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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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stehen. Ein Mann mit einem Cowboyhut stieg aus. Er ging zur Tür von Nummer siebenunddreißig und klopfte. Die Tür wurde geöffnet. Der Mann ging hinein, aber bevor sich die Tür wieder schloss, erhaschte ich einen Blick auf Ms Cara Thorpe mit nichts an.
    Suzie riss die Augen auf. »S ie betrügt den Mann, der mit ihr seine Frau betrügt?«
    »A uf seine Kosten«, sagte Bernie. »I ch frage mich, ob sie die Minibar leertrinken.«
    Suzie lachte. »W erden Sie Ihrer Klientin davon auch berichten?«
    Bernie schüttelte den Kopf. »D as würde zu nichts Gutem führen.« Er drehte den Zündschlüssel. Ich meinte ein leises Quieken hinter der Tür von Nummer siebenunddreißig zu hören. Menschen quieken und manchmal Schweine, wie die Nabelschweine zum Beispiel: Ich hatte sie mehr als einmal in allernächster Nähe quieken hören. Sonst jemand? Nicht, dass ich wüsste.
    Ich schlief gerne am Fuß von Bernies Bett, aber mein Lieblingsplatz für ein Nickerchen war die Frühstücksecke, unter dem Tisch mit dem Rücken an der Wand: Dort war es kühl und schattig, außerdem lag um Bernies Stuhl herum oft etwas zu fressen. Ich machte jeden Tag ein Nickerchen, manchmal auch zwei, und ich hatte mich gerade hingelegt, um eines von den längeren zu halten, als Bernie hereinkam. Ich öffnete ein Auge. Seine obere Hälfte befand sich außerhalb meines Blickfelds. Er trug Turnschuhe und Shorts; die lange gebogene Narbe an seinem einen Bein hob sich hell ab.
    »S chläfst du?«
    Ich wedelte einmal kurz mit dem Schwanz.
    »D er Artikel ist erschienen. Über die Observation.« Das Geräusch von Papier, Rascheln, Knistern. Bernie räusperte sich; ich machte so etwas nur in Notfällen, zum Beispiel einmal, als mir ein Knochen im Hals steckengeblieben war.
    »›E rwischt! Unterwegs mit einem der besten Privatdetektive im Valley, von Suzie Sanchez. Haben Sie jemals Robert Mitchum als Philip Marlowe gesehen, Raymond Chandlers supercoolen Privatdetektiv? Obwohl sie sich nicht im Entferntesten ähnlich sehen, hat mich Bernie Little von der Little Detective Agency an ihn erinnert – groß, schlurfender Gang, einer von diesen athletischen Männern, die ihre beste Zeit vor zehn, zwanzig Jahren hatten.‹«
    Bernie hörte auf zu lesen. Er klopfte mit dem Fuß ein paarmal auf den Boden. »›S chlurfend‹? Was zum Teufel soll das heißen?« Sein Stuhl quietschte. Er stand auf und ging hinaus. Sehr hoch, mit einem leisen, einschläfernden Brummen flog ein Flugzeug über das Haus. Ich schloss mein Auge.
    Ich war gerade am Wegdösen, als Bernie zurückkam. »S chlurfen, laut Wörterbuch – merkwürdig bewegen, die Füße nachziehen. Wie kommt sie denn da drauf? Ich ziehe die Füße doch nicht nach.« Bernie ging probeweise in der Küche auf und ab. Ich öffnete mein Auge wieder. Aus meinem Blickwinkel sah es nicht so aus, als würde er die Füße nachziehen. Manchmal humpelte Bernie ein bisschen, vor allem wenn er müde war, aber das kam von seiner Verletzung.
    Er setzte sich. Papier raschelte. »› Little, den die Verfasserin dieses Berichts nebst seiner lebhaften Promenadenmischung namens Chet kürzlich während einer Observation begleitete, mag nach eigenem Bekunden keine Scheidungssachen, aber bei dieser Gelegenheit zeigte sich …‹«
    Ich drehte mich um. Promenadenmischung? Was für ein Käseblatt druckte denn solche Wörter? Ich schloss mein Auge, streckte die Beine von mir, machte es mir bequem.
    »C het? Komm schon, wach auf. Zeit, uns ein bisschen in Form zu bringen.«
    Was? In Form bringen? Was mich anging, bestand ich zu ungefähr hundert Prozent aus Muskeln, wie eh und je. Ich kroch unter dem Tisch hervor, streckte mich nach vorn, dehnte meinen Rücken, dann schüttelte ich mich ausführlich, bis sich mein Fell in lauter kleine Wellen legte. Vor mir stand Bernie in Shorts und Feinripp-Unterhemd.
    »W ir gehen eine Runde Laufen.«
    Wir beide? Wir machten ja oft Ausflüge, auf denen Bernie ging und ich lief, aber dass Bernie lief, war etwas Neues. Wir gingen zur Hintertür hinaus, durch den Garten, durchs Tor, in den Canyon. Sobald wir den Weg erreichten, der auf den Hügel mit dem großen flachen Felsen auf der Kuppe führte, fing Bernie an zu laufen, oder so etwas Ähnliches. Es war schön im Freien, die Sonne war schon hinter den fernen Bergen verschwunden, aber der Himmel war noch hell, die Luft nicht mehr so heiß. Ich rannte neben Bernie her, dann rannte ich im Kreis um ihn herum, und als mir das zu langweilig wurde, rannte ich

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