Beruehre meine Seele
Es muss doch einschüchternd sein, wenn man eine ganz Ewigkeit vor sich hat, meinst du nicht auch? Auch wenn ich das nicht selbst erfahren werde …“
„Mag sein.“ Er schwieg eine Weile, in der er mich nur musterte. „Ich wollte damit sagen, dass, würde es länger dauern, ich auch darauf bestehen würde, dass Todd die üblichen Regeln einhält – kein Auftauchen, wann immer es ihm passt, vor allem niemals in deinem Zimmer, und keine Besuche nach elf Uhr. Da die Umstände aber alles andere als normal sind, will ich einfach nur, dass du glücklich bist.“
„Und was heißt das jetzt?“
Mit einem Seufzer drehte er sich zu mir um. „Das heißt, dass Todd hier willkommen ist. Nun, nicht unbedingt hier.“ Er sah betont auf mein Bett, auf dem wir beide saßen. „Aber hier bei uns zu Hause auf jeden Fall.“
„Danke.“ Plötzlich war mir nach Heulen zumute. „Weißt du, für einen Dad bist du schwer in Ordnung.“
Die Mischung aus Trauer und Schmerz in seinen Augen war zu viel für uns beide. Er drückte meine Hand und wechselte dann das Thema. „Tja … wie nimmt Nash das Ganze auf? Ich meine, du und Todd? Hast du mit ihm darüber geredet?“
„Ich glaube nicht, dass er reagieren würde, wenn ich anriefe.“ Allerdings hatte ich von Emma aus eine Nachricht an Sabine geschickt, um nachzufragen, wie es ihm ging. Sie hatte zurückgetextet, dass er wütend sei und ziemlich betrunken und dass ich ihn einfach in Ruhe lassen solle, bis er darüber hinweggekommen sei.
„Wirklich verübeln kann ich es ihm nicht“, sagte mein Vater, und insgeheim stimmte ich ihm zu. „Kaylee, ich muss mich mit deinem Onkel treffen, aber ich will dich nicht allein lassen …“
„Dad, heute wird doch nichts passieren.“
„Ich könnte ja meinen Terminplan ändern“, rief Todd aus dem Wohnzimmer, und ich lachte auf.
„Ich hätte es mir denken sollen …“, murmelte mein Dad.
„Hey, warte.“ Ich sprang auf, als er zur Tür ging. „Nimm das mit zu Onkel Brendon …“ Ich ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen und fuhr meinen Laptop hoch. Kurz darauf ratterte mein Drucker und spuckte einen Auszug aus dem Jahrbuch der Crestwood-Highschool aus, einschließlich eines Schwarz-Weiß-Fotos eines gewissen Mr David Allan. „Vielleicht stellt sich ja heraus, dass es derselbe Inkubus ist, mit dem er schon mal zu tun hatte.“
„Das glaube ich eher nicht, aber einen Versuch ist es wohl wert.“ Mein Dad nahm das Blatt, auf dem Mr Becks Gesicht rot eingekreist war. „Wenn ich euch beide jetzt allein lasse, will ich das nicht bereuen müssen“, warnte er, während ich ihm ins Wohnzimmer folgte.
Als die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel und ich mich zu Todd umdrehte, der mich starr fixierte, da wusste ich, dass mein Dad nie das Haus verlassen hätte, hätte er das Glühen in den Augen des Reapers gesehen.
„Nun, in der Hinsicht hat er recht“, flüsterte Todd mir ins Ohr, als ich die Arme um seinen Nacken schlang. „Für Reue bleibt keine Zeit mehr.“
Am Mittwochmorgen parkte ich vor Sabines Wagen auf dem Schulparkplatz und vermied es, an Nashs Spind vorbeizugehen. Der Klatsch allerdings war nicht zu vermeiden. Die Gerüchteküche kochte bereits über, als ich in der Schule ankam.
„Sie hat Nash betrogen?“, fragte ein Mädchen aus meinem Französischkurs. Ganz offensichtlich hatte sie nicht gemerkt, dass ich direkt hinter ihr ging. „Ich hätte es ja eher andersherum erwartet. Und wer ist der Typ?“
Das Mädchen neben ihr zuckte mit den Schultern. „Hab ihn noch nie hier gesehen. Aber er war definitiv zum Anbeißen …“
Ich musste mich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. Todds Ego würde sich geschmeichelt fühlen. Schade nur, dass es auf meine Kosten ging.
„Heißt das, Nash ist wieder frei?“, fragte die Erste, und ich konnte nicht widerstehen. Was hatte ich schließlich zu verlieren?
„Sicher, er ist wieder auf dem Markt. Aber ihr habt die gleichen Chancen wie ein Schneeball in der Hölle.“ Ich ging neben den beiden her und amüsierte mich königlich über die schockierten Mienen der beiden. „Und selbst, wenn ihr es versuchen solltet … Sabine Campbell wird euch die Augen auskratzen.“ Sabine war noch relativ neu hier, aber ihr Ruf hatte sich bereits gefestigt. „Sie hat ihren Anspruch längst angemeldet.“
Die beiden blieben wie vom Donner gerührt stehen, und ich grinste den ganzen Weg bis zu meinem Klassenraum vor mich hin.
„Also, was ist gestern Abend passiert? Ist
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