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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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sah Bees Trauzeugin, die zwei Schritte hinter ihr stand und sie mit dem Zeigefinger heranwinkte.
    »Kann ich dich mal ganz kurz sprechen? Nur einen Augenblick. Gleich hier.«
    Hannah stelzte in ihren High Heels langsam auf Dawn zu. Alle Brautjungfern waren bereits fertig angezogen. Jackie und Lisa standen immer noch bei Bee, strichen ihre Schleppe glatt und machten ihr Komplimente bezüglich ihres Aussehens und ihrer schlanken Taille. Hannah wusste, dass ihre Freundin im Augenblick genau das brauchte. Sie sah hinreißend aus, trotzdem war sie wahrscheinlich immer noch unsicher und besorgt, welchen Eindruck sie auf ihre Mutter machen würde. Hannah war erleichtert, dass Bee bald nach Raleigh in die Nähe von Matts Familie ziehen würde, die sie immer sehr liebevoll behandelte.
    »Was gibt’s?«, fragte Hannah, ließ unruhig und erwartungsvoll ihren Blick wandern und fragte sich, was die gestrenge Trauzeugin wohl wieder von ihr wollte.
    Dawn stand mit geschürzten und zusammengepressten Lippen vor ihr. Ohne Vorwarnung griff sie nach Hannahs Händen und musterte ihre Nägel. »Hör sofort auf damit«, zischte sie leise.
    »Womit denn?«, fragte Hannah verblüfft.
    »Schau, was du angerichtet hast«, fuhr Dawn etwas ruhiger fort und drehte Hannahs Handflächen nach unten, sodass sie ihre Nägel sehen konnte, die sie sich auf Dawns Anweisung hin rot lackiert hatte. Hannah sah, dass der Lack an ihren Nägeln überall abgesplittert war. Ihre Finger sahen aus, als würden sie bluten.
    Dawn ließ Hannahs Hände wieder los, legte ihren Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie Augenkontakt hatten und so nah beieinander standen, dass sie sich hätten küssen können. Normalerweise war Dawn etwa fünf Zentimeter kleiner als Hannah, doch dank der stelzenartigen Absätze, die sie wegen der langen Schleppe ihres Kleides gewählt hatte, überragte sie Hannah um mindestens zweieinhalb Zentimeter.
    »Darf ich ganz ehrlich zu dir sein?«, flüsterte Dawn, wobei ihre Finger noch immer unter Hannahs Kinn lagen. Ihr Tonfall war sanft, aber streng.
    Hannah brachte keine Antwort heraus. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und war rot geworden. Sie nickte nur zustimmend.
    Doch Dawn sagte nichts. Sie starrte Hannah in die Augen, nahm ihr Stirnrunzeln zur Kenntnis, und je länger sie sie ansah, desto freundlicher und mitfühlender wurde ihr Blick.
    »Was ist? Warum schaust du mich so an?«, fragte Hannah nervös. Während sie sprach, bewegte sie ihren Kopf vor und zurück und versuchte sich aus Dawns Griff zu befreien. »Tut mir leid wegen der Nägel«, fuhr sie schnell fort. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich das getan habe. Ich bin Nagellack nicht gewöhnt. Niemand wird es bemerken. Ich verstecke die Hände auf den Fotos, versprochen.«
    »Es geht doch gar nicht um die Nägel, Hannah«, unterbrach Dawn sie, ließ Hannahs Kinn los, schnappte sich dafür wieder ihre Finger und drückte sie fest. »Ich bin sauer, weil du hier alle stresst! In ein paar Minuten soll Bee zu ihrer Trauung schreiten, und du stehst hier alleine in der Ecke und starrst aus dem Fenster, als wärst du ein geistesgestörter Serienkiller, der gleich eine Waffe zückt und auf die Gäste schießt.«
    Dawn machte einen Schritt nach vorn, sodass sie neben Hannah stand, und legte ihren Mund an ihr Ohr. »Es geht hier nicht um dich«, flüsterte sie und berührte mit den Lippen Hannahs Ohrläppchen.
    Hannah zuckte bei der Berührung zusammen. Dawn fuhr unbeeindruckt fort. »Würdest du bitte aufhören, nur an dich zu denken und dich stattdessen mal auf deine Freundin konzentrieren?«
    Hannahs Blick wanderte zu Bee, die sich auf der anderen Seite des entzückenden Raumes befand und wie eine Porzellanpuppe aussah. Mit geschlossenen Augen stand sie da, während Jackie und Lisa um sie herumschwirrten, sich herabbeugten und den Saum ihres Kleides aufplusterten. Bee bewegte lautlos die Lippen und schien ihren Text, vermutlich das Ehegelübde, zu wiederholen, das sie selbst verfasst hatte. Hannah konnte Bees Aufregung förmlich spüren. Sie hasste es, vor Menschen zu sprechen. Damit hatte sie schon an der juristischen Fakultät zu kämpfen gehabt und Hannah oft um Tipps aus der Theaterwelt gebeten. Hannah hatte immer zu ihr gesagt, sie solle so tun, als sei sie eine andere. »Du bist Anwältin, Bee. Also steig einfach auf das Podium und tu so, als wärst du … Susan Dey aus L. A. Law !«
    Hannah bedeckte ihre Augen mit den Händen und stieß einen langen Seufzer

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