Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr

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nicht sein Stil. Tillessen war bloß ein armseliger Lude. Nutten verprügeln, das war das einzige, wofür er gut war. Man brauchte ihm bloß 'ne Kanone unter die Nase zu halten, und schon nahm er Reißaus wie ein Hase.»
    «Vielleicht wurden sie gierig und rissen sich mehr unter den Nagel, als sie sollten.»
    «Verraten Sie's mir. Sie sind doch der verdammte Detektiv.»
    «Und haben Sie Kurt seitdem gesehen oder von ihm gehört? »
    «Er ist zu gerissen, um mit mir Kontakt aufzunehmen.
    Wenn er für 'n Fünfer Grips hat, ist er inzwischen untergetaucht.»
    «Hat er Freunde? »
    «Ein paar. Aber ich kenne sie nicht. Seine Frau hat ihn verlassen, die können Sie also vergessen. Sie legte jeden Pfennig auf die hohe Kante, den er verdiente, und als sie genug hatte, haute sie mit einem anderen Mann ab. Er würde eher sterben als diese Schlampe um Hilfe bitten.»
    «Vielleicht ist er schon tot », sagte ich nachdenklich. Bock schien diese Vorstellung nicht zu behagen: «Nicht Kurt», sagte er. « Der ist ausgeschlafen. Einfallsreich. Der findet einen Ausweg.»
    «Vielleicht», sagte ich. «Eine Sache kapiere ich nicht: Wie wollen Sie ehrlich bleiben, vor allen Dingen dann, wenn Sie weiter hier arbeiten. Wieviel verdienen Sie in der Woche? » Bock machte eine wegwerfende Bewegung. «Ungefähr vierzig Mark.» Er las mir die stumme Überraschung vom Gesicht ab. « Nicht viel, oder? »
    «Also was soll das? Warum schlagen Sie für den Roten Dieter nicht ein paar Schädel ein? »
    «Wer sagt, daß ich das je getan habe? »
    « Sie kamen in den Knast, weil Sie Streikposten der Stahl-
    arbeiter zusammengeschlagen haben, nicht wahr? » «Das war ein Fehler. Ich brauchte das Geld.» «Wer hat Sie bezahlt? »
    «Der Rote.»
    « Und was war für ihn drin? »
    «Geld, genau wie bei mir. Bloß mehr. Diese Typen werden nie erwischt. Das ist mir im Knast klargeworden. Das schlimmste ist, daß jetzt, wo ich sauber bleiben will, der Rest des Landes beschlossen zu haben scheint, dreckig zu werden. Ich wandere in den Knast, komme wieder raus und stelle fest, daß diese blöden Scheißkerle eine Gangsterbande gewählt haben. Wie gefällt Ihnen das? »
    «Nun, geben Sie mir nicht die Schuld, mein Freund, ich habe die Sozis gewählt. Sind Sie je dahintergekommen, wer den Roten Dieter dafür bezahlt hat, den Stahlstreik kaputtzumachen ? Vielleicht irgendwelche Namen gehört? »
    Er zuckte die Achseln. «Die Bosse, schätze ich. Da braucht man kein Detektiv zu sein, um darauf zu kommen. Aber Namen habe ich nie gehört.»
    «Aber die Sache war eindeutig organisiert.»
    «0 ja, prima organisiert. Und es funktionierte sogar. Sie gingen wieder an die Arbeit, oder? »
    «Und Sie gingen ins Gefängnis.»
    «Ich wurde erwischt. Habe nie viel Glück gehabt. Daß Sie hier aufgetaucht sind, ist der beste Beweis dafür.»
    Ich nahm meine Brieftasche heraus und schob ihm einen Fünfziger zu. Er öffnete den Mund, um mir zu danken.
    «Lassen Sie's gut sein.» Ich stand auf und ging zur Barakkentür. Ich drehte mich um und sagte: «War Ihr Kurt eigentlich der Typ, einen Safe, den er geknackt hatte, offenstehen zu lassen? »
    Bock faltete den Fünfziger zusammen und schüttelte den Kopf. « Nie hat jemand sauberer gearbeitet als Kurt Mutschmann.»
    Ich nickte. « Das habe ich mir gedacht.»
    « Sie werden morgen früh ein hübsches Veilchen haben», sagte Inge. Sie ergriff mein Kinn und drehte meinen Kopf, um die Beule an meinem Wangenknochen besser betrachten zu können. « Ich lege besser etwas drauf.» Sie ging ins Badezimmer. Wir hatten auf unserem Rückweg von Brandenburg in meiner Wohnung haltgemacht. Ich hörte, wie sie eine Weile das Wasser laufen ließ, und als sie zurückkam, preßte sie ein kaltes Tuch auf mein Gesicht. Als sie so dastand, streifte ihr Atem mein Ohr, und ich atmete tief den Parfümduft ein, in dem sie sich bewegte.
    « Vielleicht stoppt das die Schwellung», sagte sie.
    « Danke. Ein verbeultes Gesicht ist schlecht fürs Geschäft.
    Andererseits denken die Leute vielleicht bloß, ich wäre der entschlossene Typ - wissen Sie, einer, der bei einem Fall nie aufgibt.»
    «Halten Sie stil!», sagte sie ungeduldig. Ihr Bauch streifte den meinen, und ich stellte ein wenig überrascht fest, daß ich eine Erektion hatte. Sie blinzelte kurz, und ich nahm an, sie hatte sie ebenfalls bemerkt; doch sie trat nicht zurück. Statt dessen streifte sie mich, halb unfreiwillig, noch einmal, bloß mit stärkerem Druck als vorher. Ich hob meine Hand und