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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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euch gesungen und eure Vereinigung bejubelt?“, fragte ich angriffslustig. Todd starrte mich einfach nur schweigend an, auf seinem Gesicht spiegelte sich sowohl Erstaunen als auch Mitleid wider. „Warum kümmert es dich überhaupt, ob ich mit Nash schlafe oder nicht?“
    Und warum kümmert es mich, dass es ihn kümmert?
    Er wandte den Blick wieder zum Fenster. „Ich hatte nur angenommen, dass auf deiner To-do-Liste für deine letzten Tage im Leben etwas steht, das gehaltvoller ist und mehr Sinn hat.“
    Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass er keine Ahnung hatte, warum wir ins Lakeside einbrachen. „Eigentlich geht es dich ja nichts an, aber hinter unserem Ausflug steckt durchaus ein tieferer Sinn. Ich hoffe darauf, dass eine Patientin mit Namen Farrah Combs mich mit Informationen versorgen kann, die mir helfen, den Inkubus, der sich für unseren Mathelehrer ausgibt, außer Gefecht zu setzen, damit er keine Gelegenheit mehr hat, meine beste Freundin nach meinem Tod zu verführen und entweder zu schwängern oder zu töten. Ist das nobel genug für dich?“
    Todd blinzelte und blinzelte ein weiteres Mal. Er war definitiv perplex. „Nun … ja. Um ehrlich zu sein, kommt es dem, was ich von dir erwartet hatte, ziemlich nahe.“
    „Lies nicht zu viel hinein. Ich bin keine Heilige und will es auch gar nicht sein. Ich will einfach nur normal sein. Ich will mich mit meinem Dad streiten können, will Geheimnisse mit meiner besten Freundin haben und Sex mit meinem Freund. Vor allem aber will ich nicht in ein paar Tagen sterben. Ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt! Und es ist unmöglich, dass ich alles, was ich noch tun will, in die letzten sechsundneunzig Stunden reinpacken kann, ganz gleich, wie viele letzte Wünsche ich auch habe. Nichts wird das ändern, und ich hasse es!“
    Todd lachte tatsächlich los, und ich musste mich zusammenreißen, nicht auszurasten, während ich in die Ausfahrt einbog. „Was, zum Teufel, ist daran so lustig?“
    „Gar nichts. Es ist einfach nur eine Erleichterung, dass du deinen Tod nicht ruhig und gelassen akzeptierst. Für eine Weile sah es tatsächlich danach aus, als würdest du ‚gelassen in die gute Nacht gehen‘, oder so ähnlich. Aber das wärst nicht wirklich du, Kaylee.“
    Überrascht starrte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Todd sagte selten das, was ich zu hören erwartete, aber Poesie war gänzlich neu bei ihm. „Gefällt es dir etwa besser, wenn ich ‚brenne, rase‘ und ‚im Sterbelicht doppelt zornentfacht‘ bin?“
    „Mir gefällt es, wie du gegen alles ‚brennst und rast‘. Dann siehst du wild und ungezähmt aus und … lebendig.“ Die Blautöne in seinen Augen begannen umherzuwirbeln. „Und wenn du irgendjemandem erzählst, dass ich Dylan Thomas rezitiere, dann werde ich … Obwohl, eigentlich brauche ich gar nichts tun. Das kauft dir sowieso niemand ab.“
    Die Ampel vor uns sprang auf Rot um, und ich ordnete mich in die Linksabbiegerspur ein und bremste ab. Ich legte die Hand auf mein pochendes Herz, sah Todd mit riesengroßen Augen an und klimperte mit den Wimpern. „Ich werde dein Geheimnis mit ins Grab nehmen.“
    „Ich wünschte, das wäre nicht nötig.“
    „Ja, ich auch.“ Allein bei dem Gedanken legte sich ein Druck auf meine Brust.
    Die Ampel sprang um, und ich bog nach links ab, um dann gleich darauf auf den rechts liegenden Parkplatz zu fahren. Lakeside war an das Arlington Memorial angeschlossen, das Krankenhaus, in dem Todd als Reaper seinen Dienst tat – ohne dass die Menschen davon ahnten – und in dem seine Mutter als Krankenschwester arbeitete. Allerdings war die psychiatrische Abteilung in einem separaten Gebäude mit eigenem Eingang und strengen Sicherheitsvorkehrungen untergebracht.
    Ich parkte in der letzten Reihe und stellte den Motor ab, blieb dann aber noch eine Weile reglos sitzen und sah an dem Gebäude hoch. Ich musste die Panik unterdrücken, die sich in meinem Magen breitmachen wollte. Dabei hatte ich keine Erinnerung daran, wie ich damals dorthin gekommen war, ich wusste nur noch, dass ich in einem weißen Krankenzimmer aufgewacht war – ans Bett festgegurtet.
    „Bist du dir wirklich sicher?“ Todd beobachtete mich genauestens.
    „Ganz sicher. Danke, dass du mir hilfst, auch wenn es praktisch nur die Erfüllung meines letzten Wunsches ist“, versuchte ich die Atmosphäre aufzulockern.
    „Ist das fair, dass du gleich mehrere letzte Wünsche erfüllt bekommst, während mir nicht einmal einer

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