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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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in einer Fußgängerzone.“
    Ich folgte ihm durch ein Gewirr von Alleen und war beeindruckt, dass er den Weg mühelos fand. Der größte Teil der Straßen, durch die wir kamen, war leer und dunkel. Vampir oder nicht, wäre ich allein gewesen, hätte ich sofort kehrtgemacht und wäre den Weg zurückgerannt, den das Taxi gekommen war.
    Dann bogen wir aus einer Allee in eine lebhaft bevölkerte Straße ein. Leute saßen an Tischen auf dem Gehweg und genehmigten sich Drinks, überall gab es teuer wirkende Restaurants, und Straßenartisten tanzten und posierten für die Touristen. Am Ende der Straße ragte eine hohe dunkle Mauer mit einem Torbogen auf. Dahinter lag die Plaza del Major.
    In meinem ganzen Leben hatte ich noch nichts so unbeschreiblich Schönes und Romantisches gesehen. Häuser, wie ich sie mir als Kind vorgestellt hatte, als ich Don Quichote las, säumten den Platz. Cafés und Geschäfte präsentierten sich dem Besucher aufs Geschmackvollste. Eine monumentale Skulptur beherrschte das Herz des Platzes, und es waren jede Menge Leute unterwegs, aber dennoch wirkte der Raum weit. Der Klang der Stimmen schallte von den Häusern und dem Pflaster in den offenen Nachthimmel hinein und schuf ein freundliches, unentwirrbares Gemurmel. Über all dem erstreckte sich ein klarer, tief dunkler Himmel voller funkelnder Sterne, die so nahe schienen, dass man sie fast berühren konnte. Das quirlig warme Leben am Boden bildeteeinen harmonischen Kontrast zu seiner kalten Pracht.
    Einen ähnlichen Kontrast wie das bunte, harmlose Treiben rings um uns zu Max und mir. Ein sehnsüchtiger Stich regte sich in meinem Herzen. Eine Gruppe Teenager scharte sich um einen Straßenhändler. Sie hatten Eiscremewaffeln in den Händen, lachten und alberten herum. Neben der riesigen Statue eines berittenen Soldaten hob ein gut aussehender, dunkler Mann eine Frau hoch und wirbelte sie herum, dass ihre blutrote Schürze flatterte wie eine Rebellenfahne. Er setzte sie wieder auf die Füße, küsste ihr schönes Gesicht, und sie verschmolzen miteinander. Es war wie auf einer romantischen Postkarte. Und es traf mich wie eine kosmische Ohrfeige. Ich beneidete diese Menschen auf eine Art, wie ich es seit meiner Verwandlung nicht mehr erlebt hatte. Sicher, ich vermisste meine Menschlichkeit von Zeit zu Zeit, aber noch nie hatte ich dermaßen schmerzhaft gespürt, worum ich gebracht worden war.
    „Das ist …“
    „Wunderschön“, beendete Max den Satz für mich. „Das hier ist mein Lieblingsteil der Stadt. Es ist so lebendig und quirlig, dass man vergisst, dass nicht Tag ist.“
    Gequält schloss ich die Augen. „Ich wollte ‚unerträglich‘ sagen.“
    „Carrie, geht es dir gut?“ Er ergriff meinen Arm.
    Ich legte meine Hand auf seine. Die Romantik des Ortes hatte mich angerührt, das war alles. „Alles okay. Ich bin nur kaputt von den Strapazen der Reise und mache mir Sorgen um Nathan. Sonst ist nichts. Wirklich.“
    „Gut, dann wollen wir es mal hinter uns bringen.“ Max zeigte auf ein rotes Ziegelsteingebäude mit schönem weißem Stuck um die Fenster. Auf Straßenhöhe strömten Gäste aus einem belebten Lokal.
    „Das da“, sagte Max mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme, „ist das Hauptquartier der Bewegung.“
    Ich runzelte spöttisch die Stirn. „Ich weiß nicht, was du meinst. Sind es die beiden Etagen oben, die nach Wohnungen aussehen, oder ist es das Café mit der Speisekarte im Fenster?“
    „Du wirst sehen.“ Er schwang sich meine Tasche über die Schulter und nahm meine Hand.
    Das Lokal war hipp, mit schwarzen Wänden und indirekter blauer Neonbeleuchtung. Die Kundschaft speiste von großen Platten mit kaum etwas darauf – passend, denn sie waren alle dünn wie Bohnenstangen.
    Der Maître d’, ein gut aussehender, etwas hochnäsiger junger Mann ganz in Schwarz, blickte von seinem Reservierungsbuch auf. Als er Max sah, grinste er. „Ah, Señor Harrison. Und das ist …?“
    „Dr. Carrie Ames. Sie hat eine Reservierung.“ Max blinzelte dem Mann fast unmerklich zu.
    Der Chefkellner schien die Bedeutung dieser Geste zu verstehen und lächelte höflich. „Bitte folgen sie mir.“
    Wir schlängelten uns zwischen den Tischen hindurch bis zu einer Stahltür mit einem schwarzen Samtvorhang davor. Ein kleines schwarzes Schild trug die Aufschrift V.I.P. und kündete von Diskretion. Gäste schauten neugierig auf und versuchten wahrscheinlich zu ergründen, wie wir in unseren durchgeschlafenen Klamotten V.I.P.s sein

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