Beruehre meine Seele
am oberen Rand der Knopfleiste seiner Jeans, und der Knopf rutschte durch das Loch.
„Hey …!“ Nash legte sich auf die Seite und sah verwirrt zu mir herunter. „Was soll das denn werden?“
„Ich denke, du kennst das Prinzip ganz gut …“
Er kniff skeptisch die Augen zusammen. „Ist das ein Test? Oder sollte ich dich fragen, welche Farbe dein erstes Fahrrad hatte?“
Ich lachte. Vor sechs Wochen hatte ich diese Frage als eine Art Passwort benutzt, um sicherzugehen, nicht versehentlich ein nettes Pläuschchen mit einem Hellion zu halten, der sich im Körper meines Freundes Alec versteckt hielt und mich aushorchte. „Ich bin nicht besessen.“ Ich blickte ihm offen ins Gesicht, damit er in meinen Augen lesen konnte und wusste, dass ich die Wahrheit sagte. „Es ist jetzt einfach bloß der richtige Moment gekommen.“
„Letzte Woche warst du davon noch Lichtjahre entfernt, wenn ich mich nicht irre. Und das Einzige, was sich seitdem geändert hat, ist …“
„Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass ich bald sterben werde. Mir läuft die Zeit davon, Nash, und ich will dich. Jetzt sofort.“ Bevor ich anfing, vor lauter Aufregung zu zittern, oder meine Angst die Oberhand gewinnen konnte oder bevor ich mir richtig, richtig blöd vorkam, weil ich es war, die ihn verführen musste und nicht umgekehrt.
„Dein Dad ist unten im Wohnzimmer.“
„Okay, lass uns zu dir gehen.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Mom hat heute Abend frei.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Na schön, dann eben zum See.“
„Kaylee …“ Nash rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, dann sah er mich an. In seinem Blick spiegelte sich eine Zerrissenheit wider, wie ich sie noch nie gesehen hatte. „Du weißt, ich will dich auch, aber …“
Ich setzte mich auf und spürte, wie sich die Hitze auf meinen Wangen ausbreitete. Ich musste knallrot sein. Wies er mich etwa ab? Nach den ganzen, mal mehr, mal weniger direkten Versuchen, mich ins Bett zu locken, die er in den vergangenen sechs Monaten unternommen hatte? „Aber was?“, hakte ich nach und hörte selbst, wie meine Stimme bebte.
„Nicht so. Du willst es doch eigentlich gar nicht. Es geht dir nur darum, nicht dauernd an nächsten Donnerstag denken zu müssen. Oder nacheinander die Punkte auf irgendeiner Checkliste abhaken zu können, wo draufsteht, was du vor deinem Tod noch tun möchtest. Egal, wie auch immer, das hier willst du im Grunde nicht tun, und …“
„Sag du mir nicht, was ich will und was nicht“, blaffte ich ihn an. Doch anstatt gekränkt oder wütend zu reagieren, legte er nur sanft seine Hand auf meine und beugte sich näher zu mir, um mich das tiefe Bedauern in seinen Augen sehen zu lassen.
„… und ich habe dir mal geschworen, dass ich dich gut genug kenne, um zu wissen, wann du lieber nicht weiter gehen möchtest, selbst wenn du’s mir gerade nicht sagen kannst. Mach bitte keinen Lügner aus mir, Kaylee. Ich weiß, ich habe dich schon mal belogen, aber dieses Versprechen meinte ich ernst, das musst du mir glauben.“
Er hatte recht. Verdammter Mist.
„Okay, ich glaube dir, und ich verstehe auch, was du mir sagen willst. Aber trotzdem, es ist nichts mehr, wie es vorher war.“ Ich seufzte tief und sah ihm direkt in die Augen, während ich ihn stumm darum bat, doch auch meine Sichtweise zu verstehen. „Alles hat sich verändert, Nash. Ich will dich, und du willst mich. Du hast monatelang geduldig gewartet, und jetzt bleiben uns nur noch sechs Tage, ehe es für uns beide endgültig zu spät ist.“
Er schloss die Augen, und ich wusste, dass er es tat, um zu verhindern, dass ich sah, was auch immer sich in ihnen spiegelte und er sonst nicht hätte vor mir verbergen können. Als er sie kurz darauf wieder öffnete, funkelte der Schalk darin, und ich erkannte nur an der Furche, die sich auf seiner Stirn bildete, dass sein plötzlicher Frohsinn gespielt war. Mir zuliebe. „Wie ist aus einer harmlosen Verabredung zum DVD-Abend eigentlich dieses Einfrau-Überfallkommando geworden, das mich um Sex anbettelt?“ Er grinste breit, und ich lachte.
„Du wirst mich ja wohl hoffentlich nicht bei meinem Leben schwören lassen, dass es mir ernst ist, oder?“
Nashs Lächeln verblasste. „Jetzt hör bitte endlich mit diesem Galgenhumor auf, es ist auch so schon schwer genug.“
„Es heißt doch, Humor ist die beste Verteidigung.“
„Nein, es heißt, die beste Verteidigung ist ein guter Angriff. Aber den Tod kannst du schlecht zum Duell
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