Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
ihm auch meinen Geist zu öffnen. In meinem Traum konnte ich ihn wiederhaben, die Seiten von ihm, die ich geliebt und nicht gefürchtet hatte. Die Seiten, die mich verleitet hatten, darüber nachzudenken, ob meine Menschlichkeit es wert war, bewahrt zu werden.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, war ich wach, und ein höchst erschrockener Max rückte hastig von mir ab.
    „Ich wollte dich – wecken“, stammelte er und rieb sichdas Kinn, als ob ich ihn geschlagen hätte. Der Blick in seinen Augen war entsprechend vorwurfsvoll. „Und du hast mich geküsst .“
    „Entschuldigung.“ Ich widerstand dem Drang, mir die Lippen abzuwischen. „Ich habe geträumt.“
    „Muss ja ein Hammer von einem Traum gewesen sein.“ Max steckte die Hände in die Jeanstaschen und rückte zurück, während er alles mögliche ansah, nur nicht mich. „Da war was in den Nachrichten. Ich dachte, du müsstest das sehen.“
    In dem anderen Raum hatte Max CNN laufen, die Bild-in-Bild-Funktion zeigte MSNBC. Ich fiel auf die Couch. „Kein Porno? Dann muss es wichtig sein.“
    „Psst, da ist es wieder.“ Er deutete auf den Bildschirm. „Es kommt nach diesem Aktuelle-Highlights-Scheiß.“
    Eine Ansagerin, die soeben einen Beitrag über ein Pferd, das eine Toilette benutzt, moderiert hatte, wechselte in einen besorgten, ernsten Tonfall. „Die Polizei von Grand Rapids, Michigan, fahndet nach einem Verdächtigen, der für ein brutales Gemetzel verantwortlich sein soll, das sich Montagnacht vor mehreren Augenzeugen abgespielt hat.“
    „Das war letzte Nacht …“ Die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich griff mir eins von den Kissen und drückte es fest gegen meine Brust.
    Die Sprecherin fuhr fort. „Das weibliche Opfer, dessen Name nicht bekannt gegeben wurde, joggte auf einem öffentlichen Radweg, als ein bislang nicht identifizierter Mann sie anfiel und ihr die Kehle durchschnitt.“
    Ein Teenager erschien auf dem Bildschirm, ihr Gesicht fleckig und gerötet vom Weinen. „Es ging so schnell. Niemand hätte was tun können. Sein Gesicht war total entstellt, ganz verbrannt oder so. Es sah aus, als ob er ihr den ganzen Hals aufgeschlitzt hätte.“
    „Wir suchen weitere Zeugen und bringen sie mit Polizeizeichnern zusammen und hoffen, so schnell wie möglich eine Verhaftung vornehmen zu können.“ Ich erkannte den Polizisten auf dem Bildschirm als den, der mir in meinem alten Leben einen Strafzettel verpasst hatte. Obwohl er über einen Psychokiller berichtete, sah er in diesem Bericht wesentlich verständnisvoller aus als an jenem Tag, an dem er mich für meine lausigen Fünfzig in der Dreißigerzone angehalten hatte.
    Zurück im Studio, fixierte die Sprecherin die Kamera mit einem düsteren Blick. „Polizeizeichner haben dieses Phantombild angefertigt …“
    Obwohl es hastig mit Bleistift gezeichnet und die zackige Schnauze seiner Vampirfratze irgendwie in eine größere Nase und gequirlte Brandnarben übersetzt war, gab es kein Leugnen, dass es sich bei dem Mann auf dem Bild um Nathan handelte. Die Reporterstimme fuhr fort. „Nach Angaben der Polizei ist der Verdächtige weiß, etwa Mitte dreißig, trägt Narben im Gesicht und hat Tätowierungen am Körper. Er wird als gefährlich eingestuft.“
    „Tätowierungen.“ Ich drückte meine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. „Die magischen Zeichen. Natürlich.“
    „Hoffentlich hat die Bewegung schon mehr Informationen dazu, wenn wir gelandet sind“, sagte Max sanft.
    „Sie werden ihn töten, oder?“ Ich konnte mich nicht erinnern, mich je so müde gefühlt zu haben. Das war der Moment, in dem Max eigentlich etwas Beruhigendes sagen sollte. Doch er schwieg.
    Verzweifelt bedeckte ich das Gesicht mit den Händen. „Ich hoffe, dass sie ihn töten. Wenn sie es nicht tun, wird er sich seine Taten niemals vergeben können.“

4. KAPITEL
    Hasenbau
    Wenn der tote Priester keinen Fernseher gehabt hätte, wäre es für Cyrus wahrscheinlich unmöglich gewesen, je zu erfahren, was passiert war.
    Doch er hatte nicht das Gefühl, dem Pfaffen irgendwelchen Dank zu schulden. Cyrus hasste das Fernsehen. Seit seiner verfluchten Erfindung war dieser plärrende Kasten alles, worüber Menschen reden konnten. Diese erbärmliche Knechtschaft … Immerhin, Cyrus brauchte etwas, um seinen Geist zu beschäftigen, und er war nicht in der Stimmung für Bibelstudien.
    Mouse schlief noch. Nachdem sie mit ihrem Geschrei fertig war und er sich lange genug ausgeruht hatte, um wieder aufrecht

Weitere Kostenlose Bücher