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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Minuten herumlaufen, bevor Sie den Ausgang finden. Kommen Sie mit – ich
zeig’ Ihnen den Weg.«
Er ging neben ihr her, bog nach links, dann nach rechts, und
gleich darauf waren sie in der Eingangshalle. Sharon bedankte
sich, als der Sicherheitsbeauftragte ihr die Tür öffnete. Seine
Finger berührten höflich den Mützenschirm, und er wandte
sich ab. Sharon trat mit Herzklopfen hinaus in den kalten
Herbstnachmittag und überblickte den Parkplatz nach dem
Kombiwagen.
Erst als Tarrentech außer Sichtweite war, fuhr sie an den
Straßenrand, ließ den Motor im Leerlauf drehen und griff nach
der Handtasche, die sie in den Fußraum des Beifahrersitzes
gelegt hatte.
Mit zitternden Fingern öffnete sie die Tasche und zog das
erste der beiden Objekte heraus, die sie dem Karton beim
Aufzug entnommen hatte.
Es war eine kleine weiße Maus ohne besondere Merkmale.
Sie war tot, der Körper in der Leichenstarre versteift.
Sharon betrachtete den winzigen Leichnam ein paar
Augenblicke, dann legte sie ihn mit dem Papiertaschentuch auf
den Beifahrersitz.
Das andere Objekt war größer und mochte um die
zweihundert Gramm wiegen. Es sah der Maus ganz ähnlich,
nur schienen die Füße und Krallen abnorm groß, und der ganze
Körper hatte ein seltsam deformiertes Aussehen. Sharons
Hände zitterten noch mehr, als sie den Kadaver hielten, als
spürten sie durch die Fingerspitzen, daß etwas nicht stimmte.
Die weiße Ratte – wenn es wirklich eine war – befand sich
gleichfalls im Zustand der Leichenstarre, aber zwischen ihr und
der Maus gab es einen weiteren Unterschied.
Das Fell im Nacken der Ratte war rasiert, und dort befand
sich ein dunkler Bluterguß, in dessen Mitte eine Einstichstelle
zu erkennen war, als hätte die Ratte dort eine Injektion
bekommen.
Beide Tiere trugen kleine Metallmarkierungen am jeweils
rechten Ohr. Sharon mußte noch einmal in ihrer Handtasche
suchen, um ihre Lesebrille zu finden, bevor sie die winzigen
Zeichen erkennen konnte, die in die Metallplaketten eingeprägt
waren.
Die Kombinationen waren fast identisch. Beide
Markierungen bestanden aus derselben Serie von Ziffern und
Buchstaben: 05-08-89/M+61F+46.
Aber die Markierung der Ratte trug eine zusätzliche Zahl:
GH 13.
Sharon starrte die toten Tiere an und versuchte darauf zu
kommen, was die Kombinationen bedeuten mochten. Die
ersten sechs Ziffern, soviel war klar, bezeichneten ein Datum.
Aber der Rest?
Und dann glaubte sie, die Antwort zu wissen, aber sie
erschien ihr nicht ganz einleuchtend.
Nachdem sie die zwei kleinen Kadaver wieder in der
Handtasche verstaut hatte, legte sie den Gang ein und fuhr
weiter, während ihr Verstand bereits auf der Suche nach
Möglichkeiten war, die ihren Verdacht erhärten könnten.
War es wirklich denkbar, überlegte sie, daß beide Tiere aus
ein und demselben Wurf stammen konnten? Und wenn es sich
so verhielt, was war mit dem zweiten Tier geschehen, daß es so
groß geworden war?
Sie schauderte, spürte bereits, daß sie die Antwort nicht
wissen wollte – wußte aber auch, daß nichts sie daran hindern
würde herauszufinden, wie diese Antwort lautete.
    Mark schloß sein Schulheft, als das Klingelsignal ertönte, und
angelte unter seinem Platz nach der Büchertasche. Er hatte
heute nicht viel notiert; tatsächlich war es ihm schwergefallen,
sich überhaupt auf den Geschichtsunterricht zu konzentrieren.
Statt dessen war er unruhig auf seinem Platz herumgerückt,
hatte alle paar Minuten auf die Uhr gesehen und kaum das
Ende der Stunde erwarten können. Als nun die letzten
Klingeltöne verhallten, war er schon auf den Beinen und zur
Tür hinaus. Immer eine Stufe überspringend, lief er die Treppe
zum Erdgeschoß hinunter und hielt erst an, als er Linda Harris
seinen Namen rufen hörte.
    »Tut mir leid, das mit heute morgen«, sagte sie, als sie ihn
erreichte. Zum ersten Mal seit fast drei Wochen hatte sie ihn
nicht an der gewohnten Ecke drei Blocks von der Schule
erwartet, so daß sie den Rest des Weges zusammen gehen
konnten. Er hatte ein paar Minuten gewartet, und dann gedacht,
sie werde überhaupt nicht kommen. Als er dann vor der Schule
angelangt war, hatte er sie mit Tiffany Welch auf den Stufen
vor dem Eingang sitzen sehen. Auf seine Frage, warum sie
nicht gewartet habe, hatte sie zuerst so getan, als hörte sie ihn
nicht, um sich dann, als sie seine Gegenwart nicht länger
ignorieren konnte, kühl und abweisend zu verhalten. »Ich habe
mich heute morgen kindisch benommen.«
    Mark zuckte mit der Schulter.

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