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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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reden – es gab keine Dame in der ganzen Gegend, die besser im Sattel saß als du. Nie eine Spur von Furcht, nicht eine Sekunde lang. Und daran hat sich nichts geändert, scheint mir. Flugzeuge, Rennwagen.«
    Bess Sedgwick lachte.
    »Ich muss jetzt meine Briefe weiterschreiben.«
    Sie zog ihren Kopf ein wenig zurück.
    Micky lehnte sich über das Gitter. »Ich habe Ballygowlan nicht vergessen«, sagte er bedeutungsvoll. »Manchmal hatte ich die Absicht, dir zu schreiben…«
    Bess Sedgwicks Stimme nahm einen herrischen Ton an.
    »Und was willst du damit sagen, Mick Gorman?«
    »Ich wollte nur erwähnen, dass ich – nichts vergessen habe. Wollte dich gleichsam nur – ein wenig daran erinnern.«
    »Wenn du das im Sinn hast, was ich vermute, möchte ich dich warnen. Irgendwelche Scherereien von dir, und ich knalle dich ab wie eine Ratte. Ich habe bereits Männer erschossen…«
    »In fremden Ländern vielleicht…«
    »Fremde Länder oder hier – das ist mir egal.«
    »Großer Gott, ich glaube, du brächtest es tatsächlich fertig.« Aus seiner Stimme klang Bewunderung. »In Ballygowlan…«
    »In Ballygowlan«, fiel sie ihm ins Wort, »hat man dich dafür bezahlt, dass du den Mund hältst – und zwar gut. Du hast das Geld genommen. Von mir bekommst du keinen Penny mehr. Bilde dir ja nichts ein.«
    »Es wäre vielleicht eine nette romantische Geschichte für die Sonntagszeitungen…«
    »Du hast mich wohl verstanden.«
    »Ach«, lachte er, »es ist doch nicht mein Ernst. Ich habe mir nur einen Scherz erlaubt. Ich würde nie etwas tun, was meiner kleinen Bessie schaden könnte. Du kannst ganz beruhigt sein, ich werde den Mund halten.«
    »Das möchte ich dir auch geraten haben«, sagte Lady Sedgwick.
    Sie schloss das Fenster, setzte sich an den Schreibtisch und starrte auf den angefangenen Brief auf der Schreibunterlage. Sie nahm ihn in die Hand, las ihn durch, zerknüllte ihn und warf ihn in den Papierkorb. Dann stand sie unvermittelt auf und verließ den Raum, ohne sich umzublicken.
    Die kleineren Schreibzimmer im Bertrams erweckten oft den Anschein, leer zu sein, selbst wenn dies nicht der Fall war. Zwei gut ausgestattete Schreibtische standen in den Erkern. Rechts war ein Tisch, auf dem ein paar Zeitschriften lagen, und links flankierten zwei Sessel mit sehr hohen Rückenlehnen den Kamin. Nachmittags waren das die Lieblingsplätze für ältere Herren, die sich behaglich darin niederließen und friedlich bis zum Nachmittagstee schlummerten, gewöhnlich unbemerkt von allen, die hereinkamen, um einen Brief zu schreiben. Vormittags waren diese Stühle weniger begehrt.
    Wie es aber der Zufall wollte, waren sie an diesem besonderen Vormittag beide besetzt. In dem einen saß eine alte Frau und in dem anderen ein junges Mädchen. Das junge Mädchen erhob sich. Sie blieb einen Augenblick stehen und blickte unschlüssig auf die Tür, durch die Lady Sedgwick den Raum verlassen hatte. Dann ging sie langsam darauf zu. Elvira Blakes Gesicht war totenblass.
    Es vergingen weitere fünf Minuten, ehe die alte Dame sich rührte. Dann entschied Miss Marple, dass die kleine Ruhepause, die sie sich immer nach dem Ankleiden und dem Treppenabstieg gönnte, lange genug gedauert habe. Es war an der Zeit, sich aufzumachen und die Freuden Londons zu genießen.
     
    Lady Sedgwick kam an die Rezeption.
    »Ist Mr Humfries in seinem Büro?«
    »Ja, Lady Sedgwick.« Miss Gorringe blickte verwundert auf. Lady Sedgwick trat hinter den Tisch, klopfte an die Tür und ging hinein, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    Mr Humfries blickte ebenfalls bestürzt auf.
    »Was…«
    »Wer hat diesen Michael Gorman engagiert?«
    Mr Humfries geriet ein wenig ins Stottern.
    »Parfitt hat uns verlassen – er hatte vor einem Monat einen Autounfall. Wir mussten rasch Ersatz für ihn finden. Dieser Mann machte einen ganz guten Eindruck. Seine Zeugnisse waren in Ordnung – abgedankter Soldat, ziemlich gute Leistungen im Kriege; vielleicht nicht übermäßig intelligent – aber das ist manchmal umso besser. Sie wissen doch nichts Nachteiliges über ihn?«
    »Genug, um ihn hier nicht haben zu wollen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte Humfries langsam, »werden wir ihm kündigen…«
    »Nein«, erwiderte Lady Sedgwick nachdenklich. »Nein – dafür ist es zu spät. Vergessen wir’s.«

6
     
    » E lvira.«
    »Hallo, Bridget.«
    Elvira Blake schob sich durch die Haustür von 180 Onslow Square, die ihre Freundin Bridget ihr eilig öffnete, nachdem sie sie durch

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