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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Jeff gemacht hätten. Ich vermute, sie bezog sich
damit auf die Sportmedizinische Klinik.«
»Oder auf die große kommunistische Verschwörung«,
bemerkte Blake. Dann sah er den verletzten Ausdruck in
Sharons Augen und versuchte, seine Worte abzumildern. »Das
war nur so hingesagt«, sagte er entschuldigend. »Aber wir
wissen, daß Charlotte paranoid wurde, und mit Paranoia …«
»War sie wirklich paranoid?« unterbrach ihn Sharon. »Ich
glaube nicht, daß wir das wissen und behaupten können. Wir
wissen, daß sie verstört und aufgeregt war, und sie hatte allen
Anlaß, es zu sein. Nach dem, was mit Jeff geschehen ist, wäre
es unnatürlich, wenn sie anders reagiert hätte, nicht wahr?«
Blake holte tief Luft und ließ sich in seinen Bürosessel
nieder. »Na schön«, sagte er. »Was hast du auf dem Herzen?
Es geht nicht bloß um Charlotte, nicht?«
Sharon zögerte, dann gab sie sich einen Ruck. »Nein, es
sind verschiedene Dinge – Dinge, die mich überhaupt nicht
gestört hätten, wenn mir das eine oder das andere isoliert
untergekommen wäre. Aber ich habe immer mehr das Gefühl,
daß hier draußen etwas nicht in Ordnung ist, Blake.« Sie
machte eine ausholende Gebärde, und das nervöse Zittern ihrer
Hand verriet ihre Sorge. »Es ist alles miteinander – die Stadt,
die Schule, sogar die Jugendlichen. Alles ist zu vollkommen.«
Blake lächelte schiefmäulig. »Jeff LaConner ist anscheinend
nicht vollkommen«, wandte er ein. Dann wurde seine Miene
ernst. »Der Ramirez-Junge ist heute früh gestorben«, fuhr er
fort. »Wie ich höre, versucht seine Mutter noch immer, Jeff die
Schuld zu geben.«
Sharon kamen die Tränen, als sie sich der reglosen Gestalt
des im Koma liegenden Jungen erinnerte, aber sie zwang ihre
Gedanken zurück zu Jeff LaConner. »Aber Jeff ist fort, nicht
wahr?« fragte sie. »Und Charlotte fing an, viel Aufhebens
davon zu machen, und nun ist auch sie fort.«
»Augenblick mal«, begann Blake. »Das hört sich an, als
würdest du …«
Sharon ließ ihn nicht ausreden. »Ich bin nicht sicher, daß
wir richtig handelten, als wir hierherkamen«, sagte sie. »Zuerst
war alles gut und schön. Aber jetzt beginnt sogar Mark sich zu
verändern. Und es geschieht, seit er anfing, zu Dr. Ames zu
gehen.«
»Er trainiert systematisch, und das baut ihn auf …«
Aber wieder schnitt Sharon ihm das Wort ab. »Gestern
geriet er in eine Prügelei mit Robb Harris. Das sieht Mark nicht
ähnlich – er hat sich noch nie in seinem Leben mit anderen
geschlagen.«
Blake schob das Kinn vor und faltete die Arme auf der
Brust. »Was möchtest du?« fragte er. »Du möchtest, daß ich
Mark aus dem Sportzentrum zurückziehe? Vielleicht sollten
wir es damit nicht bewenden lassen. Vielleicht sollte ich bei
Tarrentech aufhören, und wir sollten nach Kalifornien
zurückziehen.«
»Vielleicht sollten wir das«, platzte sie heraus. War es das,
was sie die ganze Zeit unbewußt beschäftigt hatte? Sie war
nicht sicher.
Plötzlich glaubte sie zu sehen, daß Blakes Blick nervös
durch den Raum ging, als fürchtete er, daß sie sogar in der
Zurückgezogenheit seines eigenen Büros beobachtet würden.
Er suchte in der Tasche und warf ihr seinen Schlüsselring zu.
»Sieh mal«, sagte er, »ich weiß, du bist jetzt aufgeregt, und
vielleicht hast du sogar ein Recht, es zu sein. Aber das ist
etwas, was wir später diskutieren können, wenn wir zu Hause
sind, nicht wahr? Nimm den Wagen – ich werde heute abend
entweder gehen oder mit Jerry fahren.«
Es war eine Entlassung. Sharon war versucht, mit ihm zu
streiten, und zu verlangen, daß sie die Sache jetzt gleich
ausdiskutierten, aber sein Gesichtsausdruck und das seltsame
nervöse Zucken in seinen Augenlidern bewog sie, den Mund zu
halten. »Gut«, sagte sie schließlich, ging zu ihm, ihm einen
Kuß auf die Wange zu geben, und hatte einen Augenblick das
Gefühl, er wolle ausweichen. »Aber ich spaße nicht«, flüsterte
sie ihm ins Ohr. »Etwas geht hier vor, Blake. Ich weiß nicht,
was es ist, aber ich werde es herausbringen.«
Sekunden später begleitete Blake sie zur Tür und
verabschiedete sie mit einem Kuß. Als sie das Büro verließ,
hatte sie das sonderbare Gefühl, daß der Kuß nicht wirklich als
eine Geste der Zärtlichkeit gemeint gewesen war, sondern
vielmehr einem ungesehenen Publikum zuliebe gegeben
worden war.
    In dem Blake Tanners benachbarten Büro schaltete Jerry Harris
das kleine Gerät aus, das jedes nebenan gesprochene Wort
aufgezeichnet hatte. Er lehnte

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