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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Latte nahm aber trotz dem die Zigarette, die ich ihr anbot.
    «Ich kann mir keinen besseren Grund denken.» Sie fluchte unterdrückt.
    «Ich habe Sie schon mal gesehen, kann das sein?» fragte ich. «Im Orienta!? »
    «Was waren Sie im Krieg - Erkundungsflieger ? » «Seien Sie nett. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.» «Helfen Sie besser erst sich selbst.»
    «Darauf können Sie sich verlassen.»
    Endlich öffnete sich die Tür, und ein großer stämmiger Of fizier der Roten Armee kam ins Zimmer. Er stellte sich als Hauptmann Rustaweli vor und nahm hinter dem Schreib tisch Platz.
    «Hören Sie mal», sagte Latte Hartmann energisch, «hät ten Sie wohl die Güte, mir zu sagen, warum man mich mitten in der Nacht hergebracht hat? Was zum Teufel ist hier los? » «Alles zu seiner Zeit, F rä ulein », erwiderte er in makello sem Deutsch. «Bitte setzen Sie sich.»
    Sie plumpste neben mir auf einen Stuhl und betrachtete ihn verdrossen. Der Hauptmann sah mich an.

    « Herr Gunther? »
    Ich nickte und sagte ihm auf russisch, das Mädchen spre che nur deutsch. «Sie wird denken, ich wäre ein wichtiger Scheißkerl, wenn Sie und ich uns einer Sprache bedienen, die sie nicht versteht.»
    Hauptmann Rustaweli starrte mich kalt an, und einen Augenblick fragte ich mich, ob etwas schiefgegangen und es Belinsky nicht gelungen war, diesem russischen Offizier klar zumachen, daß unsere Verhaftung eine abgekartete Sache war.
    «Gut, gut», sagte er nach einer langen Pause. «Trotzdem, wir müssen wenigstens so tun, als sei es ein Verhör. Darf ich bitte Ihre Papiere sehen, Herr Gunther? » Aus seinem Akzent schloß ich, daß er Georgier war. Wie Genosse Stalin.
    Ich langte in meine Jacke und reichte ihm meinen Perso nalausweis, in den ich, auf Vorschlag von Belinsky, zwei Hundertdollarnoten geschoben hatte, als ich im Wagen saß. Rustaweli ließ sie ohne mit der Wimper zu zucken in der Ho sentasche verschwinden, und aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lotte Hartmanns Kinn herunterklappte.
    « Sehr großzügig», murmelte er und drehte meinen Perso nalausweis zwischen seinen haarigen Fingern. Dann öffnete er einen Aktenordner, der meinen Namen trug. «Obgleich es ganz unnötig ist, glauben Sie mir.»
    «Wir müssen an ihre Stimmung denken, Herr Haupt mann. Sie wollen doch nicht, daß ich ihr Vorurteil enttäu sche, nicht wahr? »
    «Keineswegs. Sieht gut aus, finden Sie nicht? » «Ausgesprochen.» - «Eine Nutte, oder?»
    «Entweder eine Nutte oder etwas in dieser Richtung. Ich kann natürlich nur vermuten, aber ich würde sagen, sie ist der Typ, der einem Mann gern 'ne Menge mehr abnimmt als zehn Schilling und seine Unterwäsche.»
    «Nicht die Art, in die man sich verliebt, wie? »
    «Das wäre so, als würden Sie Ihren Schwanz auf einen Amboß legen.»

    Es war warm in Rustawelis Büro, und Lotte fing an, sich mit ihrer Jacke Kühlung zuzufächeln, was dem Russen ein paar tiefe Blicke in ihr Dekollete erlaubte.
    «Kommt selten vor, daß ein Verhör so amüsant ist», sagte er, blickte wieder auf seine Papiere und fügte hinzu: «Sie hat hübsche Titten. Das ist die Art von Wahrheit, die ich gern ak zeptiere.»
    «Ich schätze, es ist für euch Russen leichter, einen Blick drauf zu werfen.»
    «Nun, was immer mit dieser kleinen Vorstellung erreicht werden soll, ich hoffe, Sie werden sie kriegen. Ich kann mir keinen besseren Grund vorstellen, diesen ganzen Ärger auf sich zu nehmen. Was mich angeht, ich leide an einer sexuel len Krankheit: Jedesmal, wenn ich eine Frau sehe, schwillt mein Schwanz an.»
    «Das macht Sie zu einem ziemlich typischen Russen, schätze ich.»
    Rustaweli lächelte gequält. «Nebenbei bemerkt, Sie spre chen vorzüglich Russisch, Herr Gunther. Für einen Deut schen.»
    «Sie ebenfalls, Hauptmann. Für einen Georgier. Woher kommen Sie? » «Tiflis. »
    «Stalins Geburtsort? »
    «Gott sei Dank, nein. Das Pech hat Gori.» Rustaweli schloß meine Akte. «Das dürfte reichen, um sie zu beein drucken, wie? »
    «Ja.»
    «Was soll ich ihr sagen? »
    «Daß Sie die Informationen hätten, sie wäre eine Nutte», erklärte ich ihm, «also zögern Sie, sie laufenzulassen. Aber Sie lassen sich von mir überreden.»
    «Nun, das scheint in Ordnung zu sein, Herr Gunther», sagte Rustaweli, jetzt wieder auf deutsch. «Entschuldigen Sie, daß ich Sie aufgehalten habe, Sie können jetzt gehen.»

    Er gab mir meinen Personalausweis zurück, und ich stand auf und ging zur Tür.
    «Aber was ist mit mir?» stöhnte

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