Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
das Fenster bereits erspäht hatte.
    »Lass uns nach oben gehen«, schlug Elvira vor.
    »Ja, das ist wohl besser. Sonst kommt meine Mutter uns in die Quere.« Die beiden Mädchen rannten die Treppe hoch und entkamen so Bridgets Mutter, die eine Sekunde zu spät aus ihrem Schlafzimmer auftauchte.
    »Du bist wirklich gut dran, dass du keine Mutter hast«, sagte Bridget etwas atemlos, als sie ihre Freundin in ihr Zimmer führte und die Tür fest zumachte. »Natürlich ist Mummy sehr nett und so weiter, aber die Fragen, die sie stellt! Vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Wohin gehst du, wen hast du getroffen? Sind sie verwandt mit den Soundso in Yorkshire?«
    »Sie haben wohl nichts anderes, was ihre Gedanken beschäftigt«, sagte Elvira zerstreut. »Hör mal, Bridget, ich habe etwas schrecklich Wichtiges zu erledigen, und du musst mir dabei helfen.«
    »Worum dreht es sich – um einen Mann?«
    »Nein, nicht um einen Mann.«
    Bridget war enttäuscht.
    »Ich muss für vierundzwanzig Stunden oder vielleicht etwas länger nach Irland fahren, und du musst hier die Stellung für mich halten.«
    »Nach Irland? Warum?«
    »Ich kann dir jetzt keine Einzelheiten erzählen. Keine Zeit. Um halb zwei muss ich meinen Vormund, Colonel Luscombe, zum Lunch bei Prunier’s treffen.«
    »Was hast du mit der Carpenter gemacht?«
    »Bin ihr bei Debenham’s entwischt.«
    Bridget kicherte.
    »Und nach dem Lunch bringt man mich zu den Melfords, bei denen ich leben muss, bis ich einundzwanzig bin.«
    »Wie entsetzlich!«
    »Ich denke, ich werd’s überleben. Kusine Mildred ist furchtbar leicht zu hintergehen. Ich soll öfters nach London kommen, um mich weiterzubilden. Es gibt da eine Organisation – ›die Welt von heute‹. Sie führen einen zu Vorlesungen, in die Museen und Gemäldegalerien und in das Oberhaus und dergleichen. Der springende Punkt ist, dass niemand weiß, ob du da bist, wo du sein solltest. Wir werden noch manches Ding zusammen drehen.«
    »Das glaube ich auch.« Bridget kicherte wieder. »Wir haben’s in Italien geschafft, nicht wahr? Die alte Makkaroni-Tante hielt sich für so streng. Ahnte nicht, was wir fertig brachten, wenn wir wollten.«
    Beide Mädchen lachten in dem angenehmen Bewusstsein erfolgreicher Durchtriebenheit.
    »Immerhin, es brauchte ziemlich viel Überlegung«, sagte Elvira.
    »Und man musste glänzend lügen können«, ergänzte Bridget. »Hast du wieder von Guido gehört?«
    »O ja, er hat mir einen langen Brief geschickt – unterschrieben mit ›Ginevra‹, als wäre er eine Freundin. Aber Bridget. Wir haben eine Menge zu tun und nur etwa anderthalb Stunden Zeit. Hör zuerst einmal gut zu. Ich komme morgen wieder nach London, weil ich einen Termin beim Zahnarzt habe. Das ist einfach – entweder kann ich abtelefonieren oder du von hier aus. Dann kannst du gegen Mittag die Melfords anrufen. Du tust so, als wärst du deine Mutter, und erklärst ihnen, dass ich am nächsten Tag noch einmal zum Zahnarzt muss und daher die Nacht bei dir verbringe.«
    »Aber wenn du am nächsten Tag nicht zurück bist, was dann?«
    »Dann wirst du eben noch ein paar Telefongespräche führen müssen.«
    Bridget schaute die Freundin zweifelnd an.
    »Bis dahin haben wir noch eine Unmenge Zeit, um uns etwas auszudenken«, versicherte Elvira ungeduldig. »Was mir im Augenblick den größten Kummer macht, ist Geld. Du hast wohl auch keins?« Elviras Ton klang nicht gerade hoffnungsvoll.
    »Nur etwa zwei Pfund.«
    »Das ist zu wenig. Ich muss mir ein Flugticket kaufen. Der Flug dauert nur etwa zwei Stunden. Sehr viel hängt natürlich davon ab, wie viel Zeit ich da drüben brauche.«
    »Kannst du mir nicht verraten, was du dort tun willst?«
    »Nein, das kann ich nicht. Aber es ist ganz furchtbar wichtig. Hast du jemals etwas verpfändet, Bridget?«
    »Niemals. Ich weiß nicht mal, wie ich das anfangen sollte.«
    »Ich stelle es mir ganz leicht vor. Man geht einfach zu einem Juwelier, der drei Kugeln über der Tür hat, nicht wahr?«
    »Ich habe nichts, was man ins Pfandhaus tragen könnte«, sagte Bridget.
    »Hat deine Mutter nicht irgendwelchen Schmuck?«
    »Es ist besser, wir bitten sie nicht um Hilfe.«
    »Aber wir könnten vielleicht etwas klauen.«
    »Oh, lieber nicht.« Bridget war schockiert.
    »Nein? Vielleicht hast du Recht. Aber ich möchte wetten, dass sie es nicht merken würde. Wir könnten es wieder einlösen, ehe sie es vermisst. Halt, ich hab’s. Wir gehen zu Mr Bollard.«
    »Wer ist Mr

Weitere Kostenlose Bücher