Beruehre meine Seele
Emma und Todd eingeladen hatte. Auch waren wir einem vernünftigen Plan A keinen Schritt näher gekommen. Ganz offensichtlich war es niemandem in der Geschichte des Internets bisher gelungen, einem echten Inkubus erfolgreich den Garaus zu machen.
„Ich glaube, das mit der Falle können wir vergessen.“ Emma klappte ihren Laptop zu. „Zumindest für heute Abend.“
„Nein!“ Ich gab eine neue Variante der Wortkombination „Inkubus – Ausschalten – Töten“ in die Suchmaschine ein. „Ich habe nur noch heute Abend!“ Und ich wollte nicht sterben, ohne sicher zu sein, dass Beck meiner besten Freundin nichts mehr antun konnte. „Außerdem wird er merken, dass etwas nicht stimmt, wenn wir heute Abend nicht da sind, wo wir sein sollten. Das Überraschungsmoment ist dann hinfällig. Und wir … oder besser ihr, denn ich werde ja tot sein, bekommt nicht noch einmal eine solche Möglichkeit, weil er dann weiß, dass ihr wisst …“
Emma sah mich zögernd an. „Vielleicht ist es sogar besser so, Kay. Wenn ihm klar wird, was ihm bevorsteht, zieht er vielleicht einfach weiter.“
„Und wir überlassen das Problem einfach anderen? Anderen, die nicht wissen, wie sie mit ihm fertig werden sollen?“
„Wir wissen doch auch nicht, wie wir mit ihm fertig werden sollen“, stellte sie mit ihrer üblichen aufreibenden Logik fest. „Der Mangel an Informationen legt den Schluss nahe, dass Inkuben höchstwahrscheinlich unsterblich sind und somit praktisch unbesiegbar. Welche Wahl haben wir also, Kaylee? Du magst ja vielleicht immun gegen den dämonischen Charme sein … ich nicht. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust, mit einem Dämonenfötus schwanger aus dieser Geschichte herauszukommen. Oder tot, weil ich zu viel wusste.“
„Sie hat recht, Kay“, bestätigte Todd. „Es ist nicht fair, sie da mit reinzuziehen. Nicht, wenn wir nicht für ihre Sicherheit garantieren können.“
„Ich weiß.“ Langsam klappte ich den Laptop zu. Ärger und Frust tobten in mir. „Vielleicht könnte ich …“
„Nicht allein“, schnitt Emma mir sofort das Wort ab. „Ich meine, du wirst sowieso sterben, aber …“ Sie schluckte und schloss für einen Moment die Augen. „Bestimmt willst du nicht, dass es so passiert, oder?“
„Und sollte Beck dich allein bei Emma vorfinden, zumindest als Einzige, die er sehen kann, wird er auch sofort wissen, dass etwas im Busch ist“, ergänzte Todd.
Gegen diese Logik kam ich nicht an, aber ich konnte auch nicht einfach aufgeben. Weder mein Kopf noch mein Herz waren dazu bereit. Irgendwann hatte ich die Gleichung für einen „schönen“ Tod aufgestellt, wie ich ihn mir wünschte, und dazu gehörten eben Becks Untergang und dass ich meine Schule beschützte. Ich wollte nicht ohne die beruhigende Gewissheit gehen, dass er zuerst gegangen war.
Doch bevor ich das alles ausformulieren konnte, klingelte mein Handy. Auf dem Display erschien die Nummer meines Dads. Mit einem hochgehaltenen „Moment“-Finger bat ich Emma und Todd um Ruhe, bevor ich den Anruf annahm. „Hey, bist du auf dem Weg nach Hause?“ Ich fragte, weil ich Verkehrsgeräusche im Hintergrund hörte. „Onkel Brendon und Sophie sind sicher auch schon unterwegs.“
„Kaylee, ich war heute nicht auf der Arbeit. Brendon ist bei mir. Wir schaffen es nicht bis zum Familienessen. Er hat Sophie schon Bescheid gesagt. Es tut mir so leid, Kleines.“
In der Küche wurde es plötzlich eiskalt, auf meinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus. „Wo ist du?“ Ich ging ins Wohnzimmer, wollte mich setzen, bis mir klar wurde, dass ich nicht still sitzen konnte. Also begann ich, auf und ab zu laufen, um überschüssige Energie loszuwerden.
„Auf dem Rückweg von Tallulah.“
„Tallulah in Louisiana?!“
„Nun … ja. Brendon hat die ganze Nacht daran gesessen, den Inkubus aufzuspüren, mit dem er vor fünfzehn Jahren den Zusammenstoß hatte. Und er hatte Glück.“
„Ihr habt ihn gefunden?“
Todd und Emma kamen jetzt auch ins Wohnzimmer, um zuzuhören, und setzten sich auf die Couch.
„Ja. Er heißt Daniel. Heute Morgen haben wir ihm einen Besuch abgestattet.“
„Hey, Kay-Bärchen“, rief mein Onkel im Hintergrund.
„Hi“, grüßte ich zurück. Styx war auf die Couch gesprungen, und ich hielt in meinem Laufschritt an, um sie zu streicheln. „Also … hat dieser Daniel euch erzählt, wie wir unseren Inkubus ausschalten können?“
„Besonders freigiebig mit Informationen war er nicht, vermutlich befürchtet
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