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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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es gründlich. Ich glaube nicht, daß es Sinn macht, Sie anzuheuern und Sie nicht völlig ins Vertrauen zu ziehen. Doch Sie müssen verstehen, daß Ihnen das gewisse Verpflichtungen auferlegt, Herr Gunther. Wer mein Vertrauen mißbraucht, zahlt einen hohen Preis.»
    Daran zweifelte ich nicht eine Minute. In der letzten Zeit bekam ich so wenig Schlaf, dachte ich, daß es aufgrund dessen, was ich über Göring wußte, keinen Unterschied machen würde, wenn ich noch ein bißchen mehr Schlaf einbüßte. Ich konnte keinen Rückzieher mehr machen. Außerdem war bei der Sache möglicherweise gutes Geld zu verdienen, und ich versuche, vor Geld nicht davonzulaufen, es sei denn, es läßt sich wirklich nicht vermeiden. Er nahm abermals zwei der kleinen rosa Pillen. Er schien sie so selbstverständlich zu schlucken, wie ich Zigaretten rauchte.
    «Exzellenz, Rienacker wird Ihnen berichtet haben, daß er, als wir uns heute nachmittag in Ihrer Wohnung begegneten, mich aufforderte, ihm den Namen des Mannes zu nennen, für den ich arbeite. Es ist der Mann, dem der Rubens gehört. Ich wollte den Namen nicht nennen. Er drohte, ihn aus mir herauszuprügeln. Ich wollte ihn auch dann nicht nennen.»
    Rienacker beugte sich vor. «Das stimmt, Exzellenz », sagte er beflissen.

    Ich ließ meine Platte weiterlaufen: «Alle meine Klienten werden gleich behandelt: Diskretion und Vertraulichkeit. Ich könnte mich nicht lange in meinem Gewerbe halten, wenn's anders wäre.»
    Göring nickte. «Das nenne ich Offenheit», sagte er. « Dann lassen Sie mich ebenso offen sein. Bei der Besetzung vieler Posten in der Bürokratie des Reichs habe ich das erste Wort. Folglich tritt oft ein früherer Kollege oder ein Geschäftsfreund an mich heran und bittet mich um einen kleinen Gefallen. Nun, ich mache den Leuten keinen Vorwurf, wenn sie versuchen, vorwärtszukommen. Wenn ich helfen kann, helfe ich ihnen. Aber natürlich bitte ich sie im Gegenzug ebenfalls um einen Gefallen. So funktioniert die Welt nun mal. Gleichzeitig habe ich einen großen Vorrat an Erkenntnissen angesammelt. Es ist ein Speicher an Informationen, die ich einhole, um etwas zuwege zu bringen. Da ich weiß, was ich weiß, ist es leichter, Leute zu überzeugen, meine Ansicht zu teilen. Zum Wohle unseres Vaterlandes muß ich den größeren Überblick haben. Gerade jetzt gibt es viele einflußreiche und mächtige Männer, die nicht mit dem übereinstimmen, was der Führer und ich als vordringlich für das angemessene Wachstum Deutschlands erkannt haben, damit dieses unser wundervolles Land seinen rechtmäßigen Platz in der Welt einnehmen kann.» Er hielt inne. Vielleicht erwartete er von mir, daß ich aufsprang, den Arm zum Hitlergruß hob und ein paar Strophen des Horst-Wessei-Liedes sang; doch ich rührte mich nicht, nickte geduldig und wartete darauf daß er zur Sache kam.
    «Von Greis war sowohl das Werkzeug meines Willens», sagte er ölig, «als auch meiner kleinen Schwäche. Er war mein Einkäufer und mein Geldbeschaffer.»
    «Sie meinen, er verstand sich darauf, bessere Herrschaften zu schröpfen? »
    Göring wand sich und lächelte zugleich. «Herr Gunther, es gereicht Ihnen sehr zu Ehre, daß Sie so aufrichtig und vorurteilslos sind, aber bitte versuchen Sie, das nicht zwanghaft werden zu lassen. Ich bin selber ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aber ich mache keine Tugend daraus. Sie müssen folgendes begreifen: Im Dienste des Staates ist alles gerechtfertigt. Manchmal muß man hart sein. Es war, glaube ich, Goethe, der sagte, man müsse entweder siegen und herrschen oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboß oder Hammer sein. Begreifen Sie? »
    «Ja, Exzellenz. Freilich würde es mir helfen, wenn ich wüßte, mit wem von Greis zu tun hatte.»
    Göring schüttelte den Kopf. «Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Jetzt bin ich an der Reihe, aufs Podest zu steigen und Diskretion und Vertraulichkeit zu predigen. Unter den gegebenen Umständen werden Sie im dunklen arbeiten müssen.»
    «In Ordnung, ich werde mein Bestes tun. Haben Sie ein Foto des Herrn? »
    Er langte in eine Schublade und entnahm ihr einen kleinen Schnappschuß, den er mir gab. «Dieses Foto wurde vor fünf Jahren aufgenommen», sagte er. «Er hat sich nicht sonderlich verändert. »
    Ich betrachtete den Mann auf dem Foto. Wie viele deutsche Männer hatte er sich sein helles Haar rücksichtslos kurz scheren lassen, ausgenommen eine lächerliche Schmachtlocke, die seine breite Stirn

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