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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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fing leise zu kauen an.
    »U nd«, fragte Bernie, »w as führt Sie hierher?«
    Verwirrung ist eine meiner Lieblingsmienen auf dem Gesicht eines Menschen. Und das war es, was sie Bernie gerade zeigte.
    »S ind Sie nicht aus Russland?«, fuhr er fort.
    Sie nickte. »A ber ich lebe schon seit vielen Jahren in den USA und bin wie Sie Bürger der Vereinigten Staaten.«
    »B estimmt ein besserer.«
    Russland? Moment mal. Das erinnerte mich an etwas, aber an was? Ich grübelte schwer, während ich mich durch die Hülle des Golfballs nagte. Darunter befand sich alles mögliche interessante Zeug, wie ich aus Erfahrung wusste.
    »… und ich liebe dieses weite, offene Land«, sagte Ms Larapowa gerade.
    »I st Sibirien nicht auch ein weites, offenes Land?«
    »S ie haben wirklich einen ausgeprägten Sinn für Humor.« Aber nicht ausgeprägt genug, um Ms Larapowa zum Lachen zu bringen. Sie hielt vor dem großen Gebäude. »D as Clubhaus«, sagte sie. »F einschmeckerlokal und Bar, Indoor- und Outdoor-Pool mit Jacuzzis, fünfhundert Quadratmeter Fitnessclub mit Personal-Trainer-Service, japanischem Dampfbad und finnischer Sauna, Rundum-Service-Spa.«
    »W as soll das kosten?«
    »D ie Mitgliedschaft ist auf Bewohner der Anlage beschränkt.«
    »U nd für die ist es umsonst?«
    Jetzt lachte Ms Larapowa das erste Mal. Das Lachen von Menschen: normalerweise das schönste Geräusch, das es gibt, wie ich vielleicht schon erwähnt habe, aber nicht das von Ms Larapowa, das seltsam dröhnte, ein bisschen wie eine Explosion. »U msonst?«, lachte sie. »D er Subskriptionspreis beträgt einhundertfünfzigtausend, und das gilt nur für Fünfzimmereinheiten oder größer.«
    »S ubskriptionspreis?«
    »B is zum ersten September. Danach zweihunderttausend. Zuzüglich Greenfee natürlich.«
    »S elbstredend«, sagte Bernie.
    Wir stiegen aus dem Cart und folgten Ms Larapowa um das Clubhaus. »W as hast du da im Maul?«, fragte Bernie.
    Ich schluckte die Reste runter und guckte unschuldig. In der Ferne auf dem Fairway sah ich zwei Golfspieler mit gesenktem Kopf im Kreis gehen. Ich verstand Golf einfach nicht.
    Hinter dem Clubhaus befand sich ein großer Swimmingpool. Ich lief an den Beckenrand. He! Kein Wasser! Nicht, dass ich hineingesprungen wäre – ziemlich sicher nicht –, aber ich sah gerne aufs Wasser. Ein Mann in dunklem Anzug saß unter einem Sonnenschirm an einem Tisch neben dem Pool, einem Tisch mit einer weißen Tischdecke darauf; einmal hatte ich an einer solchen Decke gezogen, und die Folgen waren nicht sehr erfreulich gewesen, aber aus irgendeinem Grund wollten meine Zähne sich in einen Zipfel dieser Decke hier bohren. Der Mann telefonierte. Ich roch Katze an ihm, sah sein Ziegenbärtchen und erkannte ihn wieder: Damon Keefer. »E s wird sich klären, Himmel noch mal«, sagte er gerade. Einer seiner Füße klopfte auf den Boden, sehr schnell, außerhalb des Blickfelds, aber nicht aus meinem, versteht sich. »S tellen Sie sich doch …« Er sah auf, sagte: »I ch muss aufhören« und legte auf.
    Bernie und Ms Larapowa traten an den Tisch. Ich blieb, wo ich war, am Pool, von plötzlicher Übelkeit befallen. Keefer deutete auf zwei Stühle, und Bernie und Ms Larapowa machten Anstalten, sich zu setzen.
    »I ch übernehme von hier an, Elena«, sagte Keefer.
    Ms Larapowa hatte sich gerade einen Stuhl heranziehen wollen und erstarrte. »W ie Sie wünschen, Mr Keefer«, sagte sie. Sie warf mir einen kurzen Blick zu, dann drehte sie sich um und ging davon. Ich drehte mich auch um und würgte das, was von dem Golfball noch übrig war, in den leeren Pool. Ah, schon viel besser: wieder Herr der Lage und nur ein ganz kleines bisschen hungrig, ob Sie es glauben oder nicht. Ich schnupperte ein bisschen herum in der Hoffnung, dass irgendwo ein Happen lag; an Swimmingpools fand man gerne mal ein, zwei Kartoffelchips, manchmal sogar einen dieser Mini-Hotdogs – man musste nur vorsichtig sein, weil sie auf Zahnstochern steckten, wie ich aus eigener, leidvoller Erfahrung wusste –, aber ich roch nichts außer dem Geruch nach Katze, der von Keefer ausging. Ich musste an Berglöwen denken, und dann kam und ging eine schwache Erinnerung an Madison in dem Fenster.
    Bernie saß gegenüber von Keefer, die Hände auf dem Tisch gefaltet. Ich hatte immer ein gutes Gefühl, wenn er die Hände auf diese Weise faltete, keine Ahnung, warum.
    »I rgendwelche Neuigkeiten?«, fragte Keefer. Sein Fuß unter dem Tisch klopfte wie wild – genau genommen war sein

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