Beseelt
streichen. Er würde nicht erwachsen werden, wenn sie ihn verzärtelte, und er musste verstehen, dass Elphames Wort im MacCallan-Clan Gesetz war. „Die zweite Lektion kannst du alleine bewältigen. Nimm den Huf und geh hinüber zur ersten Baumlinie. Fege dort die Kiefernnadeln fort, bis du den weichen Waldboden vor dir hast. Dann drück den Huf fest hinein. Präge dir seine Form ein. Berühre die Einkerbungen, die er hinterlässt. Lerne ihn in- und auswendig kennen. Ich zähle darauf, dass du mir hilfst, das nächste Wildschwein aufzuspüren.“
Sofort erhellte sich Liams Miene. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Er stapfte entschlossen los über das Plateau zur Reihe Kiefern, die den Waldanfang markierten.
„Er erholt sich schnell von seinen Verletzungen“, merkte Cuchulainn an.
„Ja, er ist ein starker Junge“, erwiderte Brighid, ohne ihn anzusehen.
„Als er auf dir geritten ist, sah er glücklicher aus, als ich ihn je gesehen habe“, sagte Lochlan.
Brighid schaute den geflügelten Mann an. „Ich hätte auf deine Erlaubnis warten sollen, bevor ich ihn zu meinem Lehrling mache. Verzeih, dass ich so voreilig war.“
Lochlans Lächeln strahlte unglaubliche Wärme aus. „Jägerin, ich glaube, es ist der perfekte Zeitpunkt, um alte Traditionen zu durchbrechen. Aber wenn du meine Erlaubnis brauchst, sei dir sicher, dass ich sie dir nur allzu gerne gebe. Denn ob mit oder ohne meinen Segen, der Junge gehört eindeutig zu dir.“
„Ich stimme dir vollkommen zu, Lochlan. Es ist an der Zeit, dass wir unsere eigenen Traditionen erschaffen“, sagte Cuchulainn, den Blick unverwandt auf sie gerichtet.
„Gut“, erklärte Elphame zufrieden. „Dann wird es dir ja auch nichts ausmachen, Lochlan und Danann die Ideen zu unterbreiten, die wir bezüglich der Standorte des Langhauses und der Hütten besprochen haben.“
Ohne auf die Antwort ihres Bruders zu warten, hakte sie sich bei Brighid unter und schlenderte mit ihr davon. Brighid spürte immer noch Cuchulainns Blick auf sich.
Sie gingen auf der dem Meer zugewandten Seite des Plateaus entlang, doch erst als sie weit genug weg waren, dass niemand ihre Unterhaltung mit anhören konnte, ergriff Elphame das Wort.
„Wie kann ich dir jemals dafür danken, dass du Cuchulainns Seele geheilt hast?“
„Du schuldest mir keinen Dank“, sagte Brighid schnell. „Ich bin erleichtert, dass es funktioniert hat. Letzte Nacht schien er …“ Sie zögerte, kämpfte darum, die richtigen Worte zu finden. „Er wirkte erschüttert. Es kann sein, dass er noch für einige Zeit nicht ganz er selbst sein wird.“ Sie hoffte, Elphame damit eine Erklärung für Cuchulainns Blicke zu liefern.
Die Clanführerin umarmte sie. „Ich nehme ihn so, wie er ist. Natürlich fehlt ihm Brenna. Das wird sie vermutlich immer, aber er ist jetzt bereit, nach vorn zu schauen. Er ist wieder vollständig. Du hast mir meinen Bruder zurückgebracht. Wenn es jemals irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann, musst du es mir nur sagen, Schwester.“
„Es ist möglich, dass ich dich bitten werde, mir zu erlauben, zur Wachtburg zurückzukehren – natürlich nur vorübergehend.“
Elphame runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht. Du bist doch gerade erst nach Hause gekommen. Wie kannst du da schon wieder abreisen wollen?“
„Ich will nicht“, erklärte Brighid, während sie weitergingen. „Es ist nur so, dass die Jägerin der Wachtburg unvermittelt zur Ebene der Zentauren zurückgekehrt ist, ohne für einen entsprechenden Ersatz zu sorgen. Die Wachtburg braucht jedoch dringend eine Jägerin. Ich dachte, dass ich ihnen vielleicht helfen könnte. Natürlich nur mit deiner Erlaubnis“, fügte sie hinzu.
Einen Moment lang musterte Elphame sie schweigend. Dann schaute sie über ihre Schulter hinweg zu Cu. Brighid drehte sich um und sah seinen kräftigen Körper als Silhouette vor dem klaren Frühlingshimmel. Er hatte sich in ihre Richtung gewandt und sah ihnen nach.
„Hmpf.“ Elphame nahm ihren Arm und ging weiter.
Brighid versuchte, ihr Unbehagen zu verbergen. „Also, wenn ich für eine gewisse Zeit gehen müsste, hätte ich dann deine Erlaubnis?“
„Läufst du vor etwas davon?“
Sie wollte sofort leugnen, überlegte es sich jedoch anders. Sie wollte ihre Clanführerin nicht belügen – und ihre Freundin schon gar nicht. „Ja. Ich denke, das könnte sein.“
Elphame zog die Nase kraus. „Ich möchte dich etwas fragen, aber du sollst wissen, dass du mir ehrlich antworten
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