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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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gutgebauter Mann mit dichten, dunklen Augenbrauen und einem großen üppigen Schnurrbart: Er sah aus wie eine seltene Art von Marder, der sich aus einem kälteren Klima hoch im Norden auf Königs Lippe geflüchtet hatte. Über Königs Mund hängend, trug dieser kleine Zobel zur Abrundung der durchgehend kummervollen Miene bei, die mit seinen schwermütigen braunen Augen begann. Er war so, wie Becker ihn beschrieben hatte, nur daß der kleine Hund fehlte.
    «Ich hoffe, Sie mögen Türkische Bäder, Herr Gunther? » «Ja, wenn sie sauber sind.»
    « Dann habe ich eine glückliche Hand gehabt, daß ich die ses ausgewählt habe », sagte er, «und nicht das Dianabad. Natürlich ist das Dianabad im Krieg beschädigt worden, doch es scheint mehr Unheilbare und allerlei andere gebrech liche Menschen anzuziehen als angemessen ist. Sie gehen we gen der Thermalbäder hin, die sie dort haben. Man läuft Ge fahr, sich einen Tripper zu holen. Man geht mit einem Ekzem rein und kommt mit einer Syphilis wieder raus."
    «Das hört nicht sehr gesund an", sagte ich.
    «Ich gebe zu, daß ich ein bißchen übertreibe», lächelte König. «Sie sind nicht aus Wien, nicht wahr? »
    «Nein, ich komme aus Berlin», sagte ich. «Ich bin nur vorübergehend in Wien.»
    «Wie sieht's denn im Augenblick in Berlin aus? Nach dem, was man hört, wird die Lage schlechter. Die sowjetische De legation hat die Kontrollkommission verlassen, stimmt's? » «Ja», sagte ich, «bald wird man nur noch mit einem mili tärischen Lufttransport rein- und rauskommen.»
    König gab einen mißbilligenden Ton von sich und rieb sich müde die große, haarige Brust. «Kommunisten", seufzte er, «das kommt dabei raus, wenn man mit ihnen Abkommen trifft. Es war furchtbar, was in Potsdam und Jalta passiert ist. Die Amis überließen den Iwans einfach alles, was sie haben wollten. Ein großer Fehler, der mit ziemlicher Sicherheit zu einem neuen Krieg führen wird.» .
    «Ich zweifle, ob irgend jemand Appetit auf einen neuen Krieg hat», sagte ich und wiederholte das, was ich in Berlin bereits zu Neumann gesagt hatte. Es war eine ziemlich auto matische Reaktion von mir, aber ich war wirklich davon überzeugt, daß ich recht hatte.
    «Vielleicht nicht jetzt. Aber die Leute vergessen, und wenn die Zeit kommt ... » - er zuckte die Achseln -, «wer weiß, was passieren kann? Bis dahin führen wir unser Leben und unsere Geschäfte weiter, tun das Beste, was wir kön nen.» Einen Augenblick rieb er heftig seine Kopfhaut. Dann sagte er: <    Ich schüttelte den Kopf. « Das ist nicht nötig. Wenn Sie's genau wissen wollen, ich mache in Import und Export. Aber um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Herr König, ich half ihr, weil mir der Duft ihres Parfüms gefiel.»
    Er nickte verständnisvoll. « Das ist nur natürlich. Sie ist sehr hübsch.» Aber langsam wich die Begeisterung der Ver wirrung. «Trotzdem ist es merkwürdig, meinen Sie nicht? Die Art und Weise, wie Sie beide verhaftet wurden.»
    «Ich kann nicht für Ihre Freundin sprechen, Herr König, aber in meinem Geschäft gibt es immer Konkurrenten, die froh wären, wenn ich ausgeschaltet wäre. Ein Berufsrisiko, könnte man sagen. »
    «Nach Fräulein Hartmanns Schilderung ist es ein Risiko, dem Sie mehr als gewachsen zu sein scheinen. Ich hörte, daß Sie mit diesem russischen Hauptmann ziemlich geschickt umgegangen sind. Und am meisten hat sie beeindruckt, daß Sie Russisch sprechen konnten.»
    «Ich war ein Plenni», sagte ich, «ein Kriegsgefangener in Rußland.»
    «Das erklärt einiges. Aber sagen Sie mir, glauben Sie, daß dieser Russe es ernst meint? Daß man gegen Fräulein Hart mann Anklage erheben könnte?»
    «Ich fürchte, er meinte es sehr ernst.»
    «Haben Sie eine Ahnung, woher er seine Information ha ben könnte? »
    «Keine, genausowenig wie ich weiß, wie er an meinen Na men gekommen ist. Vielleicht gibt es jemanden, der der Dame eins auswischen will.»
    «Womöglich könnten Sie rausfinden, wer das ist. Ich wäre bereit, Sie dafür zu bezahlen.»
    «Das ist nicht mein Fach», sagte ich den Kopf schüttelnd. «Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein anonymer Typ.

    Vermutlich steckt reine Bosheit dahinter. Wollen

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