Bernie und Chet
dann zu mir. Ich verspürte plötzlich den Drang, ihn ein bisschen ins Bein zu zwicken.
»J a«, sagte Ruben. »S ie ist eine Kundin. Sie kam an und hat mich begrüßt. Dann haben wir ein bisschen geredet, sie hat mich wegen was angehauen … Also sind wir hier vorbeigegondelt.«
»U nd?«
»S ie hat ein Tütchen gekauft.«
»U nd dann hast du sie nach Hause gefahren?«
»J a.«
»W o wohnt sie?«
Ruben antwortete nicht. Ich rutschte langsam auf sein Bein zu, ohne das Hinterteil vom Boden zu heben.
»O der hast du sie an der Mall abgesetzt?«, fragte Bernie.
»J a, an der Mall.«
»S oll ich dir mal was verraten?«, fragte Bernie. »D eine Zukunft sieht nicht allzu rosig aus.«
»H ä?«
»G ut, weiter im Text. Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
»H ab ich doch gesagt. Das war das letzte Mal.«
»W ie wäre es mit vor zwei Tagen?«
»V or zwei Tagen?«
»D onnerstag«, sagte Bernie. »D er Tag, an dem Madison verschwunden ist.«
»S ie ist verschwunden?«
»D arf ich dir einen Rat geben?«, fragte Bernie. »N ur wirklich kluge Leute sollten so tun, als wären sie schwer von Begriff.«
»I ch kapier echt nicht, um was es geht, Mann.«
Jetzt war ich nur noch einen klitzekleinen Satz von ihm entfernt. Meine Zähne entblößten sich von ganz allein.
»I ch möchte wissen, was du getrieben hast«, beharrte Bernie, »s eit Donnerstagmorgen.«
»D onnerstagmorgen?«, fragte Ruben. »D a war ich noch im County.«
»W as soll das heißen?«
»D ie hatten mich eingebuchtet, Mann. Die haben mich Mittwoch in der Nacht wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten und festgestellt, dass ich gesucht werde. Ich bin erst seit ein paar Stunden auf Kaution raus.«
Bernie sah ihn lange an. Dann legte er das Gewehr zur Seite und holte sein Handy hervor. »M ist, kein Empfang.«
»H ier, nehmen Sie mein Telefon«, sagte Ruben.
Bernie nahm es. Er wählte eine Nummer. »G ina? Bernie Little hier. Ich muss wissen, wann genau ihr in den letzten Tagen einen gewissen Ruben Ramirez in Gewahrsam hattet.«
Wir warteten. Ruben starrte auf meine Zähne. Der Drang, ihn zu beißen – das passierte mir ja selten, aber wenn, dann aber hallo –, wurde stärker.
»D anke, Gina.« Bernie unterbrach die Verbindung und gab Ruben das Telefon zurück. »D eine Geschichte scheint zu stimmen.«
»W ie wär ’ s mit einer kleinen Entschuldigung?«
Bernie lachte. Ich fand Bernies Lachen toll. Ich kenne da einen Trick: Ich renne wie verrückt im Garten rum, das bringt ihn immer zum Lachen.
»W as ist denn daran so lustig?«, fragte Ruben.
Bernie hörte auf zu lachen. Er klopfte mit dem Schrotgewehr auf Rubens Schulter, dieses Mal fester. Ruben zuckte zusammen. »H örst du mir überhaupt zu?«, fragte Bernie.
»I ch war im County. Was zum Teufel …?«
»D as hatten wir schon«, sagte Bernie. »W ie ist Madison von hier nach Hause gekommen?«
»D as habe ich Ihnen doch gerade gesagt«, entgegnete Ruben. »I ch hab sie gefahren.« Oder irgendwas in der Art. Ich verstand es nicht richtig, weil sich in diesem Moment meine Kiefer plötzlich um Rubens Bein schlossen. Nicht fest, kein Blut oder so, aber das Riesenbaby gab einen Schrei von sich, als hätte ich ihn in Stücke zerfetzt. »O kay, okay, ich hab sie nicht gefahren. Pfeifen Sie Ihren verdammten Köter zurück.«
»P ass auf, was du sagst.«
»O h Mann, jetzt machen Sie schon.« Er wand sich auf dem Boden hin und her.
»C het?«
Ich ließ los, aber es kostete mich einige Mühe.
»G önn dir eine kleine Pause, Chet.«
Bernie hatte recht. Ich ging ein bisschen herum, schnappte mir geistesabwesend den Burger.
»W enn du sie nicht gefahren hast«, fragte Bernie gerade, »w ie ist sie dann nach Hause gekommen?«
»S ie ist einfach gegangen, mehr weiß ich auch nicht.«
»I n dieser üblen Gegend hier? Warum sollte sie das tun?«
»K eine Ahnung.«
»D enk nach«, sagte Bernie. »W ir würden es wirklich gerne wissen, Chet und ich.«
Ruben sah zu mir rüber, ihm stand die Angst deutlich in den Augen. Ich leckte mir den Ketchup von den Lippen. »E s ist nichts passiert«, sagte er. »I ch war ein bisschen anlehnungsbedürftig, und sie war nicht in der Stimmung.«
»D u siehst mir nicht gerade anlehnungsbedürftig aus.«
Ruben runzelte die Stirn, als hätte er etwas Neues über sich erfahren, über das er erst einmal nachdenken müsste. »I ch hab sie nicht angefasst«, sagte er. »K aum. Sie ist einfach gegangen.«
»I n welche Richtung.«
»A
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