Besessen
ich war schwach. Beute.
„Es spielt keine Rolle, wie ich zu meinem Blut komme. Zwischen dem Souleater und mir existiert immer noch ein Band“, sagte ich schnell.
„Zwischen mir und ihm ebenfalls.“ Sie zog an ihrer Zigarette und lächelte. „Und ich weiß, dass er Wesen von Ihrer Sorte nicht ausstehen kann. Jammernde Feiglinge, die ihre wahre Natur verleugnen.“
Da musste ich ihr recht geben. Wenn es nach dem Souleater ginge, dann würden die Vampire ihren Status an derSpitze der Nahrungskette um einiges aggressiver behaupten.
„Wussten Sie schon, wer ich bin, als ich hierher kam?“ Es erschien mir als ein zu großer Zufall, dass Byron, der über mein Ziel Bescheid wusste, mich ohne jede Absicht zu diesem Ort geführt haben konnte.
Betont gelassen zuckte sie die Achseln und schnippte die Asche von der Zigarette auf eine Untertasse. „Ein Freund hat angerufen und erwähnt, dass eine wichtige Person vorbeikommen würde.“
„Nun, wenn ich eine wichtige Person bin, dann müssen Sie etwas von dem wissen, was mit dem Souleater passiert.“ Ich tat, als würde der Rauch mich stören und fächelte ihn weg.
„Ich weiß, dass er etwas vorhat. Aber wahrscheinlich wissen Sie viel mehr darüber. Immerhin sind Sie deswegen den ganzen Weg hier rausgekommen.“ March lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ich nehme an, Sie dachten, ich hätte all die Antworten, die Sie brauchen? Und dass ich Sie Ihnen einfach so geben würde?“
Ich nickte, was hätte ich auch sonst machen sollen? „Dumm von mir, ich weiß. Ich dachte irgendwie, Ihr Vampir-Daddy hält Sie auf dem Laufenden.“
March biss sich auf die Unterlippe und musterte mich dabei unentschlossen. Schließlich holte sie tief Luft und atmete wieder aus. „Sie suchen nach diesem Typen in der Wüste?“
Ich wollte nach meiner Tasche greifen, dann fiel mir ein, dass sie noch im Foyer lag. „Ich habe Geld. Ich kann dafür bezahlen.“
„Lassen Sie doch so etwas Vulgäres wie Geld aus dem Spiel.“ Sie dachte einen Moment nach, und in ihrem Blick lag eine Art von Stolz. „Ich frage mich, was ich wohl zu befürchten habe, wenn ich Sie Jacob ausliefere.“
„Sie werden sterben.“ Verzweifelt suchte ich nach etwas, mit dem ich sie umstimmen könnte, irgendeine Art von Warnung. Die Wahrheit schien mir am überzeugendsten. „Er will ein Gott werden. Ich gebe zu, dass ich den Kerl nicht besonders gut kenne, aber mit einem Namen wie Souleater möchte ich mir ungern vorstellen, dass er über kosmische Mächte verfügt. Zögling oder nicht, Sie müssen zugeben, wenn er das durchzieht, dann sieht es für uns alle beschissen aus.“
„Das Ende der menschlichen Rasse und letztendlich auch das Ende aller Vampirgeschlechter blablabla.“ Gelangweilt seufzte sie und machte mit einer Hand die Bewegungen eines quatschenden Mundes nach. Mit der anderen nahm sie ein silbernes Glöckchen und klingelte. „Er redet schon seit Jahren davon, dass er so etwas tun wird. Mit seinem Sohn hat er tatsächlich ein paar Nachforschungen betrieben. Aber er wird es nie schaffen.“
„So, meinen Sie?“, fuhr ich sie an. „Raten Sie mal, wer von den Toten erweckt wurde?“
Ich musste ihr zugute halten, dass sie sich ihre Überraschung kaum anmerken ließ. Sie drückte die Zigarette mit einem unterdrückten Fluch aus und zischte leise und empört „Byron!“. Nachdem sie mich einige Sekunden lang aus zusammengekniffenen Augen mit kaum verschleierter Abneigung angestarrt hatte, gab sie sich geschlagen. „Ich liebe Jacob von ganzem Herzen. Aber auch wenn ich ihn liebe, heißt das noch lange nicht, dass ich ihm traue. Was brauchen Sie von mir, um Ihre Aufgaben erfüllen zu können?“
„Ich habe keine Beziehungen hier. Zumindest brauche ich eine Straßenkarte. Und ein paar alte Zeitungen, wenn Sie welche haben.“ Wo die Fangs auftauchten, verursachten sie Chaos. Es war unmöglich, dass eine Horde von herumziehenden Vampiren in einer so verschlafenen Gegend wieDeath Valley kein Aufsehen erregen würde. Irgendetwas davon musste auch in den Zeitungen zu finden sein.
Mit einem langen, leidenden Seufzen hob sie das silberne Glöckchen und läutete noch einmal. Der Butler erschien und verbeugte steif den Kopf aus Respekt vor seiner Herrin. March reichte ihm die Untertasse, die sie als Aschenbecher benutzt hatte. Dabei rieb sie sich mit zwei Fingern über das Nasenbein. „Wurde das Papier schon vom Recycling-Dienst abgeholt?“
Recycling? Wenigstens besaß March ein Umweltbewusstsein,
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