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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zog einen Mantel an und verließ das Haus, ohne
zuzusperren.
Abgesehen von der Tatsache, daß es in Silverdale keine
Notwendigkeit gab, Türen zuzusperren, hatte Sharon gerade
einen Entschluß gefaßt, und sie fand, daß es keinen Sinn hatte,
ein Haus zuzusperren, zu dem sie nie wieder zurückkehren
wollte.
Denn sobald sie Elaine Harris’ Wagen bekäme, wollte sie
zur Oberschule fahren und Mark abholen, dann zur Grundschule, um Kelly mitzunehmen.
Und dann wollte sie, ohne irgendwem ihr Reiseziel zu
verraten, aus Silverdale wegfahren und nie mehr zurückkommen.
23
DIE KOPFSCHMERZEN FINGEN in der ersten Stunde an.
    Eine Weile merkte Mark kaum etwas; es war nicht mehr als
ein leichter Druck an der Schädelbasis. Doch im weiteren
Verlauf der Stunde kroch der Schmerz aufwärts in den
Hinterkopf, und als der erste scharfe Stich kam, verzog Mark
unwillkürlich das Gesicht und sperrte überrascht die Augen
auf. Der Mathematiklehrer, Carl Brent, sah ihn zufällig an, als
es geschah. Er hielt in seinem Vortrag ein.
»Hast du eine Frage, Mark?«
     
Die Schmerzwelle verebbte bereits, und Mark schüttelte den
Kopf. Brent sprach weiter.
    Der nächste Stich war schärfer, und als er Marks Schädel
durchbohrte, verkrampfte dieser unwillkürlich die Hand, die
den Bleistift hielt, und zerbrach ihn mit einem vernehmlichen
Knacken. Carl Brent runzelte die Stirn und sah ihn forschend
an. Der Junge sah blaß aus. »Ist dir nicht gut, Mark?«
    Der Schmerz ließ nach, aber nicht so rasch wie nach dem
ersten kurzen Stich. »Ich – ich habe Kopfschmerzen, das ist
alles«, sagte er. Er bückte sich, den zerbrochenen Bleistift
aufzuheben, der ihm vom Pult gerollt war, und als ihm das Blut
in den Kopf schoß, überkam ihn eine neue, übelkeiterregende
Schmerzwelle. Einen Augenblick glaubte er, sich übergeben zu
müssen. Er richtete sich schnell auf, aber schon standen ihm
Schweißperlen auf der Stirn. Er wischte sie fort, suchte in
seiner Büchertasche nach einem anderen Stift und versuchte
sich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber dann trübte sich
seine Sicht, und alles im Raum schien einen Rotschleier zu
bekommen. Und als Carl Brent in seinem Vortrag über
Flächengeometrie fortfuhr, entzündete sich tief in Marks
Innerem eine winzige Flamme unvernünftiger Wut.
    Die dritte Welle der Kopfschmerzen führte zu einem
Schweißausbruch am ganzen Körper, verbunden mit dem
unvermittelten Gefühl, von Durchfall überrascht zu werden.
Ihm schwindelte, und er beugte sich über das Pult und stützte
den Kopf in die Hände, um der Schmerzen Herr zu werden.
    »Ich glaube, du solltest besser ins Krankenzimmer gehen,
Mark«, sagte der Lehrer. Alle anderen Klassenkameraden
hatten sich zu Mark umgewandt, aber er rührte sich nicht, bis
Brent fragte: »Mark, hast du mich gehört?«
    Mark schluckte mühsam und nickte dumpf. Er stand auf und
ging einen Schritt den Mittelgang entlang, als eine weitere
Welle stechenden Schmerzes seinen Schädel durchfuhr, und er
mußte sich mit einer Hand aufstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Sofort sprang Linda Harris auf und ging mit einem
fragenden Blick Richtung Lehrer zu Mark.
Brent zögerte, nickte dann. »Geh mit ihm.«
»Ist schon gut«, murmelte Mark. »Ich schaffe es. Es sind
bloß Kopfschmerzen. Keine große Sache.« Die Flamme des
Zorns in ihm brannte heller.
Brent nickte Linda zu, die Mark beim Arm nahm.
»Komm mit«, sagte sie.
Seine Augen begegneten den ihren, und jähe Furcht
durchfuhr Linda. Marks Augen – noch tiefer eingesunken als
sie letzte Nacht gewesen waren – schienen sie zu durchbohren,
und für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie das Gefühl, er
werde sie schlagen. Dann klärte sich sein Ausdruck, und er
zuckte unter einer weiteren Schmerzwelle zusammen. Stumm
ging er weiter zur Tür, gestützt von Linda, die mit beiden
Händen seinen linken Arm umfaßt hielt.
Verna Sherman hörte die Tür zum Vorzimmer gehen und
rief der eingetretenen Person zu, sie solle gleich ins
Krankenzimmer kommen. Rasch beendete sie ihre Eintragung
in die Akte, die sie vor sich liegen hatte, schob sie dann
beiseite, als Mark Tanner, auf Linda Harris gestützt, hereingewankt kam und auf einen der Stühle sank, den Kopf
zwischen den Händen.
Verna spürte einen Druck im Magen, als sie Mark erblickte.
Es war nicht das erste Mal, daß sie diesen seltsamen Ausdruck
in den Augen eines der Jungen sah. Sie griff zum Telefon und
wählte die Nummer von Phil Collins’ Trainerzimmer. Sobald
sie seine

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