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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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Helligkeit kniff sie die Augen zusammen. Sie brauchte einen Moment, bis sie sich im Spiegel betrachten konnte. Außerdem benötigte sie dringend Pflaster für ihre geschundenen Füße. »Wie ein aufgescheuchtes Huhn«, murmelte sie und rubbelte hektisch an den Flecken herum, die sich nicht nur in ihrem Gesicht, sondern auch auf Hals und Dekolleté und wer weiß wo noch ausgebreitet hatten.
    »Rachel? Bist du da drin?« Jemand klopfte an die Tür und dieser Jemand war ganz offensichtlich Caleb.
    Seit dieser Kerl sie bei ihrem Einzug fast auf der Treppe umgerannt hätte, hatte sich sein Timing nicht wirklich verbessert. Obwohl … Rachel grinste ihr Spiegelbild schief an. Sie war durchaus dankbar, dass er sie nicht fünf Minuten früher auf der anderen Seite des Schlosses aufgespürt hatte.
    »Was ist denn?«, rief sie möglichst gelassen durch die geschlossene Tür. Dann drehte sie den Hahn auf, um Zeit zu gewinnen und die fliegende Hitze mit kaltem Wasser zu verscheuchen.
    »Wir haben uns Sorgen gemacht, du warst auf einmal weg«, hörte sie nun eine zweite Stimme. »Ist alles okay?«
    Helen. Dem Himmel sei Dank. Caleb war nicht allein. Offenbar hatte er nichts von dem Kuss erzählt, wegen dem sie sich aus dem Staub gemacht hatte. Und was Rachel mindestens ebenso erleichterte: Helen war nach Adam Riese auch nicht die Frau in der Nische gewesen. Rachel seufzte tief und schnipste einen Wassertropfen von ihrer Nasenspitze. Mit den noch nassen Händen strich sie ihre widerspenstigen Haare zurück, die sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit allerdings gleich wieder in alle Richtungen kringelten. Dann atmete sie noch einmal tief durch, rückte ihr Kleid zurecht und öffnete die Tür.
    »Ich wollte nur Wein holen, aber dann hab ich's mir anders überlegt«, erklärte sie knapp und kam humpelnd heraus. Wieder im Freien kam es ihr so vor, als ob irgendetwas fehlte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie realisierte, dass keine Musik mehr zu hören war. »Wo sind die anderen?«
    Helen zeigte mit dem Kinn über die Schulter. »Josh und Bruce bauen mit Bob und Mike die Anlage ab. Die beiden haben Angst, dass ihnen das Gewitter die Boxen zerhaut. Kathy wird ihnen wohl helfen, sie klebt ja wie eine Klette an Josh.«
    Rachel wurde rot, als diese Worte Bilder von eben in ihr hervorriefen.
    Caleb schüttelte den Kopf. »Bis das Gewitter hier ist, können noch Stunden vergehen. Es hat ja schon wieder aufgehört zu tröpfeln.«
    Erst jetzt registrierte Rachel, dass die meisten Gäste bereits gegangen waren. Der offizielle Teil der Feier war anscheinend vorüber. Verflixt, wie lange war sie denn weg gewesen?
    Rachel sah nach oben. Wolkenberge schoben sich in ziemlicher Geschwindigkeit über- und untereinander. Sie musste wegschauen, ihr wurde schwindlig.
    Caleb klopfte grinsend auf seine Gitarrentasche. »Wir sind ja zum Glück unabhängig. Lust auf eine kleine unplugged Session, Ladys?«
    Der Kerl sah super aus, war charmant und konnte auch noch Gitarre spielen? Er war in einer Band, richtig, das hatte Helen ja mit verklärtem Blick erwähnt … Rachel musste zugeben, dass sie eine Schwäche für Musiker hatte, da konnte sie so viel Wasser trinken, wie sie wollte. Sollte sie also tatsächlich mitgehen? Das konnte wer weiß wo enden … »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Es ist schon ziemlich spät, mir tun höllisch die Füße weh und ich bin …«
    »Ach, komm schon«, drängte Helen. »Sei keine Spaßbremse. Wir suchen uns eine ruhige Ecke auf der Terrasse, und wenn es regnet, verziehen wir uns eben nach drinnen, okay?«
    »Wo ist denn dein Tim?«, wechselte Rachel das Thema.
    Helen druckste ein wenig herum, bis sie zugab, dass es schon wieder vorbei war mit der großen Liebe. »Er wollte mir permanent nur an die Wäsche. Also hab ich ihn rausgeschmissen. Dein Rat!«
    »Rausgeschmissen?«, fragte Kathy mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Na ja, ich … also … ich wollte oben nur meine Jacke holen und da ist er … da sind wir … ich konnte doch nicht ahnen, dass er das gleich als Einladung …« Sie sah ehrlich getroffen aus.
    Kathy winkte ab.
    Rachel nahm Helen tröstend in den Arm. »Das war die richtige Entscheidung«, beruhigte sie Helen, die sich schutzsuchend an sie schmiegte.
    »Dass sie ihn gleich mit hochgenommen hat? In unsere Wohnung?«, protestierte Kathy, deren Blick Bände sprach.
    Rachel schnitt ihr eine ebenso vielsagende Grimasse.
    Caleb schüttelte nur ungeduldig den Kopf und bekam im nächsten Moment Verstärkung

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