Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
Vom Netzwerk:
jemanden, mit dem man aus vollem Herzen Schluss gemacht hatte, im Gegenteil, eher ziemlich leidend. Aber er hatte sich kein einziges Mal gemeldet, sondern sich nach der hammerwahnsinnigmegaschönsten Nacht damit verabschiedet, dass es aus und vorbei war, ohne den Hauch einer Erklärung. Caleb dagegen war beinahe öfter für sie da, als es Rachel lieb war – er war aufmerksam, zärtlich und ein in mehrerlei Hinsicht therapiebedürftiger Junkie. Eine absolut adäquate Alternative also.
    Rachel wäre am liebsten mit der Klospülung ins Meer verschwunden, hätte sich in feinste Salzkristalle aufgelöst und bis nach Afrika treiben lassen. Aber sie würde wohl eher im Poolwasser irgendwo in Cornwall in einem Schlösschen mit Pauken, Trompeten und einem zerfetzten Wasserball untergehen. Wie war sie nur hier hineingeraten? Sie sah in den Spiegel über dem Waschbecken, aber der wusste auch keine Antwort. Sie wollte doch weg von allen Problemen, beschwerte sich Rachel bei ihrem ebenso sprach- wie ideenlosen Abbild. Weit weg von dem, was war, weit, weit weg, in die westlichste, tiefste, abgelegenste Provinz Englands. Mit einspurigen Sträßchen, lehmigen Äckern und uralten, staubigen Mythen von Merlin und Arthur. Die hatten's ja auch nicht leicht gehabt.
    Sie seufzte und zog sich um. Kneifen konnte sie jetzt wohl nicht mehr.
    Caleb, Kathy und Josh waren mit ordentlich Getöse und entsprechendem Platschen in den Pool gesprungen und spielten sich bereits warm, als Rachel in dem Bikini, den sie vor gefühlten hundert Jahren mal gekauft hatte, in den Poolbereich zurückkehrte. Bruce thronte stilecht mit Trillerpfeife um den Hals auf einer Steinbank und gab Handzeichen.
    Melissa und Grayson tauchten nach ihr auf. Während Grayson sich elegant vom Rand ins Wasser gleiten ließ, hechtete Melissa mit einem Sprung, der dem namensgebenden Fisch alle Ehre gemacht hätte, an ihnen vorbei und durchtauchte das ganze Becken.
    Rachel zog Graysons Variante vor. Das Wasser war angenehm warm und fühlte sich weich an. »Es riecht immer noch nicht nach Chlor«, stellte sie erstaunt fest.
    »Kann es auch nicht. Das Wasser wird mit Sauerstoff und UV-Licht gereinigt«, erklärte Josh und schwamm mit kräftigen Zügen an ihr vorbei.
    »Wo sind denn Ron und Helen?«, wunderte sich Rachel.
    »Sie haben gesagt, wir sollen nicht warten«, prustete Melissa und wischte sich Wasser aus Gesicht und Haaren.
    »Aha«, entfuhr es Rachel überrascht.
    »Wohl eher: Soso«, meinte Caleb. Er grinste dämlich und zog vieldeutig die Augenbrauen hoch.
    Rachel schlug mit der flachen Hand ins Wasser und spritzte Caleb eine Fontäne ins Gesicht. »Halt die Klappe!«
    Immerhin ging das Grinsen daraufhin mit Caleb auf Tauchstation.
    »Okay!« Bruce setzte die Trillerpfeife an und ließ ein markerschütterndes Signal hören. »Los geht's. Erste Halbzeit. Die Mädchen spielen links, die Jungs haben die rechte Poolhälfte. In Ermangelung von Toren zählt es jeweils einen Punkt, wenn der Ball die kurze Seite der gegnerischen Mannschaft touchiert. Dann muss zunächst über die Mittellinie zurückgespielt werden, bevor ein neuer Angriff zulässig ist. Alles klar so weit?«
    »Mensch Bruce, so lange habe ich dich ja noch nie am Stück reden hören«, feixte Josh.
    »Erste Verwarnung, Schiedsrichteranmache«, schimpfte Bruce und zeigte mit der Pfeife auf Josh. »Ab ins Wasser, Mädels, und rüber in eure Hälfte!«
    »Wir haben noch nicht mal eine Strategie entwickelt«, protestierte Melissa, doch Bruce war unerbittlich.
    »Drei, zwei, eins.« Er hob einen orangefarbenen, nicht ganz aufgepusteten Wasserball über seinen Kopf und warf ihn auf Höhe der Poolmitte in die Luft. Sofort kreischten und johlten alle durcheinander und versuchten, den Ball zu erwischen. Rachel wunderte sich noch, warum er nicht prall aufgeblasen war, was sich aber sofort klärte. Melissa hatte den Ball mit einem Luftsprung als Erste ergattert und sich mit einer Hand buchstäblich hineingekrallt, damit ihn ihr die Jungs nicht so schnell abjagen konnten. Die andere benutzte sie zum Schwimmen und um Caleb abzuwehren, der ihr bereits von hinten an der Schulter hing.
    »Rachel, fang!«, gurgelte sie, halb im Untergehen, und warf.
    Rachel erschrak. Rings um sie herum sprudelte das Wasser plötzlich von gierigen Körpern, sie kam sich vor wie in einem Piranhabecken. Reflexartig schnappte sie nach dem Ball, um ihn gleich an Kathy weiterzuspielen, die ihr zuwinkte. Kathy gab an Melissa ab, die bereits zwischen den

Weitere Kostenlose Bücher