Bernie und Chet
erwähnt.«
»I ch habe ein bisschen gespielt. In dem Jahr fehlte ihnen ein Werfer. Sonst hätten sie mich nie genommen.«
»S ie haben als Werfer für die Army gespielt?«
Wieder ein Nicken, dieses Mal nicht mehr ganz so glücklich.
»I ch liebe Baseball. Zu welcher Sorte Werfer haben Sie gehört, Kraft oder Technik?«
»K raft, wenn Sie so wollen, bis ich mir den Arm ausgerenkt habe. Damals habe ich gelernt, dass Technik nicht meine …« Er unterbrach sich. Ein kleines Auto bog mit hohem Tempo auf den Parkplatz ein und hielt neben dem Geländewagen. Eine Frau von der kurvenreichen Sorte stieg aus, ging zur Tür von Nummer siebenunddreißig, ein wenig wacklig auf ihren hohen Absätzen, und klopfte. Die Tür wurde von innen geöffnet. Ich erhaschte einen Blick auf Justin Anthony III. mit nichts an. Im selben Moment hörte ich Bernies Kamera klicken. Die Tür ging zu.
Bernie sprach in sein Diktaphon, beschrieb die Frau, hielt ihre Ankunftszeit und Marke und Kennzeichen des Autos fest. Er schoss noch ein paar weitere Fotos. Dann klappte er seinen Laptop auf, klapperte auf der Tastatur. »D er Wagen ist auf eine Ms Cara Thorpe zugelassen.« Klapper, klapper. »S ie besitzt eine Eigentumswohnung in Cooper City, arbeitet für eine Versicherung, nie verheiratet, keine Kinder, Kreditwürdigkeit sechs drei fünf.«
»S teigen wir aus?«, fragte Suzie.
»W ozu?«
»W ollen Sie nicht versuchen, Fotos durch das Fenster zu machen oder etwas in der Art?«
Bernie gab keine Antwort. Ich wandte meinen Blick einen Moment lang von der Motelzimmertür ab und sah ihn an. Die Farbe seines Gesichts hatte sich verändert, es war dunkler geworden. Das nannte man meines Wissens Erröten. Erröten war etwas, worauf Bernie bei Befragungen immer achtete: sehr wichtig, auch wenn ich nicht wusste, warum, aber an ihm hatte ich es noch nie gesehen. »D ie Beweise, die wir bereits haben, sollten reichen«, sagte er.
Würde ich auch sagen. Frontale Nacktheit gehörte zu der Art von Beweis, die nicht zu übertreffen war, nicht in unserem Job. Ohne Kleider sahen Menschen einfach schuldig aus, Fall abgeschlossen; ganz anders als ich zum Beispiel, oder irgendeiner meiner Kumpel, selbst Iggy. Wir brauchen so was einfach nicht, kein bisschen. Schuhe zum Beispiel – was sollte ich mit Schuhen anfangen? Jacke und Krawatte? Also bitte.
Suzie blätterte eine Seite in ihrem Notizbuch um. »L ieutenant Stine sagte, Sie hätten den Dienst beim Metro PD vor ungefähr sechs Jahren quittiert.«
»R ichtig.«
»W arum?«
Manchmal hatte Bernie so eine Art, tief durch die Nase einzuatmen – dabei gab er ein leises Pfeifen von sich – und dann durch den Mund wieder auszuatmen, langsam und leise. Genau das machte er jetzt. »E s war an der Zeit, was anderes zu machen.«
»U nd auf welchen Wegen sind Sie von West Point hierher gekommen?«
»G ehört das wirklich zu Ihrer Story?«
»D ann eben inoffiziell.«
»I ch mag die Wüste«, sagte Bernie. »D ie amerikanische Wüste.«
»S ie sind auch schon in anderen Wüsten gewesen?«
»J a.«
»K ampfeinsätze?«
»J a.«
»W as können Sie mir darüber erzählen?«
Ich spitzte die Ohren. Das war etwas, worüber Bernie nie sprach, mit niemandem. Bernie streckte seine Hand zu mir aus, richtete mein Halsband, die Metallanhänger hatten sich innen verhakt. Ah. Schon besser. »D a gibt es nicht viel zu erzählen.«
Danach blieb es lange still, abgesehen von dem leisen Kratzen, mit dem Suzie irgendetwas in ihr Notizbuch schrieb. Die Zeit verging. Meine Gedanken schweiften zu einer portugiesischen Wurst ab, die ich einmal gefressen hatte; ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann und wo, aber schmecken konnte ich sie noch, jetzt und hier, mitten bei einer Überwachung.
»W as ist mit …?«, setzte Suzie gerade an, als sich die Motelzimmertür öffnete.
Justin Anthony III. erschien, vollständig angezogen. Er strich sich über den Schnurrbart, kletterte in den Geländewagen, fuhr weg.
Bernie notierte die Zeit.
»D as war ’ s dann?«, fragte Suzie.
»W ir warten noch, bis sie wegfährt.«
»W arum?«
»D afür gibt es keinen bestimmten Grund. Das Zimmer war leer, als wir herkamen.«
»U m den Kreis zu schließen?«
Bernie lächelte. »G enau.« Er und Suzie wechselten einen raschen Blick; falls er irgendetwas zu bedeuten hatte, wäre es mir entgangen.
Wir saßen da und warteten darauf, dass Ms Cara Thorpe auftauchen würde. Ein Auto fuhr auf den Parkplatz, bremste, blieb neben ihrem
Weitere Kostenlose Bücher