Beruehmt und beruechtigt
es doch nur um eine Trennung ging. Schließlich lag Callie ja nicht im Koma oder so.
Jenny zuckte die schmalen Schultern. »Hab nicht so viel von ihr mitgekriegt. Tinsley und Brett haben die meiste Zeit mit ihr verbracht.« Sie schwieg und biss sich auf die Lippe. »Ich glaube außerdem kaum, dass sie mit mir darüber reden würde«, fügte sie hinzu und senkte schuldbewusst den Blick.
»Heißt das etwa, zwischen dir und Easy läuft tatsächlich was?«, wollte Brandon wissen. Er war froh, dass Easy sich aus Callies Leben verpisst hatte, aber er wollte eigentlich auch nicht, dass Easy was mit Jenny zu tun hatte. Außerdem tat ihm Callie leid, denn er wusste nur zu gut, wie beschissen es war, die Person, die man liebte, sofort nach der Trennung in den Armen eines anderen zu sehen.
Jenny sah ihn wieder an. »Ich weiß es nicht so recht«, gab sie zu. »Also, wir sind Freunde, aber -«
Brandon lehnte sich zurück. »Tja, ich hoffe, du und Callie, ihr kriegt das irgendwie gebacken«, unterbrach er sie. Die Worte kamen kühler heraus, als er gewollt hatte. Er wünschte Jenny Glück mit Easy; das tat er wirklich. Aber er wollte nicht, dass Callie Jenny so verabscheuen würde, wie er Easy verabscheute. Vor allem weil sie ja ein Zimmer teilen mussten.
»Ich weiß gar nicht recht, was an ihm ist«, sprudelte Jenny atemlos hervor.
Ich schon , dachte Brandon. Er ist groß und sieht aus wie ein Ralph-Lauren-Model. Er reitet und ist künstlerisch und »hat Tiefgang«. Er vermied es, die Augen zu verdrehen. Und darauf sollten Mädels nicht abfahren?
»Nur, versuch dran zu denken, wie sehr es Callie eine Zeit lang wehtut. Du weißt ja, der Campus ist klein. Sie kann der Sache nicht gut aus dem Weg gehen.«
Brandon erinnerte sich plötzlich daran, wie er direkt am Tag nach seiner Trennung in das Postzimmer gekommen war. Callie und Easy hatten eng umschlungen an der Wand mit den Briefkästen gelehnt und sich gegenseitig fast aufgefressen, Callie in dem wasserblauen Kaschmirpulli von Diane von Furstenberg, den Brandon ihr zum einjährigen Jubiläum geschenkt hatte. Das hatte sie nicht getan, um grausam zu sein – Brandon wusste, Callie war nie bewusst gemein zu anderen, wenigstens nicht zu ihm. Aber allein die Tatsache, dass Easy sie so umgehauen hatte, dass sie nicht mal einen Gedanken daran verschwendete, woher sie den Pullover hatte und was er bedeutete, weckte in Brandon den Wunsch, hinüberzugehen und Easy eins in sein schiefes Grinsen zu donnern.
»Unser Zimmer ist echt klein«, sagte Jenny. »Und ich komme mir schon ganz komisch vor. Nicht dass zwischen uns schon was ist. Aber es könnte in die Richtung laufen.«
Brandon nickte. »Welche Chancen hab ich deiner Meinung nach, Callie zurückzugewinnen?«, fragte er ein wenig verlegen.
Brandon sah fantastisch aus, fand Jenny. Er hätte jedes Waverly-Mädchen haben können und doch wollte er nur Callie. Ihr kam ein Gedanke: Wenn Callie verstand, wie einfach es war, einem Easy Walsh zu verfallen und einen tollen Jungen wie Brandon völlig zu vergessen, dann konnte sie Jenny vielleicht vergeben, dass sie sich ebenfalls in Easy verliebt hatte. Sie seufzte. Vielleicht auch nicht.
»Ich glaube, zurzeit braucht sie vor allem ein bisschen Abstand.« Jenny nahm einen Schluck von ihrem grünen Tee, der längst kalt geworden war. »Sie will sich noch nicht wieder binden. Außerdem haben wir so’ne Art Geheimclub und da sind keine Lover erlaubt.«
Brandon stöhnte. »Du bist auch in Tinsleys Geheimclub?« Er zog den Reißverschluss seiner ledernen Messenger-Bag auf, die so wunderbar abgewetzt war, dass sie aussah, als stammte sie aus dem Zweiten Weltkrieg. Er zog ein kleines Buch heraus. Er musste wenigstens so tun, als würde er ein bisschen arbeiten.
»Ja«, gab Jenny zu, die immer noch überglücklich war, dass auch sie gestern die Mail von Tinsley bekommen hatte. Vielleicht würde ihr Tinsley ja verzeihen, dass sie das unmögliche neue Mädchen war, das ihr den Bettplatz gestohlen hatte. Tinsley war die Königin von Waverly. Ganz unbestritten das coolste, schönste Mädchen auf dem Campus, die Art von Person, die nicht darauf wartete, dass irgendwas Tolles passierte – sie organisierte es selbst. Wenn Jenny auch nicht wie Tinsley sein konnte, war das Nächstbeste, mit ihr befreundet zu sein. Vielleicht würde ein bisschen ihres Glamours auf sie abfärben. »Klingt nach einer Menge Spaß.«
»Aber klar«, sagte Brandon mit einem Lächeln. »Tinsley tut nur Sachen, die Spaß
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