Besessen
Hund“, ermahnte er sie und ließ die Handschellen um seinen Finger kreisen. „Du wirst nichts dergleichen tun. Zumindest nicht in diesem Zustand.“
Er rechnete damit, dass sie ihm die Hölle heißmachte, freute sich sogar darauf, dass sie ihn angiftete, aber sie schloss nur die Augen und strich sich mit einem erschöpften Stöhnen über die Stirn. „Du hast recht. Ich kann nicht gegen die kämpfen. Noch nicht.“
„Also, nehme ich an, du wählst Möglichkeit Nummer zwei?“ Er seufzte. „Vergiss nicht, es ist deine Wahl.“
„Vergiss du nicht, dass noch eine Vollmondnacht vor uns liegt. Vielleicht halte ich mich dieses eine Mal nicht an den Kodex meines Volkes.“ Purer Hass klang aus ihren Worten.
Entschieden schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid, Süße. Max Harrison wird nicht als Hundefutter aus dem Leben scheiden.“
Wenn Blicke töten könnten, dann hätte sie ihm jetzt einen hölzernen Pflock ins Herz gebohrt. „Ich würde dich auch nicht fressen. Dein Fleisch schmeckt nach Aas.“
„Sie meinen wohl Ihr Fleisch, Lady“, sagte er höhnisch und legte die Hand auf sein Herz.
Entschlossen streckte sie ihm ihre Handgelenke entgegen. „Bitte in der Nähe der Toilette.“
Max ließ die Handschellen wieder in der Hosentasche verschwinden und trat vor die Regale auf der anderen Seite des Raums. „Ich schließe dich erst an, wenn ich mich zum Schlafen hinlege.“
„Und was hast du bis dahin vor?“ Es klang nicht so, als ob es sie wirklich interessierte, was er tun wollte. Eigentlich klang es eher so, als ob sie sich mit ihm streiten wollte.
Aber Max ließ sich nicht auf einen Disput ein. „Ich will mir Nathans Bücher anschauen. Vielleicht finde ich einen Hinweis darauf, was mit ihm vor sich geht. Und ob es, wovon auch immer er besessen ist, irgendetwas mit den Plänen des Souleaters zu tun hat.“
„Der Souleater?“ Wie alle Vampirjäger der Bewegung, die noch nie leibhaftig mit dem Mann zu tun gehabt hatten, sprach sie seinen Namen mit der gebotenen Ehrfurcht aus. „Hat dein Freund denn irgendeine Verbindung zum Souleater?“
Max stellte ein Buch über Heilkräuter zurück ins Regal. „Also, na ja, Nathan ist sein Zögling. Machen die Vampirjägerim alten Europa denn keine Hintergrundrecherche mehr?“
„Ich stelle keine Fragen. Sie haben mir einen Exekutionsbefehl gegeben, mit der Anweisung, ihn sofort auszuführen.“ Immerhin schien es ihr ein bisschen peinlich zu sein, dass sie dieses wichtige Detail übersehen hatte.
„Nun, wenn du mich mal gefragt hättest, anstatt sofort loszuballern, dann hätte ich dir so einiges erzählen können. Der Souleater will ein Gott werden, und wir denken, dass dieser Plan etwas damit zu tun hat, dass sein Sohn erst vor kurzem von den Toten wiedergekehrt und sein Zögling durchgeknallt ist.“ Er schwieg eine ganze Weile, damit sie diese Informationen verarbeiten konnte, dann setzte er ziemlich befriedigt nach: „Kommt es dir jetzt nicht blöd vor, dass du mich umbringen wolltest?“
„Weiß die Bewegung darüber Bescheid?“
„Nicht, dass ich wüsste. Sie haben uns ins Flugzeug gesetzt, bevor wir es selbst überhaupt begriffen haben. Das Orakel hat es Carrie gesagt.“ Noch ein Kräuterbuch. Entweder war Nathan ein leidenschaftlicher Kiffer oder er glaubte wirklich an diesen ganzen New-Age-Kram.
„Das Orakel?“ Bellas Stimme war leise, sie klang fast ängstlich.
Max drehte sich zu ihr um, schob dabei die Daumen in die Gürtelschlaufen. „Ich wollte dich nicht beunruhigen. Aber hier ist der Deal: Du hilfst mir, Nathan zu finden, und ich vertraue dir, dass du dich nicht davonmachst. Wenn wir ihn finden und es einen Weg gibt, wie wir ihn von diesem Fluch oder was auch immer heilen können, dann lässt du ihn in Frieden. Wenn wir ihm nicht mehr helfen können, dann kannst du ihn pfählen und die Lorbeeren dafür von Breton kassieren. Ich verzichte in diesem Fall sogar auf mein Honorar.“Einen Moment dachte sie darüber nach, und Max redete weiter. „Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Du darfst ihn nicht töten. Aber da draußen laufen noch etliche andere Vampire herum, die du dir vornehmen kannst. Und du würdest mir persönlich einen echten Gefallen tun.“
Bella hob die Hand und unterbrach seinen Redefluss. „Ich helfe dir, deinen besessenen Freund zu finden, und ich werde ihn nicht töten, wenn wir ihn gefunden haben. Zumindest nicht, bis wir sicher wissen, dass es keine Hoffnung für ihn gibt.“
„Das“, sagte
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