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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Körperverletzung …«
    »Wegen Tötung von was?«, will Kriminalkommissar Ulrich Jörgass wissen.
    »Er hat den Mischlingshund eines Nachbarn im Hinterhof festgebunden«, antwortet die Staatsanwältin, »und Steine auf ihn geworfen, bis das Tier tot war. Ich habe mich nämlich schon einmal mit Harlass zu beschäftigen gehabt.«
    Täubner blickt sich fragend um und spricht erst weiter, als Keith ihn mit einer Handbewegung dazu auffordert. »Die Vorstrafen blieben unter dem Limit von einem Jahr, so dass er Wehrdienst leisten konnte. Besondere Vorkommnisse sind uns aus dieser Zeit nicht bekannt. Offenbar ist er aber bereits damals mit rechtsradikalen Äußerungen aufgefallen. Jedenfalls hat ihn die Bundeswehr nicht als Zeitsoldaten übernommen …«
    »Wenn ich hier etwas ergänzen darf, Kollege«, sagt Keith, »nach dem Wehrdienst hat Harlass Anschluss an rechte Kameradschaften gesucht, wurde aber abgewiesen. Offenbar war man der Ansicht, er sei hier oben« – Keith tippt sich an die Stirn – »nicht so ganz richtig …«
    »Das kann eine Nachwirkung der Hundegeschichte sein«, schaltet sich die Staatsanwältin Wohlfrom-Kühn ein. »In diesem Milieu darf man Judenkinder umbringen, aber ja doch, Hunde hingegen nicht. Der Führer hatte einen deutschen Schäferhund.« Diesmal ist sie es, die Täubner zunickt.
    »Aufgefallen ist er dann aber erst wieder durch den Angriff auf einen jüdischen Geistlichen«, fährt dieser fort. »Er war wohl im Internet auf dessen Namen gestoßen, hat ihn dann regelrecht ausgespäht und ihm aufgelauert, als er seine Kinder von der Schule abholen wollte. Harlass benutzte einen Totschläger, und wir wissen nicht, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn nicht zwei andere Väter eingegriffen hätten.«
    »Zwei weiße, zwei mutige Raben waren das«, sagt die Staatsanwältin, »eine absolute Ausnahme, ich bin sicher, Harlass hat mit so etwas nicht gerechnet. Ich werde nie vergessen, wie der Rabbiner seine Aussage macht und Harlass ihm dabei mit einem starren kalten Blick ins Gesicht sieht, als könne er mit einem bloßen Augenkontakt töten. Mir war damals sofort klar, dass man diesen Menschen erst einmal aus dem Verkehr ziehen muss, und zwar für möglichst lange Zeit. Leider war das Gericht nicht bereit, eine psychiatrische Unterbringung von Harlass auch nur in Erwägung zu ziehen.«
    »Seither ist er aber nicht mehr auffällig geworden?«, fragt Keith.
    »Nein«, sagt Täubner. »Nicht während der Haft – er ist ja vorzeitig auf Bewährung freigekommen – noch danach. Bis letzte Woche jedenfalls nicht. Angeblich hat er auch keine Kontakte mehr zu den Kameradschaften gesucht.«
    »Nach dem Überfall auf den Rabbiner müssten die ihn doch gefeiert haben, als wäre er Adolf Zwo«, wendet Jörgass ein.
    Keith hebt die Hand, um Einspruch anzumelden. »Die haben ihm danach erst recht nicht getraut. In der Szene wurde behauptet, der Überfall sei getürkt gewesen. Und zwar vom Staatsschutz, um ihm ein Eintrittsbillett zu verschaffen.«
    »Und?«, fragt die Staatsanwältin. »Ist da was dran?«
    »Nein«, sagt Keith und wendet sich ihr zu, als sei das eine persönliche Botschaft. »Ich glaube, das kann ich ausschließen.«
    »Vielleicht sollte ich noch darauf hinweisen«, sagt Täubner, »dass Harlass weder beim Bund noch im Knast aufsässig gewesen ist, von Nazi-Sprüchen mal abgesehen. Kann es sein, dass wir hier einen Charakter haben, der sich sofort anpasst und unterwirft, sobald ihm einer in den Hintern tritt? Ich weiß, das steht jetzt in einem gewissen Widerspruch zu dem …«, er wendet sich direkt an die Staatsanwältin, »was Sie vorhin beschrieben haben.«
    »Nicht unbedingt«, antwortet die Wohlfrom-Kühn. »Vielleicht mit der Einschränkung, dass er es nicht sofort tut. Erst einmal blockt er ab. Die Anpassung kommt später. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wenn Harlass sich beim Bund angepasst hat und im Knast auch, könnte er es ja auch woanders versucht haben, das Anpassen und Unterwerfen, meine ich. Vielleicht hätte man ihn auch bei der Heilsarmee unterbringen können.«
    »Was aber offenkundig nicht geschehen ist«, sagt Keith und zieht entschlossen die Gesprächsleitung wieder an sich. »Ich denke, wir müssen die Frage nach der Motivlage von Harlass zurückstellen und uns auf das konzentrieren, was wir an Fakten haben. Kollege Jörgass?«
    »Eben drum habe ich mich gemeldet«, sagt Jörgass. »An wirklich harten Fakten haben wir, dass beide Morde mit einer Jarygin-Pistole verübt

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