Beruehre meine Seele
zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, um zu reagieren.
Und was war mit Farrah? Dank Lydia war ihre Schwangerschaft am weitesten fortgeschritten. In zwei kurzen Monaten würde Beck dann also …
„Oh, verdammt“, entfuhr es mir, als das nächste Puzzleteilchen an seinen Platz fiel.
„Was?“, wollte mein Dad wissen, und Todd und Emma sahen mich gespannt an.
„Lydia.“ Ich ließ mich in den Sessel fallen, wo ich Styx’ Fiepen nur vage wahrnahm. Ich hatte mich auf ihren Schwanz gesetzt. „Es ist bestimmt kein Zufall, dass sie zusammen in einem Zimmer waren.“
„Jetzt sag schon, was ist?“, wiederholte er am Telefon, während Todd die gleiche Frage von der Couch aus stellte. Aber Dad wusste nichts von Lydia, und Todd und Em wussten nichts davon, dass Inkubus-Babys eine nicht-menschliche Seele brauchten. Im Moment war ich als Einzige im Besitz aller Puzzleteile.
„Mir ist gerade klar geworden, woher sich Beck eine übernatürliche Seele beschaffen will“, sagte ich ins Telefon.
„Doch nicht …?“ Mein Dad sprach es nicht aus, aber ich wusste auch so, was er sagen wollte.
„Nein, nicht ich. Dank des Dissimulatus hält er mich noch immer für einen Menschen.“ Ich hielt den Arm mit dem geflochtenen Talisman hoch, der verhindert hatte, dass ich auf Becks Radar auftauchte – bis ich ihm einen flotten Dreier mit mir und Em angeboten hatte. „Aber ich glaube, er hat den Verdacht, dass mit Sabine etwas nicht stimmt, und eines von seinen früheren Opfern hatte eine Syphon als Zimmergenossin.“ Damit verpufften endgültig auch die letzten Zweifel daran, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Lydia aus Lakeside herauszuholen. Todd und ich hatten ihr nicht nur das Leben gerettet, wir hatten ihr auch ihre Seele bewahrt.
Ich fragte mich, ob Beck bereits wusste, dass seine Reserve-Seele längst ausgeflogen war.
„Falls es dir nicht klar sein sollte“, sagte mein Dad jetzt. „Ich will auf gar keinen Fall, dass du und Emma diesen idiotischen Plan durchzieht und euch heute Abend mit eurem Lehrer trefft.“
„Doch, glasklar. Keine Sorge, das hatten wir so oder so schon abgeblasen. Ich denke sogar, dass Emma heute Nacht hierbleiben sollte, nur für den Fall.“
„Sehr gute Idee“, sagte mein Dad, und Onkel Brendon gab noch einen Kommentar ab, den ich aber nicht verstehen konnte.
„Was meint er?“
„Er sagt, du sollst den Rest der Familie auch zu uns rüberholen, damit sie aus dem Haus sind. Nur für den Fall.“
Vor allem, weil Beck sich gerne von den Müttern seiner Opfer ernährte, wie wir ja bereits wussten. Seit ich denken konnte, lebte Ems Mom mit Em und den Schwestern allein in dem Haus. Das Marshall-Haus musste praktisch so etwas wie ein riesiges Büfett für einen Inkubus sein.
„Uns fällt schon was ein“, sagte ich. Styx legte den Kopf auf meinen Schoß und schloss die Augen. „Wann seid ihr zurück?“
„Wir haben noch gute sechs Stunden Fahrt vor uns, aber wir hoffen, gegen Mitternacht. Ich will schließlich deinen letzten Tag nicht verpassen.“
„Dann bleibe ich so lange auf.“ Meine Stimmung sank rasant, ich konnte meine Angst und seine Trauer nicht mehr wirklich trennen. „Ich muss Schluss machen.“
„Okay. Wir sehen uns dann nachher.“
Ich klappte mein Handy zu, steckte es in die Hosentasche und lehnte mich in den Sessel zurück.
„Gibt es was Neues? Und was hat er da von Babys und Seelen erzählt?“, fragte Em, noch bevor ich die Gelegenheit hatte, all das, was ich ihnen berichten musste, in eine auch nur annähernd zusammenhängende Form zu bringen.
„Es scheint, dass Becks Inkubus-Kinder eine nicht-menschliche Seele brauchen, um überleben zu können“, sagte Todd.
„Richtig.“ Beeindruckend, wie schnell er das wenige, was er mitgehört hatte, zusammensetzen konnte. „Wenn die Mutter kein Mensch ist, wird der Inkubus sie sofort nach der Geburt töten, damit das Baby die Seele von ihr erbt. Wenn die Mutter jedoch ein Mensch ist, braucht er eine andere Quelle.“
Todd nickte grimmig. „Und du glaubst, Beck hatte deshalb irgendwie arrangiert, dass Farrah und Lydia in einem Zimmer untergebracht waren?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zufall war“, erwiderte ich. Em sah noch immer verständnislos drein, aber ich würde ihr alles im Auto erklären. Es war fast halb sieben. Um acht würde Beck vor ihrer Haustür stehen, wenn nicht sogar schon früher. „Wir müssen zu dir. Du packst eine Tasche für die Nacht, und wir müssen
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