Beruehre meine Seele
Augen. Natürlich! Ich hielt mich gerade noch zurück, mir mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen. Ich hatte Sabine angerufen und sie um Rat gefragt, hatte dann aufgelegt, sobald Nash kam. Wahrscheinlich hatte sie schon mit Todd telefoniert, kaum dass die Verbindung unterbrochen war. Verdammt sollte sie sein! Aber sie hatte ja auch Unterstützung gehabt …
„Wie kommst du darauf, dass meine Privatsphäre dich etwas angeht?“, fragte ich verärgert.
„Mit Nash zu schlafen wäre ein Fehler gewesen. Ich will nicht, dass irgendjemand dich verletzt, einschließlich dir selbst.“
„Du hast nicht zu entscheiden, welche Fehler ich mache, Todd.“
Verwirrt runzelte er die Stirn. „War das etwa falsch von mir? Wünschst du dir, du hättest es getan?“
„Nein.“ Inzwischen hatte ich das echte Motiv hinter meinem Wunsch erkannt, vor allem jetzt, nachdem Nash und ich uns getrennt hatten. Wichtiger, als mit Nash zu schlafen, war mir gewesen, vor meinem Tod meine Unschuld zu verlieren. „Darum geht es aber nicht. Wie jeder andere habe auch ich das Recht, meine eigenen Fehler zu machen. Tu so etwas nie wieder.“
„Einverstanden.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich bereue es nicht. Und dir tut es auch nicht leid.“
Ich nickte langsam. „Na schön.“ Vor meiner nächsten Frage zögerte ich, da ich mir nicht sicher war, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte. „Haben Sabine und du zusammengearbeitet, um Nash und mich auseinanderzubringen?“
„Nein. Das hatte sie mir schon bei ihrer Ankunft hier vorgeschlagen, und ich hab dir schon gesagt, dass ich nicht der Grund für eure Trennung sein wollte.“
„Du hattest aber auch nichts dagegen, dass sie es versucht hat, oder? Obwohl es zutiefst gehässig ist, absichtlich die Beziehung anderer zu zerstören.“
Amüsiert über meine moralische Entrüstung, zog er die Augenbrauen hoch. „Was ist falsch daran, wenn man jedes Mittel nutzt, um das zu bekommen, was man sich am meisten auf der Welt wünscht?“ Denn genau das hatte Sabine getan.
„Es ist falsch, weil du kein Recht hast, die Beziehungen anderer zu torpedieren!“ Hatten die zwei Jahre als Reaper ihn so abgestumpft, dass sein moralischer Kompass nicht mehr funktionierte? Oder war er immer so?
„Erstens: Das Ganze ist rein hypothetisch. Ich habe nie versucht, dich und Nash auseinanderzubringen, das war allein Sabine.“ Mit funkelnden Augen beugte der Reaper sich vor. Für ihn war das offensichtlich eine unterhaltsame Debatte. „Und zweitens: Wenn ein Paar von Anfang an nicht hätte zusammen sein sollen, ist es praktisch eine gute Tat, wenn man den Untergang der Beziehung beschleunigt. Und daher … keine Ursache, gern geschehen. Rein hypothetisch gesehen, natürlich.“
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder ihn anschreien sollte. „Du entscheidest nicht, wer zusammen ist und wer nicht.“
„Lag ich denn tatsächlich falsch?“ Herausfordernd kniff er die Augen zusammen. „Bist du wirklich der Meinung, ihr wärt für den Rest eures Lebens zusammengeblieben, obwohl er dir so viel angetan hat?“
Verdammt! „Anfangs schon. Ich dachte, ich könnte vergeben und vergessen.“ Ich hatte es wirklich versucht. Doch die Wahrheit war, ich hatte Nash nie wieder richtig vertrauen können. Obwohl ich Sabine natürlich nie gestehen würde, dass sie damit recht gehabt hatte. „Aber das ist auch nicht der Punkt.“
„Doch, genau das ist der Punkt. Richtig und Falsch sind nicht so einfach zu unterscheiden wie Schwarz und Weiß. Ihr hättet euch gegenseitig mehr verletzt, als die Trennung es je könnte. Die Tatsache, dass du das nicht erkannt hast, macht es nicht falsch, wenn andere, denen was an euch liegt, die Wahrheit aussprechen.“
Für einen langen Moment konnte ich ihn nur fassungslos anstarren. „Nur gut, dass ich nicht mehr lang genug lebe, um mit dir zusammenzukommen. Du machst mich wahnsinnig.“
„Es gibt auch eine gute Form von Wahnsinn, Kaylee“, entgegnete er leise und legte seine warme Hand auf meine. „Die Art, die dich über Dinge nachdenken lässt, bis dir der Kopf schwirrt. Dinge, über die du sonst nie nachgedacht hättest, weil du lieber den Weg des geringsten Widerstandes gewählt hättest. Die Art, die dich dazu bringt, Leute mit verletzter Seele in den Arm zu nehmen, einfach nur, weil sie es brauchen, in den Arm genommen zu werden. Das ist die Art Wahnsinn, die dich in die Dunkelheit blicken lässt und dich dazu bringt, dich gegen die Ewigkeit zu
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