Beseelt
seinen Augen aufblitzte. Cus Seele mochte geheilt werden können, doch sein Herz war eine ganz andere Sache.
„Einen Schritt nach dem anderen. Ihr dürft nichts überstürzen und Euch mehr zumuten, als Ihr bewältigen könnt“, sagte Ciara.
„Und was genau wäre unser nächster Schritt?“
„Ihr meint,
Euer
nächster Schritt.“
„Nein, ich meine
unser
. Ich bin hier überhaupt nicht in meinem Element. So wie Ihr auf der Jagd. Ich tue es, weil ich es tun muss, aber Ihr müsst mich anleiten.“
Kinder riefen ihnen etwas zu, während sie mit kleinen Schritten das Lagerfeuer umrundeten. Bald war es unmöglich, ihre Unterhaltung fortzuführen, ohne ständig von fröhlichen Rufen unterbrochen zu werden.
„Sollten wir nicht auch das Äußere des Lagers überprüfen?“, fragte Ciara und lächelte schwach, als die Stimme eines weiteren schläfrigen Kindes durch die Nacht wehte.
„Dieses Mal habt Ihr aber meine Gedanken gelesen.“ Brighid erschienen die Kälte und die Dunkelheit auf einmal wesentlich verlockender als der Überschwang von siebzig Kindern.
Der Wind schlug ihnen kalt und hart ins Gesicht, sobald sie den schützenden Zeltkreis verlassen hatten. Das Mondlicht fiel schwach und aus großer Entfernung auf die Erde und betonte nur die weite Leere des Ödlands.
„Bei der Göttin, was für ein verfluchter Ort!“ Die Jägerin zitterte und rieb sich die Arme.
„Es stimmt, hier ist es rau, aber man findet auch Wärme und Schönheit.“
Ciara suchte den Boden um sich herum ab, bis sie einen dünnen, seltsam hell gefärbten Zweig fand, der kaum so lang war wie das Sprunggelenk einer Zentaurin. Sie hockte sich hin und steckte ihn vorsichtig in die harte, steinige Erde, sodass er von alleine stand. Er sah aus wie ein blutleerer Trieb. Kaum ließ sie ihn los, schoss eine weißglühende Flamme aus ihm hervor, die wie verrückt flatterte, aber nicht ausging. Ciara setzte sich und breitete die Flügel aus, um den schlimmsten Wind abzuhalten und ein wenig der Wärme einzufangen. Sie bedeutete ihr, sich ebenfalls niederzulassen, und die Jägerin verschränkte die Beine elegant unter sich, bis sie eine bequeme Stellung gefunden hatte. Sie schaute die Flamme an, die so rein war, dass sie beinahe silbern wirkte, und schüttelte bewundernd den Kopf.
„Was ist das? Ich habe noch nie etwas in der Farbe brennen sehen.“
„Das ist von einer Eiche. Nein“, sagte Ciara, bevor Brighid die Frage stellen konnte, die ihr durch den Kopf ging. „Sie wachsen nicht im Ödland. Der Wind trägt die Zweige aus dem Süden hierher, und unser extremes Klima sorgt dafür, dass sie ihre grüne Färbung verlieren.“ Lächelnd betrachtete sie den brennenden Ast. „Ich stelle mir gerne vor, dass diese getrockneten Äste kleine Geschenke von Partholon an uns sind. Durch einen von ihnen hat der Geist der Flamme das erste Mal zu mir gesprochen.“
„Eine Eiche – einer der am meisten verehrten Bäume, bekannt für seine Weissagungen, seine Heilkraft und seinen Schutz.“ Brighid wiederholte, was sie von ihrer Mutter gelernt hatte, als sie noch jung genug war, um an Familie und Tradition zu glauben.
„Genau.“ Die Schamanin klang verträumt und jugendlich, während sie in das weiße Licht schaute. „Eine echte, lebendige Eiche zu sehen ist eines der Dinge, auf die ich mich in Partholon am meisten freue.“
Bei Ciaras Idealismus zog sich Brighids Magen zusammen. Was würde mit dieser Freude passieren, wenn die Schamanin die Realität kennenlernte? Verstand sie nicht, dass allein ihre Flügel schon Grund genug waren, um gehasst und gefürchtet zu werden?
„Aber wir sind nicht hier, um über Bäume oder Partholon zu sprechen.“ Ciara löste den Blick von der Flamme. „Wir sind hier, um über Cuchulainn zu reden und darüber, wie du ihm helfen kannst. Bevor ich dir jedoch erkläre, wie das Erneuern einer Seele funktioniert, würde ich gerne deine Gedanken dazu wissen. Sag mir – wenn du mich nicht hättest, um dich leiten zu lassen, was würdest du tun?“
„Überhaupt nichts.“ Brighid schnaubte. „Hättest du es mir nicht erzählt, wüsste ich ja nicht einmal, dass seine Seele zersplittert ist.“
Ciara schaute sie fragend an. „Wirklich? Dir hat keine leise Stimme zugeflüstert, dass mit dem Krieger etwas nicht stimmt, das über die normale Trauer über den Verlust des Partners hinausgeht?“
Brighid runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht … vielleicht … ja, ich habe was gespürt“, gab sie widerstrebend
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