricht erhielt, dass sie
eine Kontaktaufnahme wünschte oder für dringend erforderlich hielt. »Sie war
kurz vorm Abdrehen.«
»Klingt hysterisch.«
»Ja. Ich hab sie für abgeklärter gehalten.«
»Was fällt dir noch zu ihr ein?«, fragte Volker weiter.
»Ich denke, sie war sauer, dass sie die Kripostelle in Wolfsburg
nicht annehmen sollte. Sie war scharf auf den Posten. Aber ich brauchte sie in
Braunschweig dringender.«
»Nun hast du weder in Braunschweig noch in Wolfsburg jemanden«,
bemerkte Volker trocken. »Wie hieß der Typ aus Peine noch gleich?«
»Vogt. Karsten Vogt.« Stefan schüttelte den Kopf und hob die Hände.
»Der Mann war völlig in
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