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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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sei ein Dreckloch. Ein ehemaliges Pfarrhaus, eine heruntergekommene Farm, irgendein Stück unberührten Landes, das von einer Mauer umgeben und gesetzlich das Eigentum Frankreichs sei ... Ich weiß nicht, was es ist. Zu viele Probleme. Du kennst meinen Vater doch.«
    »Du bist der kenntnisreichste Grundstücksmakler in England, jedenfalls hatte ich das immer angenommen. Und du willst mir erzählen, dass du dich niemals dafür interessiert hast, dir euern eigenen Familiensitz anzusehen?«
    »Er gehört im Wesentlichen Onkel James. Ich meine, Dad ist kaum einmal dort gewesen.«
    »Woher weißt du das?«
    Martin hatte eigentlich keine Ahnung. Soweit er wusste, hatte sein Vater die meiste Zeit seines Lebens an vorderster Front arbeitend verbracht und an irgendwelchen fernen Orten biologische Forschungen durchgeführt. Aber vielleicht war das alles nur ein Trick und nichts anderes als Tarnung.
    »Wie dem auch sei, wir werden es schon bald erfahren. Ich fahre nachher nur noch einmal kurz zum Haus, um ein paar Sachen zu packen, und dann breche ich auf. James bestand darauf, dass ich mit dem Auto fahre.«
    »Du fährst nach Burgund? Heute Nachmittag?«, fragte Margaret nicht wenig erstaunt.
    »Nun, ich habe mich nicht genau genug ausgedrückt«, räumte Martin ein. »Max wird mich fahren.«
    »Aber ich dachte, James habe darauf bestanden, dass du alleine kommst.«
    »Das hat er auch. Aber wie du dir sicherlich vorstellen kannst, fühle ich mich nicht besonders wohl, wenn ich mit einem Auto auf der rechten Straßenseite fahren muss.« Margaret, die alles andere als Bewunderung für die Fahrkünste ihres Mannes empfand, gab einen spaßigen leisen Laut der Zustimmung von sich. »Ich rufe dich heute Nacht an«, sagte Martin und fügte dann hinzu: »Wenn ich mehr weiß.«

 
    KAPITEL 11
     
    S [email protected]
    In den zwanzig Minuten, für die Martin in sein Haus zurückgekehrt war, hatte er William Jardines Naturalist's Library mit dem speziellen Buch über Tauben und seiner kurzen Einführung mit dem Titel »Die Erinnerungen des Plinius« gefunden, geschrieben von dem Sohn eines Mannes, der durch die Schwefeldämpfe des Vesuvs am Tag, nachdem dieser Pompeji zerstört hatte, den Tod finden sollte. Ganz gleich, wie die Verbindung aussah, Martin hatte wenigstens den ersten Teil des Worträtsels richtig gelöst.
    Nun ergab sich die Frage, ob er vor der richtigen Konditorei wartete. Oder im richtigen Land. Es war Mittag. Er saß auf dem Rücksitz seines BMW 740 mit getönten Scheiben und hielt sein iPhone in der Hand. Eingeschaltet. Aber kein Wort von James Olivier. Nichts.
    Plötzlich wurde das Dorf durch einen lauten Ruf an die Engel erschüttert - das reinste akustische Bombardement. Es waren die Glocken einer eglise in der Nähe, aber immer noch keine E-Mail.
    »Mist«, kam es um acht Minuten nach zwölf über Martins Lippen.
    »Vielleicht sollte ich Sie alleine lassen, Sir«, schlug Max vor.
    »Das Ganze ist völlig verrückt.«
    »Das meine ich auch, Sir.« Sie hatten soeben eine Fahrt von fünfhundert Kilometern hinter sich. Das Navigationssystem hatte die Suche nach der richtigen Reiseroute zu einem Kinderspiel gemacht, aber der Verkehr war höllisch gewesen. Millionen von Touristen, die von einer Region Frankreichs in die andere wechselten. Sommer in Frankreich. Aber hier oben in Burgund war es kalt, und es regnete. Irgendwo in der Nähe von Sens hatte sich das Wetter drastisch verschlechtert.
    Sie fuhren langsam durch das Städtchen mit seiner typischen Mischung trister Nachkriegsstraßen, die von alltäglichen Läden wie etwa einem Friseursalon gesäumt waren. Ein Finanzamt gab es auch, außerdem den erst in jüngerer Zeit erbauten Bahnhof, auf dem nie ein TGV anhalten würde, und, im alten Stadtzentrum, einen Käseladen und eine Bäckerei. Am Ende einer mit Kastanien und Flieder bepflanzten Allee lag der örtliche Friedhof. Ein Kanal, der von einer gewölbten, aus Ziegelsteinen gemauerten Brücke überspannt wurde, wand sich zu einer Bergkette, die in der Ferne zu erkennen und mit Wald bedeckt war. Oberhalb des gemütlich dahinfließenden Gewässers hatte jedes Haus seinen kleinen Blumenkasten, dessen Bewohner in voller Blüte standen.
    »Max, holen Sie sich einen Kaffee. Und wenn Sie schon dabei sind - diese Schokocroissants sahen richtig gut aus. Ich möchte zwei davon.«
    Martin starrte auf sein iPhone. Seine Wi-Fi-Verbindung mit dem regionalen Netz funktionierte, aber nichts kam zu ihm durch.
    »Da kommt

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